Laufen mit der Neoblase, so war meine verzweifelte Frage,die ich am 24.11.2006 als ersten Beitrag von mir in diesem Forum stellte. Heute, 6
Monate später weiß ich es, es geht, ich laufe wieder, mit der Neoblase……..
Am 6.5.2007 Halbmarathon in Mainz
März 2006: ein recht kühler, aber sonniger Morgen , ich war mitten im Training für den Mainz- Marathon und hatte heute einen 14 KM- Waldlauf auf meiner Liste , ich genoss es, wie schon so oft, in den kühlen noch fast menschenleeren Wald hineinzulaufen, nur das schon beginnende Vogelgezwitscher und mein eigenes ruhiges Atmen in den Ohren. Nach etwa der Hälfte der Wegstrecke, verspürte ich schon den ersten Harndrang und nahm mir vor , hinter der kleinen Anhöhe, die nun begann ,dort oben hinter einem Busch, mich zu erleichtern. Ich ärgerte mich etwas über mich, weil mir eh in der letzten Zeit aufgefallen war, dass ich ungewöhnlich oft, auch zu Hause, auf Toilette mußte,ich führte das allerdings auf meine ebenfalls reichliche Flüssigkeitsaufnahme während des Lauftrainings zurück.
Als ich nun so hinter diesem Busch stand und die letzten Tropfen von meinem „besten Stück“ abschüttelte, stutzte ich: war da eben nicht eine leicht rosa Farbe zu sehen, oder habe ich mich getäuscht? Sollte ich etwa Blut im Urin haben, oder hatte ich zu wenig getrunken und mein Urin war halt konzentrierter und damit auch dunkeler, hatte eben eine andere Farbe. Ich beschloss, von nun an etwas mehr auf die Farbe meines Urins zu achten und auch konsequent mehr zu trinken.
Zuhause angekommen erzählte ich meiner Frau Ev von dem, was mir aufgefallen war und sie meinte, ich solle sobald als möglich einen Urologen aufsuchen, um das abzuklären. Ich beruhigte sie mit dem Hinweis, ich würde meinen Urin noch etwas weiter beobachten und wenn die Farbe nochmals auffällig sei, auch zum Arzt zu gehen, vielleicht hätte ich mich ja auch getäuscht. Im selben Augenblick aber ärgerte ich mich über mich, überhaupt etwas gesagt zu haben, wo ich doch weiß, wie ängstlich Ev auf solche Aussagen reagiert und wie schnell sie beim Arzt ist, um Abklärung zu bekommen. Ärzte oder Krankheiten waren überhaupt nicht mein Ding,ich bin schließlich 194cm groß, ein Marathonläufer, ein Leistungssportler und fit wie ein Turnschuh, auf der Höhe meiner Leistungsfähigkeit. Gut, ab und zu zwickt es halt im Kreuz und mit dem Sex läuft es auch nicht mehr so wie noch vor 30 Jahren, aber man ist ja auch schon 53 Jahre und für das Alter doch noch gut beisammen, was soll ich denn jetzt schon beim Arzt herumsitzen, verlorene Zeit, der findet eh nix! Außerdem hatte ich mir ja erst vor einigen Monaten meine PSA – Marker bestimmen lassen und es war nichts dabei herausgekommen, außer einer Rechnung über 30€, weil die Krankenkasse diese Untersuchung nicht übernommen hatte.
Mein Lauftraining ging weiter, ich trank etwas mehr Wasser, beobachtete immer mal meine Harnfarbe und konnte mit Erleichterung feststellen, kein Blut im Urin, mein Harn war glasklar manchmal etwas gelbstichig, aber nicht mehr rosa oder gar rot. Ich lief den Mainz Marathon im Mai mit einer für mich guten Endzeit und reduzierte mein Laufpensum bis Anfang Juli, um mich dann wieder in das Training für den Münchenmarathon im Oktober zu stürzen. Davor lag noch ein kleiner 20km Volkslauf im September, auf den ich mich ganz besonders freute, weil dies der erste Wettkampf über diese Distanz in meiner Region sein sollte.
Anfang August in der Firmenurinale dann der Schock, wieder, wie aus heiterem Himmel, rosa Urin und dann die letzten Tropfen Blut, reines rotes Blut. Ich war so verunsichert, so ungläubig, dass ich meinen Kopf fast ganz in das Urinale tauchte, um festzustellen, ob es auch wirklich von mir sei, dieses Blut oder von einem meiner Vorgänger, der nicht gespült hat. War es überhaupt Blut, oder war es nur eine zerquetschte tote Fliege, ein anderer Fremdkörper?
Die nächsten beiden Tage wieder völlig normaler Harn, teilweise fast weiss, dann am dritten Tag, nach einem 10 km Powerlauf, wieder eine dunkele Farbe im Urin, diesmal nicht mehr rosa, sondern dunkelgelb, oder rot??
Der Termin beim Urologen DR.J war nun unabdingbar und wurde gemacht in 14 Tagen, also Mitte August durfte ich antreten. Ich selbst war allerdings auch nicht untätig, ich suchte in Google, nach dem Laufe Blut im Urin und bekam eine ganze Menge Hinweise, die mich nun doch wieder beruhigten.
Es war also bekannt, dass Langstreckenläufer öfter einmal nach einem Lauf Blut im Urin hatten, von Wund gelaufenen Blasenschleimhäuten und solchen Sachen war da die Rede, kein Grund zur Besorgnis also, das lässt schon wieder nach.
Also wer sagt es denn, alles wie bei mir, meistens nach dem Laufen Blut im Urin und dann wieder kristallklare Flüssigkeit. Den Besuch beim Urologen könnte ich mir eigentlich sparen, aber jetzt wo ich eh einen Termin habe, gehe ich zwecks Absicherung mal hin.
Die Zeit bis zum Urologen verbrachte ich ohne große Sorgen auch wenn ich ab und zu wieder rötlich gefärbten Urin hatte, ich wusste ja nun woher es kam. Dem Internet und Google sei Dank.
Der Besuch beim Herrn DR.J lief dann auch entsprechend ab. Ich erklärte ihm meine Beschwerden, sagte ihm dass ich Langstreckenläufer sei und sagte ihm auch was ich im Internet gelesen habe. Er war nach kurzem Nachdenken ebenfalls der Meinung dass mein blutiger Urin vom Laufen kommt. Er erklärte mir noch wie das mechanisch ablaufen würde, mit Schleimhäuten, die aneinander reiben, sich entzünden usw. Er meinte, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, die Prostata oder Blasenkrebsrate wäre in meinem Alter verschwindend gering und es wäre ein großer Zufall, wenn ausgerechnet ich als Sportler das bekommen hätte. Nichtsdestowenigertrotz machte er einen Ultraschall von Blase und Niere , ordnete Laboruntersuchungen an und ein Röntgen der Blase unter Kontrastmittel. Dies geschah alles in den nächsten Tagen und war wie von ihm erwartet auch ohne Befund.
Na also, hab ich´s doch gewusst, alles in Ordnung bei mir, nun kann ich mich in Ruhe und ohne Angst auf den München-Marathon vorbereiten.
Oktober 2006, ich bin meinen Marathon gelaufen, es war der glatte Wahnsinn und beim Einlauf in das Olympiastadion, reines Gänsehautfeeling. Ich war glücklich und zufrieden an diesem Tag, wenn da auch etwas war, was ich in den letzten beiden Monaten verdrängt hatte. Das Blut im meinem Urin trat in dieser Zeit doch öfter und auch in den trainingsfreien Tagen auf, so langsam begann ich daran zu zweifeln, dass da nur das Laufen schuld sein solle. Ich beschloss, eine konsequente Trainingspause zu beginnen, um zu beobachten, ob eine Besserung meiner Situation eintreten würde.
November 2006
Es ist mir total schwer gefallen, 4 Wochen nicht zu laufen, an meinem Zustand hatte sich nicht viel geändert, Blut hatte ich immer noch im Urin und ich hatte den Eindruck ,dass er sogar etwas dunkeler als in der Vergangenheit war, einmal hatte ich für einen kurzen Moment sogar dunkelrotes Blut in meinem Harnstrahl und das, obwohl ich nicht mehr gejoggt bin. Es hat keinen Sinn , ich muss zum Urologen und zwar
schnell. Ich machte einen Notfalltermin aus und konnte diesen auch schon in den ersten November-Tagen wahrnehmen. Der Urologe zeigte sich erstaunt über mein Erscheinen und bat mich um eine erneute Schilderung meines Problems. Er sagte darauf:“ ich kann ja noch mal nachschauen, aber Sie werden sehen, wir finden nichts, eine Spiegelung hätte ich Ihnen gerne erspart.“
Ich sagte ihm, ich würde nun doch um eine Spiegelung bitten, wenn er auf dem Ultraschall wieder nichts sieht und er erklärte sich sehr ungern dazu bereit. Auf dem Ultraschall war tatsächlich wieder nichts zu sehen, DR.J meinte zwar, er könne nun doch eine kleine Unregelmässigkeit sehen, aber gefährlich sah es seines Erachtens nicht aus. Zur Sicherheit meinte er, machen wir nun doch eine Blasenspiegelung.
Ich wurde in das Zimmer mit dem urologischem Stuhl geführt und gebeten, meinen Unterkörper freizumachen. Dann musste ich meine Beine in die beiden Halterungen des Stuhles legen, ich kam mir vor wie bei einem Frauenarzt. DR. J erklärte mir mit ruhigen Worten, dass er mir nun eine Flüssigkeit in die Harnröhre spritzen würde, damit diese betäubt sei und er mit dem Endoskop schmerzfreier in meine Blase sehen kann.DR. J hatte recht, ich merkte von der Blasenspiegelung bis auf ein mehrmaliges winziges Ziehen kaum etwas. Nach weniger als 10 Minuten war der ganze
Spuk auch schon zu Ende. Fragend sah ich nun den Doc an und er meinte er hätte nun gefunden was er gesucht habe, zwei knapp erbsengrosse Papillome, nichts bösartiges wie er vermute, aber raus müssten die doch. Er würde gleich einen Termin zur stationären Aufnahme in den Unikliniken machen , seine Arzthelferin rief dann auch gleich dort an und bekam einen Termin zur TUR-B am 26.11.2006.
Völlig verstört, aber noch guten Mutes (es war ja wohl nichts Bösartiges) verliess ich die Praxis.
Das war am Freitag, dem 10.11.2006, am Montag, dem13.11.2006 machte ich noch mal einen Powerlauf von 16 km in meinem geliebten Wald und hatte dann prompt am Montagabend beim Toilettengang nur noch Blut, reines Blut im Klobecken und war zu Tode erschrocken, den so intensiv war es noch nie und vor allem, es hörte weder am Abend noch in der Nacht und auch nicht am andern Morgen auf. Es kam kein Urin mehr, sondern nur noch Blut.
Am anderen Tag, also am Dienstag, ging ich zum Urologen und liess mich als Notfall in die Uni überweisen, es war Dienstag, der 14.11.2006.