Vor meiner Erkrankung bzw. deren Feststellung ging ich 4-5 mal täglich pinkeln und entleerte dabei jedesmal meine Blase mit einem kräftigen, langen Strahl.
Irgendwann vor ca. 2 Jahren, im Herbst 2001, bekam ich Schwierigkeiten beim Pinkeln.
Zuerst war es nur ein unangenehmer Schmerz, welcher sich beim „rausdrücken“ der letzten Urintropfen bemerkbar machte. Außerdem mußte ich immer häufiger auf die Toilette.
Etwa alle 1 1/2 Stunden hatte ich Druck. Die Urinmenge war für diesen - teilweise sehr starken und plötzlich auftretenden - Druck recht gering, vielleicht eine halbe Tasse bis max. eine Tasse voll.
Ich war der Meinung, ich hätte mir eventuell die Blase etwas erkältet, da es zu dieser Zeit in unserer Firmenhalle recht kühl war, aber eben noch nicht so kühl, daß man die Heizung anstellen mußte.
Dies ging etwa 2 Wochen lang so, bis ich eines Tages einen sehr starken und dunkelroten Strahl pinkelte. Ich wäre fast hintenübergefallen, so sehr hatte mich dieser dunkelrote Urinstrahl erschreckt.
Jetzt sagte ich mir : „Petersmann, es ist die Zeit gekommen war, einen Urologen aufzusuchen.“
Ich war zu diesem Zeitpunkt 58 Jahre alt und noch nie organisch krank, zumindestens nicht so krank, daß ich deswegen einen Arzt aufsuchen oder gar ins Krankenhaus mußte, sieht man einmal von einer Gelbsucht im Jahre 1948 und von einer Blinddarmentzündung mit erfolgter Operation im Jahre 1959 ab.
Dem Urologen Dr. Schinkel in meiner Heimatstadt Hohenlimburg habe ich gesagt, daß ich Blut pinkeln würde und Schmerzen beim Wasserlassen hätte.
Dr. Schinkel machte eine Ultraschalluntersuchung und diagnostizierte eine Entzündung in der Blase direkt an der Harnröhre.
Eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel wurde ebensowenig durchgeführt wie eine Blasenspiegelung.
Heute nehme ich an, daß dies wohl ein entscheidender Fehler war.
Aber da ich selber kein Fachmann bin und daher einen solchen aufgesucht habe, hatte ich mir auch weiter keine Gedanken gemacht, vor allem deswegen nicht, weil die Tabletten, welche mir Dr. Schinkel verschrieb, sofort, d.h. innerhalb von 4-5 Stunden, anschlugen und meine Beschwerden wie weggeblasen waren.
Bei der am darauffolgenden Tag erfolgten Nachuntersuchung habe ich dies noch sehr lobend erwähnt....
2 Jahre hatte ich Ruhe, bis um den 20. September 2003 wieder diese Schmerzen beim Pinkeln auftraten und auch etwas Blut im Urin war.
„Na ja,“ dachte ich mir, „geh zum Schinkel und laß Dir diese Wundertabletten nochmal verschreiben“
Inzwischen hatte Dr. Schinkel seine Praxis aber an einen jungen Arzt, Dr. Schacht, übergeben.
Da dieser sicherlich auch die Patientenakten übernommen hatte, hatte ich um einen Termin ersucht.
Wie´s der Teufel wollte, war der Tag, als ich anrief, der letzte Arbeitstag des Doktors vor einer 2 - wöchigen Praxisschließung wegen Urlaub.
Ich fand dies nicht so wichtig, da ich mit der Sache vorher gelebt hatte und auch die 2 Wochen noch rumkriegen würde.
Dann allerdings mußte ich mittlerweile auch jede Nacht mindestens 3 bis 4 mal aufstehen, da meine Blase mich weckte. Es wurde immer unangenehmer, weil ich nicht mehr ausschlafen konnte. Als Eigentümer einer kleinen Firma konnte ich nicht immer übermüdet ins Büro kommen.....
Daher war ich froh, als die Praxis wieder geöffnet war und ich meinen Untersuchungstermin wahrnehmen konnte.
Donnerstag, der 09.10.03
Ich schilderte Dr. Schacht die Symptome und sagte ihm natürlich auch, daß ich bei Dr. Schinkel behandelt worden war. Na ja, das war ihm selbstverständlich aus der Krankenakte bekannt.
Auch Dr. Schacht machte als erstes eine Ultraschalluntersuchung. Außerdem hatte ich eine Urinprobe abgegeben.
Dr. Schacht machte noch die „Hafenrundfahrt“ und befand die Prostata als ganz ausgezeichnet, ohne jeden Makel. Nebenbei fragte er mich, wie ich denn meinen Leistenbruch pflegen würde. „Welchen Leistenbruch?“ fragte ich zurück.
„Na, Ihren. Sie haben einen richtig schönen, typischen Leistenbruch.“
( Diese etwas größere Erhebung an meiner linken Leiste habe ich schon seit einigen Jahren, wußte aber nicht, daß es sich um einen Leistenbruch handelt, sondern dachte mehr an eine Fettansammlung. Na ja, Muskeln und Samenstränge usw. usw. Ich habe nämlich, bei 193 cm Körperhöhe, ein Gewicht zwischen 111 kg und 113 kg mit einem entsprechenden Bauchansatz, aber eine schmale Taille und einen recht kleinen Hintern. Ergo hätte der Dr. Schinkel diesen Leistenbruch vor 2 Jahren ebenfalls bemerken müssen !! )
Bei den anschließenden Gespräch sagte mir Dr. Schacht jedoch, irgendetwas in der Blase würde ihn stören, daher wollte er auf jeden Fall noch eine Blasenspiegelung durchführen. Als Termin vereinbarten wir den folgenden Montag, den 13.10.03. um 15:00 Uhr.
Ich sagte, er solle mir etwas gegen den Harndrang geben, damit ich wenigstens übers Wochenende etwas Ruhe bekäme.
Dies verweigerte er mir mit dem Hinweis, wenn ich so lange nachts gepinkelt hätte, wären die 3 Tage auch noch auszuhalten. Er gäbe mir nichts, was - eventuell - die Untersuchung beeinflussen könnte.
Montag, der 13.10.03
Zu meinem Erstaunen wurde ich als erstes in einen Röntgenraum geführt und bekam ein Kontrastmittel geträufelt, welches für eine Röntgenaufnahme von Niere, Harnleiter und Blase bestimmt war.
„Besser ist besser“ meinte Dr. Schacht auf meine Frage. Nach Auswertung der Röntgenaufnahme war er schon etwas aufgeregter und bestand auf eine sofortige Blasenspiegelung, welche er dann auch durchführte.
( Übrigens hatte ich schon mehrfach gehört, wie unangenehm eine solche Blasenspiegelung sei, aber ich habe fast gar nichts davon bemerkt. Dr. Schacht meinte, dies läge an meiner sehr gut ausgebildeten Prostata, an welcher er glatt und problemlos vorbeikommen würde.)
Es ging alles recht fix. Dr. Schacht bemerkte noch: „Scheiße, jetzt habe ich es doch noch verletzt“ und sagte mir, noch während ich auf dem Gynäkologenstuhl hockte, ich solle im Wartezimmer warten, er wolle erst die Akutfälle behandeln, bevor er sich mit mir unterhalten müsse.
„Au,au,“ sagte ich, „das hört sich aber gar nicht gut an.“ „Ja,“ erwiderte er, „das ist auch gar nicht gut.“
In dem Moment wußte ich natürlich, was auf mich zukam.
Dr. Schacht fragte, ob er offen mit mir reden könne. Er sagte mir schonungslos, ich hätte ein recht großes Karzinom in der Blase,
unglücklicherweise auch noch direkt neben dem Harnleiter der rechten Niere. Die rechte Niere und der Harnleiter seien mit Flüssigkeit gefüllt, was darauf hindeuten würde, daß der Urin der rechten Niere nicht oder nur sehr langsam abgeführt würde. Dies wiederum ließe darauf schließen, daß das Karzinom den Harnleiter zudrücken würde oder gar schon in diesen hineingewachsen sei.
Auf dem Röntgenbild konnte man die linke - schwarze - Niere und den linken - weißen und sehr dünnen - Harnleiter sehr gut und sauber erkennen.
Die rechte Niere war fast weiß, was auf sehr viel Flüssigkeit deutete, und der rechte Harnleiter ( im Verhältnis zum linken Harnleiter ) ebenfalls weiß und so dick wie mein kleiner Finger. Und mein kleiner Finger ist nicht gerade dürr......
Dr. Schacht empfahl eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus und nannte dabei die Urologie des Allgemeinen Krankenhauses Hagen, Chefarzt Dr. Hahn.
Er machte mich auf die Folgen einer Verschleppung dringlich aufmerksam und erläuterte mir offen, daß er damit rechne, daß mir nicht nur die Blase, sondern auch der Harnleiter und die Niere entfernt werden würden, wenn ich noch länger warten würde.
Selbst so, im Blasenspiegel, sähe das Karzinom schon sehr bösartig aus. Dr. Schacht empfahl mir, nicht länger als 2 Wochen mit einer entsprechenden Blasenausschälung zu warten, am besten wäre es, ich ginge am nächsten Tag, also am Dienstag, den 14.10.03, ins Krankenhaus.
Eine entsprechende Überweisung gab er mir sofort mit und erwähnte, alle Unterlagen sofort an das Krankenhaus zu faxen.
Die Röntgenbilder händigte er mir aus. Da ich selbständig bin und daher vorher einige Dinge zu regeln hatte, rang ich Dr. Schacht eine Frist bis Montag, den 20.10.03 ab.
Seit der Blasenspiegelung pinkele ich Blut, mal mehr, mal weniger, aber immer ist der Urin etwas gefärbt.
Das Krankenhaus rief mich dann am Donnerstag, den 16.10.03 an und teilte mir mit, daß ich am Donnerstag, den 23.10.03 um 08:00 Uhr eintreffen solle. Ich würde am Freitagmorgen, den 24.10.03 operiert bzw es würde das Karzinom mit einer Schlinge ausgeschält.
( Mir war das lieb, denn ich hatte dem Krankenhaus gesagt, ich zahlte einen Privatzimmerzuschuß für ein Einzelzimmer. Ich selber bin Schnarcher, kann aber auf gar keinen Fall einen anderen schnarchen hören.... Und ab dem 23.10.03 war das Einzelzimmer - übrigens das einzige Einzelzimmer auf der Urologie - frei )
23.Oktober 2003
Donnerstag, der 23.10.03
Nach der Anmeldung bei Frau Schindler wurde mir das Zimmer 218 zugewiesen, ein sehr kleines Einzelzimmer mit Nasszelle, aber ohne Dusche. ( Die Dusche befand sich im Nebenzimmer, nur über den Flur erreichbar. Ein äußerst idiotische, architektonische Meisterleistung, da ohne jedes Problem beide Räume hätten zusammengelegt werden können. Vor allem, weil die ganze Station kurz vorher komplett renoviert worden war. Der Baderaum, welcher zum Zimmer 218 gehört, wird eh´ als Abstellkammer für Gehhilfen, Rollstühle, Toilettenstühle usw. verwendet. Ich war doch
etwas enttäuscht, immerhin bezahlte ich täglich zusätzlich 72,00 Euro für das einzige Zimmer auf der Station, welches keine Dusche hat...... )
Aber es darf und soll nicht unerwähnt bleiben, daß ich sehr freundlich aufgenommen wurde. Alle Schwestern und Pfleger stellten sich vor und waren äußerst zuvorkommend.
Vormittags kam ein Dr. Vieler, nahm reichlich Blut ab und machte eine Ultraschalluntersuchung. Danach kamen die obligatorischen Fragebögen, welche ich ausfüllte.
Inzwischen hatte ich mein Laptop angeschlossen und bemerkt, daß es in dem Krankenhaus recht schwierig war, ins Internet zu kommen, da ich meistens 10 bis 12 Wählversuche brauchte, um eine Verbindung herzustellen, wenn überhaupt.
Es kam eine Schwester und fragte mich nach meinem Appetit, da ich die Möglichkeit hätte, mein Frühstück und Abendessen mengenmäßig selbst zu bestimmen.
Das Mittagessen konnte aus einer von 3 Speisen ausgewählt werden, da ich aber privat lag, hatte ich die Möglichkeit, aus einer zusätzlichen - sehr umfangreichen - Karte für 3 Tage im Voraus zu wählen.
Da ich gern esse, habe ich natürlich reichlich bestellt. Ein Schock war aber dann schon das Mittagessen. Ein Stück Putenfleisch mit Soße und etwas Reisähnlichem....
Der Anästhesist Dr. Mufti kam, um mit mir über die Narkose zu sprechen. Ich entschied mich für eine örtliche Betäubung in die Wirbelsäule, welche nur den Unterkörper betäubt. Den Fachausdruck dafür habe ich vergessen. ( Anm.: Heute kenne ich ihn natürlich : "Spinalanästhesie" oder auch "Periduralanästhesie" )
Da ich Raucher bin, wollte ich mir eine ziehen. Und da ich in einem großen Krankenhaus lag, war ich der Meinung, es gäbe so etwas wie eine Raucherecke in einer Cafeteria oder ähnliches. Gibt es auch. Das einzige „Raucherzimmer“ im ganzen Krankenhaus, und dies direkt auf meiner Station am Ende des Ganges. Aber es ist nur ein „geduldetes Raucherzimmer“
Aber was für eine Zumutung :
Ein Schlauch von ca. 6,00 m Länge und 1,20 m Breite, in einem erbärmlichen Gelb gestrichen, mit einem alten Gartentisch und 4 Stück kunststoffbezogener, völlig durchgesessener Stahlstühle. In dem Raum gibt es keine Heizung, alle Fenster stehen auf Kippe, damit auch ja keinFitzelchen Rauch auf den Flur dringen kann. In einer Ecke eine künstliche Sansiverie, an der Wand drei Fotografien. Das war´s.
Schweinekalt ist es in dieser „Loggia“ ( das steht nämlich an der Tür ). Es fehlen eigentlich nur die Gitter vor dem Fenster. Schlimmer kann es im Knast auch nicht sein.
Ich jedenfalls finde eine derartige „Raucherecke“ menschenunwürdig und menschenverachtend.
Aber noch viel schlimmer dran sind ja die Patienten in den anderen Gebäuden !! Da herrscht überall absolutes Rauchverbot.
Die Kranken sitzen bei Wind und Wetter draußen vor dem Haupteingang, um sich eine Zigarette zu rauchen. Bei Regen und Schneefall ebenso wie bei bitterer Kälte. Vorgestern und gestern war es ja nun mal richtig nasskalt und teilweise hat es am Samstag sogar geschneit.
Trotzdem saßen die Patienten da draußen und torften sich eine, weil ihnen im Gebäude die Befriedigung ihrer Sucht „ im Interesse der Allgemeinheit“ untersagt ist. Dabei wäre es doch wirklich kein unlösbares Problem, z. B. in der Cafeteria durch den Einzug von 2 Stück Wänden eine Raucherzone zu schaffen bzw. in den vielen Gebäuden einige Raucherecken zu finden. Das Krankenhaus wird momentan modernisiert. Jedem Alki und jedem H-Süchtigen wird geholfen, aber für Raucher wird in Krankenhäusern nicht einmal eine Raucherecke geschaffen.
Wenn man weiß, daß etwa 35 % aller Deutschen über 16 Jahren rauchen und wenn man gleichzeitig den - neuen - Hinweisen auf den Zigarettenschachteln glaubt, daß Rauchen nicht nur krank, sondern auch tot machen kann, eine faltige Haut schafft und im übrigen ein Raucher eh´ im Krankenhaus landet, dann ist anzunehmen, daß etwa 50 bis 55 % aller Patienten rauchen ( die anderen sind ja diesen Krankmachern nicht so extrem unterworfen... ) Anstatt also auf diese gehörige Menge Menschen einzugehen und entsprechende Raucherzimmer zu schaffen, werden
die Raucher vollkommen ausgeschlossen.
Geradeso, als wüßten weder die Architekten noch die Krankenhausträger, daß Nikotin ein Nervengift und daher ein Suchtmittel ist.
Raucher werden in diesem unserem Staat mehr kriminalisiert als ein richtiger Ganove, und der Staat zockt über die Tabaksteuer auch noch richtig ab. Weint dabei aber Krokodilstränen ( siehe Aufschriften auf den Zigarettenschachteln ). Ich nenne dies „Staatsprostitution“.
Aber ebendies sollte einmal gesagt werden. Auch oder gerade ein Krankenhaus muß wissen, welchen Qualen es die Raucher durch ein absolutes Rauchverbot aussetzt. Und daß die Raucher unter den Patienten eine Lungenentzündung riskieren, wenn sie draußen vor der Tür eine torfen.
„Und wenn schon. Dagegen haben wir Antibiotika. Gestorben ?? An einer Lungenentzündung ?? Hätte sich doch nicht draußen hinsetzen müssen, um zu paffen. Selber schuld...“
Abends fand ich dann eine Scheibe Graubrot und eine dieser glibberigen, weichen Toastbrotschnitten in Verbindung mit einem Döschen halbfetter Diätmargarine, einer Scheibe Wurst und einer Scheibe Käse auf dem Teller.
Mir schwoll schon der Hals. Meine Frau ging in den Küchenraum, um zu erfahren, wie ein ausgewachsener Mensch von einem solch erbärmlichen Abendessen satt werden sollte. Es wurde ihr dann gesagt, eine entsprechende Abstimmung der Speisen könnte erst am nächsten Tage erfolgen.
Nachdem mein geliebtes Eheweib gegangen war, erhielt ich eine Spritze, zur Beruhigung, obwohl ich keinesfalls aufgeregt war.
Mein Blutdruck war 120 zu 80, mein Puls 82. Man legte mir schon einmal Thrombosenstrümpfe und ein hinten offenes OP-Hemd hin.
Die Matratze in dem Bett war eine Zumutung, viel zu hart für mich. Ich konnte kaum schlafen, da mir Wirbelsäule, Hüfte und Nacken schmerzten, dazu kam die verdammte nächtliche Pinkelei, sodaß ich am Freitagmorgen wie gerädert aufwachte.