Frau mit orthotoper Neoblase, Österreich (Rückblick 2019 auf Diagnose in 2012)

  • Heute vor genau 7 Jahren wurde meine Blase in der Uniklinik Wien entfernt, ich bekam die orthotope Neoblase mit der Vorstellung der natürlichen Entleerung. Dem wurde nicht so, nach einigen Monaten der Übung und Verzweiflung wegen der nassen Missgeschicke wurde die Prophezeiung mancher Ärzte wahr, Hyperkontinenz!



    Für mich kein Schreckgespenst, für mich eine Befreiung! Eine Inkontinenz, egal welcher Ursache, schränkt die Lebensqualität ungemein. Ich wurde trocken! Für den Preis der regelmässigen Katheterisierung (ISK), die jetzt meinen Tag taktet. Erst 4-stündig mit Überlaufgefahr. Ich traute mich nicht z.B. ins Theater zu gehen. Heute würde ich gar einen Tagesausflug in die Natur machen, die Intervalle verlängerten sich, alle 5-6 Stunden normal, bis 7 Stunden wenn ich es vergesse oder keine passende Örtlichkeit vorhanden. Nachts einmal raus, leider.



    Das Blasenforum war um die OP herum und lange danach mein Freund und Begleiter. Ich bekam Informationen und konnte anhand Schicksale Anderer meine Situation besser tragen. Es kam Chemo, mit den ganzen Problemen und Nebenwirkungen. Die teilweise bis heute. Die angekratzte Nierenfunktion als das schlimmste. Bei jeder CT Kontrolle bettele ich um das Kontrastmittel, um bessere Aussagekraft des Lungenbildes zu bekommen. Einige Schmerzen ertrage ich besser ohne Schmerzmittel, auf mein Wundermittel Diclofenac verzichte ich inzwischen völlig. Herpes Zoster Schmerzen in diesem Frühjahr wurden mit Novalgininfusionen bekämpft, die verbliebenen Nervenschmerzen mit Gapapentin – jede Tablette nehme ich mit schlechtem Gewissen und hoffe, die Nieren nehmen es mir nicht übel. Zum Glück bin ich soweit gesund und brauche keine Medikamente



    Ich lebe also mit der bösen Diagnose von 2012 und lebe normal. Natürlich ist da ganz hinten im Kopf dieser Wurm, was wenn… wenn die schlafenden Krebszellen wach werden? Wenn die Verwachsungen als Folge des Eingriffes am Darm wieder entstehen? 2014 folgte deswegen wieder eine OP, ein Stück Dünndarm kam wegen Perforation raus. Die Verwachsungen sind nicht vorher diagnostizierbar.



    Aber mit den Jahren wurde ich ruhiger. Ich denke möglichst nicht an Komplikationen, nicht an Krankheiten. Zum Arzt gehe ich nur, wenn es absolut notwendig ist und hoffe, nicht wieder mal ins Krankenhaus gehen zu müssen. Schon bei der Vorstellung des typischen Krankenhausgeruchs wird mir übel.



    Aus genanntem Grund lese ich auch im Blasenforum nicht… bitte, meine liebgewonnen Moderatoren, um Verständnis! Ich will nicht erinnert werden, nicht runtergezogen werden durch schlimme Nachrichten. Zuletzt war es eben die 67-jährige Patientin mit Lungenmetastasen nach 7 Jahren (es schrieb ihre Tochter). Habe meinen Onkologen gefragt, wie es möglich ist. Er war es, der es mit den schlafenden Krebszellen erklärte. Meine Zuversicht begann zu schwanken.



    Ich weiss, dass es Sie gibt und bin sicher, sollte ich in Schwierigkeiten sein, werde mir meine Abtrünnigkeit verziehen.

    Herzliche Grüsse aus Niederösterreich und SK-Bratislava. Wenn alles gut geht, melde ich mich bei 10-jährigem…

    Ihre Vienessa

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde