Auch Frauen haben eine Neoblase (Bericht aus dem Jahr 2008)

  • Mein Name ist Elke und ich bin 56 Jahre alt. Seit Februar 2007 habe ich eine Neoblase.


    Im Oktober 2006 bemerkte ich, das mein Urin dunkel wurde. Daraufhin sprach ich meine Hausärztin an, die dann eine schwere Blasenentzündung feststellte und mir Antibiotika verschrieb. Bei der Kontrolluntersuchung Mitte November konnte sie keine Verbesserung feststellen und überwies mich zum Urologen. Ende November bekam ich dann endlich einen Termin. Nach einer Urinuntersuchung bekam ich nochmals Antibiotika und wurde zum Nierenröntgen geschickt. Mitte Dezember hatte der Urologe meine Röntgenbilder, die Auswertung vom Urikult und meinte, Blut im Urin wäre kein gutes Zeichen, aber er geht jetzt 3 Wochen in den Urlaub. Wir sehen uns am 18.01.2007 zur Blasenspiegelung. Mit dieser Aussage und der Ungewissheit, verbrachte ich die Feiertage.


    Bei der Blasenspiegelung stellte er dann einen Tumor fest und schickte mich zu ein Tur-B ins Krankenhaus. Diese wurde am 25.01. durchgeführt. Am 29.01. dann die niederschmetternde Diagnose „Krebs“. Eine Welt bricht für mich zusammen. Meine Bettnachbarin und die Schwestern kümmern sich rührend um mich. Am nächsten Tag kommt der Professor zur Visite. Er erklärt mir, dass wenn ich die Blase entfernen lasse, er mir zu 99 % garantieren kann, dass ich wieder gesund werde. Er möchte mir eine Neoblase einsetzen, macht mich aber darauf aufmerksam, dass die letzte Entscheidung erst während der OP getroffen werden kann, weil man erst da feststellen kann, ob das Stück Darm, was sie für die neue Blase benötigen, überhaupt geeignet ist. Mittags bekomme ich dann vom Stationsarzt meinen OP-Termin – 09.02.2007. Gott sei Dank muss ich nicht lange auf die OP warten. Die 10 Tage bis zur OP vergehen sehr schnell, da ich noch einiges erledigen muss.


    Am 08.02.07 fährt mich meine Nachbarin in die Klinik. Sie schüttelt nur mit dem Kopf, da ich ganz gefasst und sehr optimistisch der OP entgegen sehe. Auf der Station angekommen, werden die ganzen Untersuchungen vorgenommen. Auch erfahre ich heute, dass meine Gebärmutter mit entfernt wird. Das ist aber kein Problem für mich. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, von einer Untersuchung zur anderen zu gehen.

    Am späten Nachmittag muss ich abführen. Es ist für mich eine unangenehme Prozedur, da das Mittel eklig schmeckt. Aber auch das ist bald überstanden und ich kann mich endlich in mein Bett legen. Spät nachmittags kommt der Stationsarzt vorbei und zeichnet mir auf meinen Bauch einen Punkt, wo der Ausgang für das Stoma gesetzt werden soll, falls mein Darm nicht für eine Neoblase geeignet ist. Abends bekomme ich noch eine Infusion und ich kann dann um 23 Uhr endlich meine Augen zu machen und schlafen. Am nächsten Morgen kommt die Schwester, um mich für die OP vorzubereiten. Ich werde rasiert und bekomme Tabletten, die mich beruhigen sollen. Da die OP für 10 Uhr angesetzt ist, soll ich die um 9 Uhr nehmen. Doch um 8.15 Uhr geht die Tür auf, und die Schwestern kommen und holen mich für die OP ab. Schnell nehme ich noch meine Tabletten und es geht Richtung OP. Dort angekommen, werde ich in einem Vorraum geparkt. Plötzlich bekomme ich doch Angst und die ersten Tränen kullern über meine Wangen. Doch da öffnet sich die Tür zur OP-Vorbereitung und ich werde für die OP vorbereitet. Ich bekomme im Rücken einen Schmerzkatheder gelegt, eine Spritze über den Zugang und dann weiß ich nichts mehr.


    Am späten Nachmittag wache ich auf der Intensivstation auf. Mein ersten Blick fällt auf meine Nachbarin, die mich schon besucht. Aber mir fallen gleich wieder die Augen zu. In der Nacht bekomme ich Durst und möchte etwas zu trinken. Leider bekomme ich nur so eine Art Wattestäbchen, die nach Zitrone schmecken. Samstag bei der Visite erklärt mir der Oberarzt, das der Schnellschnitt bei den Lymphknoten keinen Befund ergab. Nach der Visite kommt ein Pfleger und setzt mich in einen Stuhl, damit ich mich, soweit es geht, alleine waschen kann. Dies gelingt mir auch sehr gut. Er muss mir nur noch die Füße und den Rücken waschen. Das Pflegepersonal lässt mich noch ca. 3 Stunden im Stuhl sitzen, bevor ich wieder ins Bett kann. Auch bekomme ich heute den ersten Tee zu trinken. Am 2. Tag nach der OP frage ich bei der Visite, ob ich nicht eine Suppe oder ähnliches bekommen kann, da ich großen Hunger verspüre. Nach Rücksprache mit dem Pflegepersonal erlaubt mir der Arzt, dass ich eine Suppe bekomme. Genüsslich verspeise ich nun meine Suppen. Am 3. Tag werde ich wieder auf Station verlegt, da es mir sehr gut geht und ich auch keinerlei Schmerzen habe. Die Schwestern sind sehr erstaunt, dass ich schon wieder auf Station komme und staunen noch mehr, als ich die 4 – 5 m von meinem Bett in mein zukünftiges Bett laufe.


    Endlich bin ich wieder auf Station. Die Nacht schlafe ich sehr schlecht. Am nächsten Tag bei der Visite spreche ich den Oberarzt an, ob es in der Klinik nur eine Suppe gibt, da es mich schon gewürgt hat, als ich sie morgens bekomme habe. Außerdem habe ich nach einem leichten Schlafmittel gefragt, worauf ich die Antwort bekam, das ich nicht schlafen kann, weil ich so faul im Bett rumliege. Ich war ziemlich erzürnt und habe das dem Oberarzt mitgeteilt, worauf veranlasst wurde, dass eine Krankenhaustherapeutin bei mir vorbeikam und mit mir die ersten Schritte auf dem Klinikflur machte.

    Mittags bekam ich dann Grießbrei, der mir sehr gut schmeckte. Am sechsten Tag wurde ich auf leichte Kost umgestellt und mein Schmerzkatheder entfernt, da ich diesen in den 3 Tagen nur 2 mal benutzt hatte. Täglich wurde meine Blase gespült und eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Auch wurden nun die Blutgase bestimmt und ich bekam ein Medikament, dass die Säure, die die Neoblase ans Blut abgibt, neutralisiert. Am 9. Tag wurden die ersten Klammern an meiner Narbe entfernt und 1 Tag später der Rest. Auch wurden mir der erste Beutel für das Wundsekret entfernt. Im Abstand von 1 – 2 Tagen wurde ich einen Beutel nach dem anderen los, erst den 2, fürs Wundsekret, dann den 1. von den Harnleitern, dann den Zweiten und zum Schluss den Dauerkatheder. Endlich war ich wieder ohne Beutel und durfte auch zum Duschen gehen. Endlich fühlte ich mich wieder wohl, frisch geduscht und die Haare gewaschen. Nach zwei Wochen begann ich mit der Beckenbodengymnastik. Es ging mir sehr gut und Schmerzen kannte ich überhaupt nicht. Ich fühlte mich fast wie im Urlaub.


    Am 02. 03. wurde ich aus der Klinik entlassen. Zuhause angekommen, habe ich meinen Koffer umgepackt, da ich am 05.03. zur AHB nach Bad Griesbach fuhr. Dort angekommen, wurde ich wieder untersucht, Blut abgenommen und dem Oberarzt vorgestellt. Am nächsten Tag bekam ich mein Therapiebuch und es ging los. Als erstes wurde aber noch eine PAD durchgeführt. Atemübungen, Beckenbodengymnastik, Fango, Massageliege usw. standen nun täglich auf dem Programm. Anfangs haben mich die Anwendungen schon sehr geschlaucht. Ich war ständig müde und habe sehr viel geschlafen. Wie sich dann nach einer Blutuntersuchung rausstellte, war mein Blut sehr übersäuert, so dass die Medikamente erhöht wurden. Von Tag zu Tag fühlte ich mich besser. Bei der ersten Visite meinte der Stationsarzt, ich sei gesund, ich müsste nur noch dicht werden. Am 30.03. bekam ich am Abend plötzlich Schmerzen in der Nierengegend. Es wurde sofort Ultraschall gemacht. Die Nieren waren ein wenig gestaut und ich bekam Tropfen gegen die Schmerzen. Am nächsten Tag trat ich die Heimreise an.

    Am Montag ging ich zum Urologen, der eine Nierenbeckenentzündung feststellte. Also bekam ich Antibiotika und meine Beschwerden waren bald vorbei. Im Mai 2007 wurden Bakterien im Urin festgestellt, und auch wieder mit Antibiotika behandelt. Da sich aber der Befund nicht verändert hat, teilte mir mein Urologe mit, dass er das Bakterium (typisch für Neoblase) nur noch behandeln würde, wenn ich Schmerzen oder Fieber bekomme.

    Ich war tagsüber sehr schnell trocken (Entleerung der Blase alle 2 Stunden), so dass ich nur noch eine Slipeinlage benötigt habe. Nachts brauche ich noch immer Einlagen, stehe alle 3 Stunden auf um meine Blase zu entleeren. Leider bin öfters mit Infekten geplagt, dass aber auch mit der kurzen Harnröhre von uns Frauen zusammenhängt. Aber mit viel trinken, bringe ich das schnell wieder in Ordnung.


    Mit meiner Geschichte möchte ich Frauen helfen die vor der Entscheidung Neoblase stehen, ich möchte sie animieren Ihre Fragen hier ins Forum zu stellen, ihr sollt wissen das wir Euch helfen können, Euch die Angst zu nehmen, damit Ihr wißt, nicht allein mit Eurem Problemen zu sein..