Lieber Michael,
nochmal zum Thema Entleerung / Infekte.... ich glaube, aller Anfang ist schwer gilt auch für uns Neoblasen. Anscheinend häufen sich in der Startphase zum Einen die Infektionen, zum anderen ist man so unsicher bei der Entleerung. Hier hilft wohl nichts als Geduld und Übung. Ein Kleinkind braucht 3 Jahre bis zur sicheren Beherrschung der Blase - diese Zeit habe ich mir auch gegeben. Noch ist sie nicht um, aber es wird in kleinen Schritten immer noch besser. Ich neige seit der 4. Woche nach OP zur Hyperkontinenz, habe durch Harnverhalt (warum auch immer) meine Neoblase auf einen Ruck massiv ausgedehnt. Ich habe seither eher das Problem, die Blase leer zu bekommen . Habe immer bisschen Schiss, die Blase nochmal zu überdehnen. Das treibt mich immer wieder mal zu früh auf die Toilette und wenn sie nicht voll ist, lässt sie sich nur schwer mit sehr viel Druck entleeren. Sie fasst jetzt 600 ml tagsüber und 800 ml im Liegen. Das darf keinesfalls mehr werden, um die Entleerung nicht weiter zu erschweren und Infektionen zu begünstigen. Davon hatte ich auch schon genügend...
lange Rede kurzer Sinn: ich helfe mir, wenn es gar nicht geht oder ich sehr unsicher bin mit Kathetern. Das hat mir im Laufe der Zeit viel Sicherheit gegeben. Damit kann ich kontrollieren, wenn’s mal vermeintlich nicht laufen wollte und dann doch schon leer war. Inzwischen hab ich ein ziemlich sicheres Gefühl, wann die Blase wirklich leer ist. Ab und an treibt mich der Darm noch zu früh auf die Toi wenn ich seine Bewegungen und ziehen an den Nähten als das „bin voll Zeichen“ der Blase fehlinterpretiere... wird aber bis heute immer noch bisschen besser...und wenn alles unklar ist, greif ich zum Katheter. Vielleicht ist das auch eine Option für dich, besonders für die noch sehr angespannten Auswärtssituationen. Sprich mal mit deinem Uro...
Gib dir einfach noch ganz viel Zeit, setze dich so wenig wie möglich unter Druck, der ist absolut kontraproduktiv. Allmählich kannst du versuchen, mit etwas Bauchpresse und verschiedenen Haltungen zu arbeiten. Kuck mal hier in diesem Thread, da haben wir uns exzessiv dazu ausgetauscht : Hier klicken. Du bist nicht allein mit den Startproblemen, sie rücken aber mit der Zeit immer weiter in den Hintergrund auch wenn es heute noch schwer zu glauben ist! Irgendwann kommt man in der neuen Normalität an und die längeren und regelmäßigen Toilettenzeiten sind in den Alltag integriert.
Zum Arbeiten: lass dich nicht drängen. Nimm dir ruhig noch den Februar. Wenn du starten möchtest, mach eine schöne langsame Wiedereingliederung, mit max. 4 h für 2 Wochen beginnen und dann jeweils 1h mehr pro Woche - aber nur wenn du dich fühlst. Im übrigen steht dir auch noch eine onkologische Reha innerhalb eines Jahres zu, ggf. kannst du damit die verbleibende Arbeitszeit noch etwas entspannter gestalten. Muss gut begründet werden, hat bei mir aber im ersten Anlauf geklappt.
Frag, was immer du noch wissen möchtest...
Einstweilen lieben Gruß von Barbara