Hallo liebe Forenmitglieder !
Jetzt habe ich mich doch dazu entschlossen hier meine Geschichte zu erzählen. Diesen Text habe ich schon 2012 geschrieben, und gerade
leicht überarbeitet:
Im April 2012 habe ich eine kleine Beule an einem Hoden festgestellt. In den kommenden Tagen bzw. Wochen kamen Schmerzen in diesem Hoden hinzu.
Eigentlich wollte ich eine Checkup-Untersuchung abwarten und dort das Problem ansprechen,
vor lauter Angst machte ich dann aber doch einen Termin direkt beim Urologen.
Den bekam ich nach Schilderung der Symptome auch sofort.
Der Urologe stellte dann eine kleine, harmlose Zyste fest, die lediglich beobachtet werden muß.
(Die Schmerzen waren da, aber ich denke heute, daß sie vor lauter Panik psychosomatisch entstanden sind.)
Dann sah er sich allerdings die Blase an: Eine Stelle war nicht glatt (Blasenboden). Er riet mir zu einer Blasenspiegelung. Am besten sofort, damit ich es hinter mir hätte.
Die Panik muß ich in diesem Forum niemandem erklären.
Ich wollte mir die Videoübertragung nicht ansehen, er zeigte mir aber dann doch diese „Koralle“.
Tatsächlich ein Tumor. Bildfüllend.
Fünf Tage später wurde ich im örtlichen Krankenhaus vom zweiten Arzt der Gemeinschaftspraxis operiert (irgendjemand war abgesprungen und ein OP-Platz frei). Dies geschah unter Kontrastmittel, ich habe allerdings keine Ahnung ob danach eine Mitomycin Früh-Instillation erfolgte.
Der Arzt war sehr zuversichtlich alles erwischt zu haben.
Aus dem Arztbrief:
pTaG3NXMX
papillär verkalkt, ca. 3mm Durchmesser
Aus dem Brief des Pathologen:
Weniger als 1g schweres TUR-Material
Nicht invasives papilläres Urothelkarzinom , teils von niedrigen, teils von höheren Malignitätsgrad nach der WHO-Klassifikation.
G3, pTa.
Bei der Nachuntersuchung 2 Wochen später wurde ich von dritten Arzt der Gemeinschaftspraxis untersucht. Er sah dabei die Notiz meines behandelnden Arztes, daß er über BCG mit mir sprechen wollte.
Wichtig zu wissen: Damals wußte ich rein GAR NICHTS darüber !
Dieses Forum hatte ich schon entdeckt,
aber sofort wieder geschlossen, da ich unglaubliche Angst bekam. Ich brauchte eine „heile Welt“
und konnte einfach nichts über Krebs lesen.
Dieser Arzt sagte mir, daß er mir diese BCG Behandlung nicht empfehlen könne.
Bei diesen Nebenwirkungen und meinem kleinen Tumor, das würde er nicht machen.
Was macht der Patient ohne Ahnung: er geht den leichten Weg um endlich wieder Ruhe zu haben
und nimmt diese Möglichkeit gerne an.
Mein behandelnder Arzt stimmte dem zähneknirschend zu, die Behandlung war abgeschlossen.
Nochmals zwei Wochen später suchte ich die Praxis erneut auf. Wegen starker Schmerzen in der Blasengegend.
(Zwei Wochen nach der Diagnose saß ich wieder am Schreibtisch. Heute weiß ich, daß die Stunden des Sitzens diese Schmerzen verursachten. Es war wochenlang wirklich eine Quälerei. Ich hätte eine längere Zeit Zuhause bleiben sollen, wollte aber die Kollegen nicht im Stich lassen.)
Der Arzt der mich operiert hatte wollte mich nach der Urinuntersuchung sprechen.
Er sagte es sei alles in Ordnung. Die Schmerzen können noch viel länger anhalten.
Außerdem machte er mir großen Mut, daß ich den Krebs los werden könne.
ABER: es gäbe da eine Chemo mit Mitomycin. Die sei recht gut verträglich und ich solle doch diese durchführen lassen wenn ich das BCG ablehne. Ich klärte ihn dann auf wie es zu dieser „Ablehnung“ kam und machte natürlich die 8 Termine für Mitomycin Instillationen.
Diese habe ich sehr gut vertragen. Freitags die Instillation war ich Montag wieder fit.
(½ Liter sehr kaltes Malzbier für die erste Spülung ist mein Geheimmittel. Das läuft praktisch durch )
Zu meinem behandelnden Arzt aus der Gemeinschaftspraxis hatte ich Vertrauen, denn er wollte mich ja von Anfang an Leitliniengerecht behandeln.
(mittlerweile ist der Arzt leider nicht mehr in der Praxis)
Sollte der Sch.... wiederkehren, so folgt nach der TUR-B die Instillation mit BCG. Das ist bereits besprochen.
Relativ früh habe ich auch einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt.
Das hat recht zügig geklappt: bis November 2017 mit einem GdB von 50.
(Lustigerweise erhielt ich einen mit einem „G“ und Begleitperson, war aber nicht abgebrüht genug diesen zu behalten. Das war der Dame auf dem Landratsamt neu: jemand möchte weniger )
Warum ich den Krebs bekommen habe ?
Pech gehabt. Ich gehöre zu keiner Risikogruppe, habe nie eine Zigarette angefasst.
Passivraucher war ich allerdings die Hälfte meines bisherigen Lebens. Evtl. ist es das.
Das würde mich richtig ärgern, denn ich HASSE es eingeräuchert zu werden.
Wenig getrunken habe ich wahrscheinlich auch.
Eigentlich will ich es gar nicht wissen......
Etwas ist mir noch aufgefallen: Im Jahr 2010 machte mein damaliger Hausarzt eine Ultraschalluntersuchung im Rahmen eines Checkup. Damals sagte er mir, die Prostata sei leicht verkalkt. Mein Gedanke nun: hat er schon damals den verkalkten Tumor am Blasenboden gesehen ?
In wenigen Wochen ist die Diagnose 4 Jahre her, und es geht mir sehr gut. Nur in den letzten Tagen
vor einer Kontrolluntersuchung kommt etwas Angst hoch. Ich werde diese Untersuchungen aber beibehalten.
Viele Grüße an die Mitglieder dieses Forums.
Ihr seid selbst Betroffene, hilfsbereit, mitfühlend, ehrlich. So sollte ein Forum sein !
Viele Grüße
Schwammkopf