Hallo miteinader,
ich melde mich mal wieder, um zu berichten, wie es weitergangen ist. Zunächst meine Vorgeschichte.
ZitatAlles anzeigenMeine Erfahrungen mit dem Blasenkrebs begannen 2005 mit einer spektakulären Blutung, anschließend wurde ein Karzinom diagnostiziert, 18 mm groß.
Eine Besonderheit bei mir: ich bin Marcumar-Patient, das heißt, meine Blutgerinnung ist medikamentös auf die dreifache Zeit eingestellt. Unter solchen Umständen macht ein Urologe nicht mal eine Blasenspiegelung, noch weniger eine OP. In diesem Fall konnte eine vorläufige Diagnose nur per Ultraschall gewonnen werden. 10 Tage später hatte ich meinen Gerinnungswert auf eine akzeptable Höhe heruntergesetzt und bekam einen OP-Termin im Berliner AVK bei Oberarzt Dr. Klopf.
Eine Frühinstillation mit Mitomycin lehnte ich damals ab. Der histologische Befund kam: pTa G1.
Es folgten vierteljährliche Spiegelungen der Blase zur Kontrolle. Nach knapp sechs Monaten fanden sich bei der zweiten Kontrollspiegelung bereits winzige, oberflächige Rezidive. Nach dem Motto »Wait and see« ließen wir diese kleinen Unregelmäßigkeit drei Monate wachsen, um bei einer TUR genügend Material für den histologischen Befund zu haben. Diese erfolgte also etwa acht Monate nach der ersten TUR.
Die Histologie meldete nach der zweiten OP wiederum rTa G1. Im Unterschied zur ersten TUR erfolgte bei der zweiten OP eine Mitomycin-Frühinstillation. Diese bewirkte dann möglicherweise, dass ich gut drei Jahre rezidivfrei blieb.
Im Sommer 2009 ergab die vierteljährliche Cystoskopie einen erneuten Befall. Diesmal multifokal. Ende Juli 09 operierte Dr.Klopf im AVK ein drittes Mal. Der Befund war wiederum rTa G1.
Zwei Neuerungen gab es allerdings bei dieser letzten OP. Die TUR wurde mit einer Fluoreszenshilfe durchgeführt, (HexVix), und der Heilungsverlauf war inklusive Frühinstillation so schnell, dass ich von Donnerstag Nachmittag auf Samstag früh schon entlassen werden konnte.
Wegen des neuerlichen Rezidivs und vor allem wegen seiner multifokalen Ausprägung haben wir eine Mitomycin-Kur verabredet
Gegenwärtig bin ich bei der Mitomycingabe Nr. 24. Wie üblich, monatlich, und vierteljährlich unterbrochen durch eine Blasenspiegelung. Alle Spiegelungen bisher ohne Befund. Nach meinem Behandlungsplan bin ich im nächsten Frühjar mit den Mitomycingaben zuende. Dann sollen vierteljährlich und ganz später jährlich nur noch Blasenspiegelungen folgen.
Das Medikament habe ich in den ersten vier Monaten gut vertragen. Dann zeigten sich bis heute zuinehmend nach jeder Gabe Entzündungen, die inzwischen ziemlich belastend sind. Es entzündet sich beim Ausscheiden des Giftes der ganze Weg des Durchflusses, also Blasenausgang, Harnröhre und der Austrittsbereich an der Eichel. Das tut einmal weh und führt andererseits dazu, dass ich ständig Harndrang habe. Inzwischen brauche ich mehr als zwei Wochen, um nach der Mitomycin-Behandlung wieder auszuheilen. Einen normalen Zustand genieße ich eigentlich nur in der einen Woche vor der nächsten Behandlung. In der meisten Zeit muss ich jeden Weg nach verfügbaren Toiletten planen, das rüttelt etwas an der Lebensqualität.
Dennoch lasse ich mich nicht unterkriegen und ziehe meinen Behandlungsplan durch. Mit zunehmender Erfahrung habe ich manches unternommen, das die Situation etwas erleichtert.
So nehme ich nach Absprache mit meinem Hausarzt beim Aufbruch zum Urologen Ibuprofen (2 mal 400 mg = 800 mg). Das gibt es als 400 mg Tablette preiswert in der Apotheke. Paracetamol ist für die zu erwartenden Schmerzen so gut wie wirkungslos. Wenn ich zurückkomme, lege ich noch 400 mg drauf. Zur Verdünnung der Giftladung trinke ich Wasser und ein Glas Bier. Das hilft dann, dass man nach zwei Stunden zunächst komfortabel Wasser lassen kann. Für den Abend wird weiter Wasser getrunken und notfalls gegen Mitternacht nochmal 400 mg Ibuprofen. Das liegt dann immer noch unter der erlaubten Tagesdosis.
Damit ist der erste Schock erfolgreich gemildert. Aber natürlich kann man sich nicht weiter mit so hohen Dosen belasten. Ich lasse deshalb Ibuprofen am dritten Tag ausklingen und halte aus, was noch an Schmerzen anstehen sollte. Das ist aber meist nur noch ein Brennen, das ständig Harndrang verursacht. Und dieser Umstand zehrt an den Kräften. Nachts fünf- oder sechsmal raus, ist nicht erholsam. Und obwohl ich inzwischen alle Klos auf meinen Wegen kenne (der Tankwart reicht mir schon von selbst den Schlüssel), bringt das viel zusätzliche Anstrengung in mein Leben.
Ich sehe meine Empfindlichkeit für Mitomycin im Zusammenhang mit meiner Empfindlichkeit für Pollen und Staub. Vorgestern sprach ich mit meinem jüngsten Sohn, der ebenfalls jetzt "Saison" hat. Er empfahl mir, es mit Citirizin zu versuchen, das ihm Erleichterung verschafft. Und zufällig las ich hier im Forum, dass manche es auch gegen Beschwerden infolge von Mitomycin anwenden. Vielleicht wrd man als Alergiker auch weniger empfindlich gegen Mitomycin.
Ich werde es ausprobieren.
Abschließend wünsche ich allen einen guten Verlauf ihrer Erkrankung, wenig Beschwerden und viel Mut, das Nötige zu tun. Ich weiss, wieviel Glück ich bisher hatte bei meinem Befund und bin sehr dankbar dafür.
Liebe Grüße
artur