Vorstellung

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    möchte mich kurz vorstellen. Männlich, 60 Jahre, Diagnose Blasenkrebs seit April 2016.
    Einstufung bzw. Stadium rTa G1 low grade. Therapie: TUR-Blasentumor
    Histologie: Gut differenzierbares nicht invasives papillares Urothelkarzinom neben tumorfreier
    glatter Muskulatur. Paraostial links. Fibrosiertes Bindegewebe n. k. angabe tiefe Schicht.
    Die OP wurde gemacht und nach 6 Wo. eine Nachresektion. (ohne neuen Befund).
    Nach erst 6 Wo. erste Nachuntersuchung auch ohne neuen Befund.
    Nach 3 Mon. zweite Nachuntersuchung diesmal mit neuem Befund. 10-12 neue kleine Urothelkarzinome,
    vereinbar mit einem Rezidiv (?) TNM: rTA G1 (low grede) tiefe Schicht, Muscularis tumorgewebsfrei.
    Nach weiteren 6 Wo. wieder Nachresektion, auch hier ohne neuen Befund.
    Diesmal mit nachfolgender Mitomycin-Installation.
    Histologie: Schwere chronisch-granulierende und floride, ulzeröse Urozystitis. Die entzündlichen
    Veränderungen sind mit einem Zustand nach post-TUR-Urozystits vereinbar (?).
    Keine Anteile des bekannten Urothelkarzinoms. Keine Malignität. (?)


    Das war`s in aller Ausführlichkeit. Die Begriffe welche ich nicht verstehe habe ich mit einem ?
    gekennzeichnet.


    Die 4 OP`s jetzt in ca. 9 Mon. nagen mittlerweile doch an meiner Psyche. Schon recht kurz der
    Abstand und dann immer auch 2 nach 6 Wo. ist schon heftig. Immer 4 Tage KH.


    Bin jetzt seit 5 Tagen wieder daheim und verspüre ein deutliches "Unbehagen" im Bereich der
    Blase. Kein Schmerz, eher Druckgefühl, Wundstelle, schwer zu beschreiben. Hatte ich bei den
    ersten OP`s nicht so deutlich. Kann das an der Installation liegen?


    Vielen Dank für eure Zeit und Antworten


    Ingrast

  • Hallo Ingrast,


    schön, dass du hier schreibst. Du wirst sehen, dass dir ganz Viele antworten werden. Auch gute fachliche Antworten wirst du zu deinen ?en bekommen.


    Ich kann dir nur zu den häufigen TUR B´s was schreiben. Ich hab inzwischen das Ganze 5x hinter mir. Und ich hab festgestellt, dass ich die erste und nach 4 Wochen die zweite TUR B lässig weggesteckt habe. Bin da auch nach zwei Wochen wieder arbeiten gegangen.
    Letztes Jahr hatte ich dann innerhalb von 8 Monaten drei Mal eine TUR B. Und ich kann dir sagen, dass die Blase jedes Mal noch beleidigter ist. Und nach 5 Tagen war da keine Rede, dass nix weh tut. Ich hab die letzten Male immer bis zu sechs Wochen gebraucht bis ich wieder einigermaßen schmerzfrei biseln konnte. Und dass ich häufig, sehr häufig zum Klo musste das dauerte noch länger.
    Du kannst nur sehr viel trinken, trinken, trinken. Das hilft am besten. Dann musst zwar noch öfter rennen, aber es tut nicht so weh.
    Allerdings hatte ich inzwischen 21 Mitomycin-Instillationen - und die sind für die Blase auch Schwerstarbeit. Du musst dir vorstellen in deiner Blase ist eine oder mehrere Narben von der OP und dann wird auf diese Wunden die Mito geschüttet und darf noch dazu zwei Stunden wüten. Ja, das muss doch weh tun. Ansonsten darf die Mito keine Haut berühren, weil sie so scharf ist. Aber die Blase soll`s aushalten.
    Aber es ist alles zum Aushalten. Gib dir Zeit und lass es dir gutgehen. Und wenn es dir zu unwohl ist, dann frag den Urologen. Der kann dann auch ne Urinuntersuchung machen, ob eine Entzündung dabei ist - denn die sollte dann natürlich behandelt werden.


    Dann wünsch ich dir alles Gute
    und eine besinnliche Rest-Adventszeit
    LG Doris :thumbup:

    Unglück ist auch gut. Ich habe viel in der Krankheit gelernt, das ich nirgends in meinem Leben hätte lernen können.
    (Johann Wolfgang von Goethe)



  • Herzlich Wikkommen in unserem Forum Ingrast,


    Hier im Forum wirst du fach - und auch sachgerecht beraten, zwar sind wir alle keine Ärzte und wollen diese auch nicht ersetzen - aber dennoch ist in diesem Forum sehr viel Wissen um dieser Erkrankung gebündelt.


    Ich möchte, bevor ich auf deine Fragen eingehe, erstmal allgemeine Informationen zu Blasenkrebs geben, damit du den Befund auch besser verstehst.


    Die Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut und deshalb unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasive Tumore
    2657-Blasenkrebs-JPG
    Zu den oberflächlichen Tumoren zählen:
    - CIS
    - pTa
    - pT1



    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x


    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.
    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.
    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am
    Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.




    Blasenkrebs hat in den ersten zwei Jahren eine sehr hohe Rezidivwahrscheinlichkeit, diese liegt bei ca. 70%. Deshalb sind regelmässige Nach - und Vorsorgeuntersuchungen jetzt für dich zwingend. In den ersten zwei Jahren wird aller drei Monate eine Blasenspiegelung gemacht werden, in dem 3. + 4 Jahr aller 6 Monate und ab dem fünften Jahr empfehlen wir, einmal im Jahr eine Blasenspiegelung machen zu lassen.


    Nun zu deinen bisherigen Befunden:
    Da innerhalb von sehr kurzer Zeit (3 Monate) eine so hohe Anzahl (10-12) von rezidiven aufgetreten ist, sollte man es nicht nur bei der üblichen Blasenspiegelung belassen, hier würde ich eine Mitomycin - Therapie empfehlen um die Rezidivwahrscheinlichkeit abzusenken.
    Darüber würde ich auf jedemfall mit deinem Urologen reden, auch wenn im allgemeinen diese Therapie bei einem pTa G1 nicht zwangsläufig erforderlich ist, muss eben dabei auch dein bisheriger Verlauf beachtet werden und hier nur auf eine regelmässige Blasenspiegelung zu setzen, halte ich für nicht angebracht.


    Nun zu deinen Fragen:


    1. rezidiv = Das ist ein erneutes Auftreten von der selben Art von Krebs
    2. Urozystits = Blasenentzündung, die in deinem Fall auf die TUR-B zurückzuführen ist (post-operativ)
    3. Keine Malignität = kein Vorliegen einer bösartigen Veränderung innerhalb der Blase


    Nun zu deinen jetzigen beschwerden:
    Jeder von uns, hat nach einer TUR-B beschwerden in der Blase. DIes kommt daher, dass man in der Blase eine offene WUnde hat und der Urin nie PH-Neutral ist. Somit gibt es zwei Ursachen der Probleme, zum einen Dehnt und Zieht sich die Blase zusammen, je nachdem wieviel Urin dort drin ist - sodass es zu einer schlechteren Wundheilung kommt.
    Weiterhin reagiert die offene Wunde auf zu basischen bzw. zu sauren Urin - deshalb sollte man in den ersten Wochen nach der TUR-B sehr viel trinken, 4 Liter am Tag sollten es sein und dann am besten stilles Mineralwasser oder Tee´s.
    Kohlensäure + citrushaltige Getränke sind weniger geeignet.
    Je mehr man trinkt, je verdünnter ist der Urin!!!


    Wenn du dieser Trinkempfehlung folgst, werden deine beschwerden schnell besser werden - denn eines darfst du nicht vergessen, bei der ersten TUP-B hattest du eine "Wunde", jetzt nach der letzten TUR-B hast du 10 bis 12 Wunden.


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hallo Doris, Hallo Andreas,
    zunächst einmal recht herzlichen Dank für den Zuspruch so wie die wirklich Fachkompetente und vor allem verständliche (!) Aufklärung.
    Im Falle einer Krebserkrankung bricht schnell die sonst "so heile" Welt in sich zusammen und man wird demütig. Das gilt besonders für
    die Zeit im KH, wo teilweise noch viel, viel Schlimmere Diagnosen an der Tagesordnung sind.
    Da tut so ein Austausch mit Menschen die wissen was man gerade fühlt, herzlich gut. Vieles sehe ich nun klarer . Zwischenzeitlich hat
    sich mein behandelnder Urologe bei mir gemeldet und wir haben den Ersten Termin zur Nachsorge und einer weiteren Installation für
    den 10.ten Januar festgelegt. Danach sollen noch 4 weitere folgen. Trinken tu ich schon seit eh und je recht viel. 3 Lit./Tag werden es
    schon sein. Medium Mineralwasser zu meist, Kaffee dazwischen und zum Abend auch mal 1-2 Bierchen. Auf scharfen Alkohol verzichte
    ich (meist) ganz. Nikotin seit ca. 15 Jahren nicht mehr, davor so 15-20 Zigaretten am Tag, leider auch recht früh angefangen damit.
    Heut geht`s schon etwas besser und jetzt, nachdem ich weiß das der Zustand "danach" recht normal ist, ist auch die Psyche beruhigt.
    Der Kopf spielt da wohl eine recht große Hauptrolle?


    Noch einmal vielen Dank für Eure Zeit und Zeilen, allen hier eine gute Besserung, frohe und besinnliche Weihnachtstage.


    Liebe Grüße,
    Ingo

  • Nun Ingo,


    niemand von uns behauptet, das eine Krebserkrankung "leicht weg zustecken" ist, es dauert eine zeitlang, bis man gelernt hat mit der körperlichen und vorallem seelischen Belastung umzugehen. Jeder von uns hier im Forum wird bei Nachsorgeterminen nervös, hat schlaflose Nächte weil immer die Angst vor rezidiven vorhanden ist.
    Auch hier ist das Forum hilfreich, hier findest du immer ein offenes Ohr.


    Zur Mitomycin - Instillations - Therapie:
    Hier solltest du besonders auf eine gründliche Reinigung des gesamten Intimbereiches nach der Instillation achten, denn Mitomycin hat die Angewohnheit die Schleimhäute anzugreifen. Verwende dazu eine parfümfreie und Ph-neutrale Seife.
    Ebenso kann es zu erheblichen Nebenwirkungen (Blut im Urin, Blasenentzündung, Schmerzen beim Urinieren, ziehen in der Blase usw.) durch allergische Reaktionen kommen (z.B. Bläschenbildung an Händen und Füssen), hier kann es hilfreich sein, mit Fenistil-Gel die Hände und Füsse einzucremen.
    Solltest du sexuell noch aktiv sein, so solltest du jetzt über die Verwendung von Kondomen nachdenken, da sonst die Schleimhaut der Scheide deiner Partnerin gereizt werden kann. Die Verwendung eines Kondoms sollte auch noch einige Wochen nach der letzten Instillation stattfinden.


    Weiterhin:
    Kannst du bei deinem zuständigen Rententräger (z.b. deutsche Rentenversicherung) eine onkologische Reha beantragen - diese empfehlen wir, da es hilfreich ist, die Erkrankung besser zu verarbeiten.
    Informationen dazu siehe:
    rehabilitation_nach_tumorerkrankungen.pdf


    Schwerbehindertenausweis:
    Als an Krebs erkrankter hast du das Recht, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Bei einem pTa G1 - Tumor wird der Grad der Behinderung (GdB) auf 50 bis 60 festgelegt werden. Da man hier von einer Heilungsbewährung ausgeht, wird dieser befristitet für 2 Jahre ausgestellt. Sollten innerhalb diese zwei Jahre erneut Tumoren auftreten, ist dann ein Veränderungsantrag zu stellen.
    Neben Steuererleichterungen gibt es noch weitere Vergünstigungen:
    - 5 Tage mehr Urlaub im Jahr
    - Ermässigungen bei Veranstaltungen usw.
    - verbesserter Kündigungsschutz
    Der Antrag ist bei dem Zuständigen Versorgungsamt zu stellen, in deinem Fall wäre es das:
    Amt für Soziale Angelegenheiten
    Moltkestraße 42
    51643 Gummersbach


    02261/88-5090


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hallo Ingo,


    auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Bei mir wurde seid 2013 sechs mal
    eine TUR-B gemacht. Ich bekam nach Abheilung der Blase dann auch Mitomycin Instillation.
    Mir ging es dabei relativ gut, bis auf die Müdigkeit und die Schlappheit. Auch bei mir schaltet
    sich vor jeder Blasenspiegelung das Kopfkino ein, aber das ist wohl normal, man hofft immer
    das nichts gefunden wird. Alles gute für dich.


    LG Epi

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