Hallo,bin Neu und hab eine Frage an Euch

  • Hallo,

    Ich heiße Martina.

    Mein Mann hatte auf einmal vor 5 Wochen Blut im Urin. Nach einem hin und her kam dann raus bei der Histologie das er ein Harnblasenkarzinom mit pT1,G3 hat. Aber was heißt den das genau ? Mein Mann ist 54 Jahre alt. Der Urologe meinte das in 5 Wochen nochmal eine Probe aus der Harnblase genommen wird.

    Psychisch nimmt es einem ganz schön mit. Könnt Ihr mich etwas aufklären, was das alles zu bedeuten hat.

    Danke schon mal im vorraus. Gruß Martina

  • Hallo Martina,

    herzlich willkommen hier bei uns im Forum. Die Ausgangslage ist bedrückend und wir werden versuchen, Deine Fragen zu beantworten. Bei der durchgeführten OP handelt es sich um eine TUR-B (transurethale Resektion Blase). Dieser Eingriff soll eben in fünf Wochen erneut durchgeführt werden um zu überprüfen, ob eine vollständige Entfernung erfolgt ist oder nicht. Hier wird sich jede weitere Therapie aufbauen. Blasenerhaltend therapieren oder eine Entfernung der Blase in Erwägung zu ziehen. Bisher liest sich die Vorgehensweise nachvollziehbar und den Leitlinien entsprechend.


    Gruß wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Liebe Herbstwind,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum, wir werden uns bemühen, alle deine / eure Fragen zu beantworten, zwar sind wir alle keine Ärzte und wollen diese auch nicht ersetzen - aber dennoch ist in diesem Forum sehr viel Wissen um dieser Erkrankung gebündelt.

    Allgemeine Informationen:

    Die Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut und deshalb unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasive Tumore.


    Tumorstadien.jpgZu den oberflächlichen Tumoren zählen:

    - CIS

    - pTa

    - pT1

    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x

    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.

    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.

    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.Bei deinem Mann hat man also einen oberflächlichen Tumor (pT1) festgestellt, dass man hierbei eine weitere TUR-B durchführt, ist Standard und wird Nachresektion genannt - hierbei will man sicherstellen, dass der Tumor vollständig entfernt wurde. Erst dann kann man mit der Weiterbehandlung und Tumornachsorge beginnen.


    Da Blasenkrebs eine Rezidivwahrscheinlichkeit von ca. 70% besitzt, wird hier jetzt eine mehrjährige Therapie notwendig werden, Standard ist in diesem Fall eine BCG-Therapie.

    Diese Therapieform nennt sich Immuntherapie, bei der lebendige Tuberkulosebakterien in die Blase gegeben werden, die 2 Stunden dort verbleiben müssen. In der Regel, dauert diese Therapie ca. 36 Monate.


    Informationen zur BCG - Therapie:


    die BCG - Therapie ist in den meisten Fällen auch kein Spaziergang, hierbei handelt es sich im abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulosebakterien, die per Katheder in die Blase gegeben werden, dort müssen die Bakterien ca. 2 Stunden verbleiben und können dann ausgeschieden werden.

    Durch diese Bakterien kommt es in der Blase zu einer Immunreaktion, was eine Blasenentzündung auslöst. Diese Immunreaktion des Körpers soll dazu führen, dass die körperlichen Antikörper auch Krebszellen in der Blase bekämpfen und so neue Tumoren verhindern helfen.

    Therapieplan wird sich wie folgt aufteilen:

    1. eine 6 wöchige Initialtherapie mit je einer Therapie pro Woche

    2. der Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.

    Nebenwirkungen:

    Bei einer immunologischen Behandlung mit BCG kann die Harnblase in den Tagen nach der Behandlung gereizt sein. Dies kann insbesondere beim Wasserlassen zu Schmerzen (Krampfartig) führen und Harndrang verursachen. Die Patienten können auch etwas Blut im Urin und leicht erhöhte Temperatur haben und an Müdigkeit leiden.

    Weiterhin kann die Therapie grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

    All diese Nebenwirkungen betreffen Großteils die ersten 48 Stunden nach der Instillation des BCG - danach sollten sie deutlich abklingen. Der verstärkte Harndrang aber, kann noch Monate nach der Behandlung auftreten (Reiz - und Schrumpfblase).

    Hygiene:

    Am Tag und Folgetag der Instillation sollte man verstärkt auf die Hygiene achten und nicht nur nach jedem Toilettengang die Hände waschen, sondern auch desinfizieren, ebenso ist es hilfreich die Toilette selbst mit Desinfektionsspray nach jedem Toilettengang zu reinigen.

    Durch den verstärkten Harndrang sollte man ebenso darauf achten immer eine Toilette in der Nähe zu haben, aus eigener Erfahrung weiß ich, das man oftmals keine 20 Meter weit kommt, wenn man erst mal merkt das man mal "muss".

    Durch die Blutbeimengungen im Urin, der dann auch Gelleeartig sein kann, bietet es sich an am Tag der Instillation und dem Folgetag Einlagen zu tragen, sodass man sich die Unterwäsche nicht versaut.

    Diese Inkontinenzeinlagen kann der Urologe als so genanntes Hilfsmittel verschreiben, sollte dies geschehen sein, sollte man mit der Krankenkassen in Kontakt treten und sich das Sanitätshaus nennen lassen mit denen sie zusammenarbeiten. Danach dann das Sanitätshaus aufsuchen, dort findet eine Beratung statt und eine Abklärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

    Nach der Instillation:

    ca. 1 1/2 Stunden nach der Instillation kann man beginnen mit trinken, das Beste sind Tee´s oder stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltige Getränke können die Blase zusätzlich reizen. Je mehr man trinkt, je besser wird die Blase gespült, Anhaltspunkt ist ein Liter Flüssigkeit pro Stunde das sollte man dann ca. 4 Stunden lang machen und ab dann kann weniger getrunken werden.

    Gönne Dir am Tag der Instillation + dem Folgetag ruhe, auch wenn Du wahrscheinlich nach den ersten Instillationen kaum Nebenwirkungen verspüren wirst, werden die Nebenwirkungen von Behandlung zu Behandlung mehr werden, teilweise kann es auch Aufgrund der Nebenwirkungen zu einem Therapieabbruch kommen.

    Ebenso muss der Arzt bei der Instillation aufpassen, dass z.B. die Harnröhre nicht verletzt wird und somit BCG in die Blutbahn kommt, denn dann kann es zu einer Bcgitis kommen (Tuberkulose).

    Sexualität während der BCG-Therapie:

    Während der BCG-Therapie sollte bei jedem Verkehr ein Kondom benutzt werden, dies sollte man auch noch bis 4 Wochen nach der letzten Therapie beibehalten. Weiterhin zeigte sich in Studien und Untersuchungen, dass durch die BCG-Therapie die Qualität der Spermien abnehmen und es nicht ausgeschlossen werden kann, das es zu einer dauerhaften Schädigung kommt. Sollte die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein, sollte hierüber mit dem Urologen gesprochen werden.

    Männer sollten sich vor Therapiebeginn hinsichtlich einer möglichen Spermienkonservierung beraten lassen, leider werden die Kosten dafür nicht von den Krankenkassen übernommen.


    Zusatzinformationen:

    - als an Krebs erkrankter hat dein Mann ein anrecht auf eine onkologische Reha, diese ist bei dem zuständigen Rententräger zu beantragen

    - weiterhin sollte ein Schwerbehindertenausweis beantragt werden, dieser wird mit einer Heilungsbewährung für eine dauer von 5 Jahren und einem GDB von 50 - 60 ausgestellt werden. Nach der Heilungsbewährung erfolgt eine Neufeststellung von Amtswegen.


    Gruss

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Vielen Dank Wolfgang und Andreas für Eure Antworten. Kann es jetzt etwas besser verstehen.Gruß Martina

  • Hallo,

    Ich hab mich ja schon vorgestellt.Es geht um meinen Mann mit Harnblasenkarzinom pT2,G3.

    Er hat die erste OP im Stadtkrankenhaus Worms machen lassen.Dort wahr es aber so, das er keinen festen Ansprechpartner hatte, jedes mal kam ein anderer Arzt ins Zimmer.Die Krankenschwester waren sehr herrisch, nicht einfühlsam.Laut Bewertung gibt es solche und solche schreiben.Der eine ist entzückt,der andere wieder nicht.Dies ist auch nicht umbedingt ein Wegweiser.

    Könnte ihr ein Krankenhaus empfehlen (Mannheim,Heidelberg ,Darmstadt ) die fitter und den Patient als Mensch sehen und nicht als ein Abfertigungungspodukt ?

    Gruß Martina

  • Hallo Martina,

    Uniklinik Heidelberg ist ja wohl eine Topadresse. Schau aber in die Mitgliederberichte, dort sind sicherlich Informationen von Betroffenen die vielleicht für euch hilfreich sind.


    Gruß wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

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