HPV-Impfung bei Jungen

  • Erzeugt am : 28. Juni 2020

    Uhrzeit : 22:45

    Von : Blasenkrebs Online-Selbsthilfegruppe

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    Feed von : Urologie – Biermann Medizin

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    Titel : HPV-Impfung bei Jungen

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    Inhalt :

    Wie wird die STIKO-Empfehlung umgesetzt? Praktische Empfehlungen und der Nutzen einer Jungensprechstunde

    Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) treten weltweit auf und zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Da in Deutschland keine Meldepflicht für HPV-Infektionen besteht, sind keine exakten Daten zur Häufigkeit verfügbar. Ein Großteil der sexuell aktiven Menschen infiziert sich jedoch mindestens einmal im Leben mit HPV. Gemäß den Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6250 Frauen und 1600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen im Bereich der Vulva, Vagina, Zervix beziehungsweise des Penis, Anus und Oropharynx. Das Zervixkarzinom ist mit circa 4500 Neuerkrankungen bei rund 1562 Sterbefällen pro Jahr die häufigste HPV-assoziierte Krebserkrankung in Deutschland (1). Folglich werden jährlich rund 56.000 Frauen aufgrund einer HPV-assoziierten Krebsvorstufe einer Konisation zugeführt.

    Die seit Ende Juni 2018 auch für Jungen von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Impfung gegen HPV ist in ihrer Wirksamkeit belegt, bietet eine lange Schutzdauer und wies bislang in einem Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren keine ernsthaften Nebenwirkungen auf.

    Impfschemata

    Das Ziel der HPV-Impfung ist die Reduktion der Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumore sowie gegebenenfalls eine Elimination von neun HPV-Typen. Die Grundimmunisierung sollte möglichst innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen sein, wobei das Alter beim ersten Impftermin ent-scheidend für die Wahl des Impfschemas ist.

    Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 14 Jahren können mithilfe des zweivalenten HPV-Impfstoffes (Cervarix®, Typen 16 und 18) oder des neunvalenten HPV-Impfstoffes (Gardasil® 9, Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58) immunisiert werden. Neun- bis 14-Jährige erhalten zwei Impfdosen zum Zeitpunkt Null und nach sechs Monaten. Über 15-Jährige erhalten drei Dosen zum Zeitpunkt Null sowie nach einem (zwei) und sechs Monaten. Bei einem Impfabstand von weniger als fünf Monaten zwischen erster und zweiter Dosis ist eine dritte Dosis erforderlich. Auch ohne eine derzeitige Empfehlung der Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) kann der Arzt im Rahmen der Zulassung Frauen und Männer über 17 Jahre gegen HPV impfen, da verfügbare HPV-Impfstoffe ohne Altersbegrenzung ab einem Alter von neun Jahren zugelassen sind. Es empfiehlt sich, zuvor eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse überprüfen zu lassen.

    Praktische Empfehlungen

    Um in der eigenen Praxis beziehungsweise Klinik die Impfakzeptanz und -quote zu steigern, stehen einige Optionen zur Verfügung. Eine gute Impforganisation verschafft Zeit, die in der Betriebsamkeit des Alltags häufig begrenzt ist. Die Vorbereitung und die Kenntnis der Impftechnik (Abb. 1) ermöglichen eine bestmögliche Integration des Impfablaufes in den hektischen Alltag. Zudem kann das Impfen an medizinische Fachangestellte delegiert werden, wenn die Mitarbeiter entsprechend qualifiziert sind, sich der Arzt in Rufweite aufhält und der Arzt die Verantwortung trägt. Nicht delegierbar sind hingegen die Indikationsstellung zur Impfung, ihre Aufklärung sowie die Unterschrift im Impfausweis beziehungsweise Bescheinigung. Abb. 1: Vorbereitung und Impftechnik.

    Die Bestellung und Lagerung von Impfstoffen sowie das Einführen von Impfdokumentations- und Einladungssystemen sind ebenfalls zielführend.

    Jungensprechstunde

    Weiterhin ist das Etablieren einer separaten Jungensprechstunde (vgl. Link unten) von Vorteil, in welcher in behutsamer Atmosphäre für Jugendliche „unangenehme Dinge“ thematisiert und gleichermaßen die Vorsorge wie beispielsweise das Impfen durchgeführt werden können. Das einmal so geschaffene Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Arzt währt meist bis in das hohe Alter. Eine andere Möglichkeit, mit den betreffenden Kindern und Jugendlichen in den Dialog zu treten, ist die aktive Präsenz von Ärzten in Schulen, etwa beim Sexualunterricht. Dies gelingt durch Informationsveranstaltungen im Rahmen von einzelnen Unterrichtsstunden, Projekttagen oder längerfristigen Schulprojekten beziehungsweise Kooperationen. Sinnvollerweise wird der Kontakt zu den Schülern durch einen männlichen Kollegen aufgebaut. Während Mädchen durch die „zyklische Natur des weiblichen Körpers“ und den damit häufig einhergehenden Begleiterscheinungen eine gute Anbindung an den Gynäkologen haben (2), fehlt den männlichen Jugendlichen ein kompetenter ärztlicher Ansprechpartner beziehungsweise Begleiter, der vertrauensvoll zur Seite steht. Es gilt, den heranwachsenden Jugendlichen eine Plattform zu schaffen, welche neben der herkömmlichen Sexualerziehung in Schulen, neben der Informationsweitergabe durch Eltern, Geschwister und Freunde und neben dem ungefilterten Informationsgewinn durch Print- und Online-Medien den individuellen Bedürfnissen eines jeden Jugendlichen nachkommt.

    Eine weitere, etwas weniger zeitaufwendige Möglichkeit besteht in der Nutzung kurzer Videoclips, die in verständlicher Sprache häufig gestellte Fragen von jungen Männern adressieren (s. Link unten).

    Literatur: www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs.htmlGille G. Jungensprechstunde – Weil Männergesundheit bei Jungengesundheit anfängt. Urologe 2014;53(2):184–190.

    Autoren:

    J. Kranz (1,2), J. Steffens (1)

    1. Klinik für Urologie und Kinderurologie, St.-Antonius Hospital Eschweiler gGmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der RWTH Aachen

    2. Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinik Halle-Saale

    Korrespondenz:

    PD Dr. med. Jennifer Kranz, FEBU, MHBA

    Jennifer.Kranz@rwth-aachen.de

    Der Beitrag HPV-Impfung bei Jungen erschien zuerst auf Biermann Medizin.
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    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • wolfgangm

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