Radikale Zystektomie danach Neoblase.

  • Hallo und sei herzlich begrüßt hier bei uns im Forum Blasenkrebs. Den ersten Zeilen von Dir ist zu entnehmen, in welcher Ausnahmesituation Du Dich befindest. Ein Gefühl, dass hier nahezu jeder kennt. Hier das sind die das Forum tragenden Menschen. Durchweg Betroffeneund Angehörige. Weder Ärzte noch medizinische Fachkräfte. Die Berichte unserer nahezu 3000 Teilnehmern bilden den unglaublich großen Schatz an Erfahrungen und der ist oftmals größer als das Wissen eines einzelnen Urologen.


    Du hast einen Befund pT2, G2,G3 und damit ist die Blase definitiv nicht mehr zu halten. Es ist also geplant, Dir eine orthotope Neoblase aus Darmgewebe zu fertigen um Dir ein Weiterleben zu ermöglichen. Es ist der größte und aufwändigste Eingriff im urologischen Trakt des Menschen. So ist es wichtig,für diesen Eingriff in eine gut qualifizierte Klinik mit den entsprechenden Fallzahlen zu gehen um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen.


    Es wird kein Sprint, eher ein Marathon.


    Gruß wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Hallo Handwerker ,


    willkommen auch von mir, wenn der Anlass auch bescheiden ist.

    Wie läuft das Ganze ab: eigentlich sollten dir das die Docs erklären, aber jan, manchmal hapert es .

    Ich versuche mal die Kurzfassung, ansonsten lies dich gern ein im Unterforum Neoblase Männer.

    • Am Vortag der OP oder auch 2 Tage vorher ins Krankenhaus einrücken
    • Je nach Operateur: Darmentleerung ähnlich wie bei der Darmspiegelung oder nur noch Suppenkost am Vorabend der OP oder auch Einlauf - jedenfalls muss der Dünndarm leer sein
    • Am Vorabend eine Tablette, um zur Ruhe zu kommen
    • Am OP Tag wird in der Regel zuerst ein Schmerzkatheter in die Wirbelsäule gelegt, dieser hält einen die ersten Tag enach OP schmerzfrei und ist unbedingt zu empfehlen
    • Bei der OP - offen mit Bauchschnitt oder minimalinvasiv mit Roboter (da Vinci) - werden die Blase und bei Männern die Prostata entfernt.
      Aus einem Stück Dünndarm wird eine neue Blase geformt, an die die Harnleiter (Verbindung Nieren - Blase) und die Harnröhre (Ausgang Blase nach draußen) angeschlossen werden. Ist das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich, wird aus einem kleinen Stück Darm ein Ausgang auf der Bauchdecke geformt (Stoma), dass später mit einem Beutel versorgt wird zum Auffangen des Urins.
    • Danach geht es je nach Verlauf auf die Intensiv oder nach kurzem Aufenthalt im Aufwachraum direkt zurück auf Station. Man hat dann jede Menge Schläuche: Zum Ableiten des Urins je einen auf jeder Seite, Wunddrainage, zentralen Venenkather (Zugang zum Blutkreislauf), Katheter aus der Neoblase ..
    • Je nach Befinden und Operateur gibt es erstmal nur zu trinken oder es startet der Kostaufbau
    • Jetzt ist es am wichtigsten, dass der beleidigte Darm wieder in Gang kommt, das kann im Einzelfall 1-5 Tage dauern.
    • Außerdem wird immer wieder das Aufstehen und bewegen geübt, um schnell wieder mobil zu werden. Das hilft demKörper im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine
    • Je nach Heilungsfortschritt werden nach und nach die Schläuche entfernt.
    • Ab Tag 10 wird die Neoblase auf Dichtigkeit geprüft, ist alles heil, verschwindet dann auch der Katheter und es ist Beckenbodentraining angesagt. umdie neue Balse, die zunächst nur 120 ml groß ist, dicht zu bekommen und allmählich aufzudehnen.
    • Läuft es optimal, wird man nach ca 2 Wochen nach Hause entlassen und sollte dann schnellstmöglich eine AHB (Anschlussheilbehandlung) antretne. Darum kümmert sich der Sozialdienst im Krankenhaus.
    • Je nach Ergbenis der Histologie der entfernten Blase kann eine Chemo notwendig werden, die entweder vor oder nach der AHB durchgeführt wird...aber ab hier ist es schon spekulativ...

    Wie Wolfgang schreibt, es ist ein Marathon und man muss einen Schritt nach dem anderen machen. Jetzt liegt erstmal die OP vor dir, deren Ergebnis wird aufzeigen, wie es weitergeht. Jeder Fall ist individuell und muss auch so beghandelt werden.


    Du solltest dir auch gut überlegen, ob es wirklich eine Neoblase werden soll - es kann bis zu einem Jahr dauern, bis tagsüber eine gute Kontinenz erreicht ist, nachts kann es ggf. längerfristig andauern. Außerdem sollte eine Neoblase aller 3 h entleert werden, auch nachts. Das kann man im Laufe der Zeit ausdehnen, aber nicht immer ist das möglich. Einmal nachts entleeren bleibt bei den meisten. Die Alternative ist das Stoma mit der Versorgung Beutel auf dem Bauch und nachts Ablauf in einen größeren Nachtbeutel, damit muss man dann nicht raus.


    Lies dich gern ein bisschen ein, du findest hier viele Berichte mit guten Ausgang. Frag gern, was immer du noch wissen möchtest, wir versuchen zu helfen.

    Wichtig ist, den Krebs loszuwerden und sich mit seiner neuen Ableitung gut zu arrangieren. Dann ist durchaus ein gutes und erfülltes Weiterleben möglich!


    Einstweilen lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde