Instillationstherapie bei 87-jährigem

  • Hallo und guten Morgen,


    ich schreibe hier bezüglich meines 87-jährigen Vaters, bei dem nun nach zweimaliger TUR-B eine Instillationstherapie gemacht werden soll.


    Die 1. TUR-B hatte mein Vater ziemlich gut weggesteckt. Nach der 2. TUR-B (ca. 6 Wochen nach der 1.) hat mein Vater aber etliche Wochen gebraucht, um sich davon zu erholen, er hatte danach u. a. eine heftige Blasenentzündung, die ihm wirklich sehr zu schaffen gemacht hatte.


    Nun soll halt noch diese weitere Therapie gemacht werden, wovor er wirklich große Angst hat, er ist drauf und dran, diese Therapie aufgrund der unangenehmen Erfahrungen der letzen Wochen abzulehnen.


    Ich füge als Anlage einmal den histologischen Befund bei.


    Was meint Ihr, ist diese für ihn sicherlich recht belastende Therapie zwingend erforderlich? Kann man in seinem Alter etwas zur Prognose sagen wenn er es nicht machen lässt?


    Großes Vertrauen habe ich im Moment nach allem was ich gelesen habe nicht mehr zu dem behandelnden Urologen. Der hat die Therapie meiner Meinung nach verharmlost und nur in sehr geringen Fällen harmlose Nebenwirkungen genannt…


    Viele Grüße


    Honesty

  • Guten Morgen Honesty333 und herzlich willkommen im Forum!


    Zunächst einmal kurz zur Einordnung des Tumors. Es handelt sich um einen pT1 high grade Tumor. Von daher bitte die Signatur anpassen. Es ist kein pT1 G1, wie Du angegeben hast, denn das wäre ein low grade. Es ist mind. ein pT1 G2, evtl. sogar G3 Tumor. Leider scheint der Pathologe diese Einordnung nach dem alten, immer noch gebräuchlichen Schema nicht vorgenommen zu haben. Ich würde die Signatur daher auf pT1 G3 abändern.


    Bei einem pT1 high grade ist m.E. auch bei einem 87-jährigen eine Instillationstherapie zwingend. Man kann überlegen, ob man ihm nur Mitomycin instilliert oder BCG. Mitomycin ist meist weniger belastend, dafür weniger wirksam. Fragt bitte noch einmal nach, was genau instilliert werden soll.


    Leider steht bei einem pT1 high grade auch oft eine Blasenentfernung im Raum, wenn die Instillationstherapie nicht wirkt. Aber wenn Ihr keine Instillationstherapie macht, sind die Chancen äußerst schlecht, dass ihr künftig Ruhe habt. Im Gegenteil, ist dann das Risiko hoch, dass der Tumor schlimmer wiederkommt und die Blase raus muss.


    Alles Gute!

    JoFo76

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

  • Hallo JoFo76,


    zunächst vielen Dank für deine Antwort, ich werde das gleich mal entsprechend anpassen in der Signatur.


    Bei meinem Vater soll mit Mitomycin behandelt werden.


    Gibt es denn Prognosen, was passiert wenn er diese Therapie nicht wahrnimmt? Das hört sich jetzt vielleicht ganz merkwürdig an, aber wenn er in seinem Alter ohne diese Therapie trotzdem noch ein paar gute Jahre erwarten könnte, wäre doch aufgrund seines hohen Alters zu überlegen, ob er sich dieser unangenehmen Behandlung unterziehen sollte…


    Viele Grüße


    Honesty

  • Liebe Honesty,


    Mitomycin ist ohnehin das schonendere Instillationsverfahren und ich würde Euch ans Herz legen, es auch zu versuchen. Zur Not muss man abbrechen, aber auch das würde ich vermeiden.


    Eine auf Deinen Vater passende Prognose, was ohne Instillation passiert, kann man schlecht geben. Ich oder andere in diesem Forum schon gar nicht, da wir keine Ärzte sind. Aber auch Ärzte werden hier nichts Verlässliches sagen können. Generell gesprochen neigen high-grade-Tumore zu Rezidiven (erneuten Tumoren) und ggf. auch Progressionen (Verschlimmerungen). Das hängt aber von einigen Faktoren ab, z.B. wie groß war der Tumor, ist er an mehreren Stellen vorhanden gewesen, gab es ein begleitendes CIS, usw. Das würde ich mit den Ärzten besprechen, wenn Ihr wirklich keine Instillation mehr wollt.


    Natürlich KANN Dein Vater auch ohne Instillation noch ein paar gute Jahre haben. Dann sollte aber sehr gründlich alle paar Monate mittels Blasenspiegelung geschaut werden, ob nichts nachwächst. Ich würde die Instillationstherapie aber zumindest einmal versuchen, weil dann die Chancen für ihn steigen. Wenn es allzu schlimm wird, was ich nicht glaube, könnt Ihr immer noch abbrechen. Bitte besprecht das in Ruhe mit Euren Ärzten!

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

  • Hallo JoFo76,


    vielen Dank nochmals für die ausführliche und nette Antwort von Dir, ich weiß das wirklich zu schätzen.


    Ich bin auch der Meinung, die Therapie zumindest zu versuchen. Nun gilt es also, noch ein wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, damit er es versucht.


    Alles Gute für Dich und Grüße


    Honesty

  • Liebe Honesty333


    erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum auch von mir.

    Ich kann mich der Meinung von JoFo76 nur anschließen.


    Mytomycin ist nach allgemeinen Erfahrungen das schonendere Instillationsverfahren mit weniger Nebenwirkungen und ich würde es wenigstens versuchen. Die Chancen Deines Papas auf gute Jahre sind damit viel höher. Wenn es gar nicht geht oder Dein Papa nicht mehr will, kann er immer noch abbrechen.


    Eine Prognose kann ich Dir natürlich auch nicht geben. Ich kann Dir nur soviel sagen, Blasenkrebs ist tückisch. Auch wenn man vielleicht kaum Probleme, Schmerzen o.ä. hat, kann sich das innerhalb kürzester Zeit ändern. Dann ist es vielleicht zu spät und - bitte verzeih mir meine Offenheit – der Weg bis zum Ende kann dann furchtbar, schlimm und sehr schmerzhaft sein.


    Das muss bei Deinem Papa natürlich nicht so sein und ich will Dir auch nicht unnötig Angst machen. Ich selbst würde aber jede Chance wahrnehmen, dem Krebs von vornherein die Stirn zu bieten.

    Wenn sich Dein Papa gegen die Therapie entscheidet, würde ich aber versuchen, ihn zumindest von einer sehr engmaschigen Kontrolle zu überzeugen.


    Alles Gute für Euch und liebe Grüße

    Lena