Hallo zusammen,
heute habe ich eine schöne Nachricht auf X, vormals Twitter, gelesen, die ich gerne mit Euch teilen möchte. Wir haben hier ja schon das eine oder andere Mal über Enfortumab gesprochen. Nun scheint es nach Ansicht von Herrn Dr. Michael Schmitz, Internist und Hämato-Onkologe aus Hamburg, Hoffnung zu geben, dass bei fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Blasenkarzinom ein deutlicher Sprung erzielt wurde. Der Goldstandard der Erstlinientherapie könnte von cisplatinbasierten Chemotherapien hin zu einer Kominationstherapie aus Enfortumab Vedotin und Pembrolizumab wechseln. Hintergrund ist folgende Studie, die Herr Dr. Schmitz als möglicherweise "practice changing" bezeichnet:
Der Tweet von Herrn Dr. Schmitz ist hier zu finden:
Im Folgenden der Tweet in einem Fließtext zusammengefasst:
(Zitat Anfang)
"Es gehört zu den faszinierenden Seiten der Onkologie mitzuerleben, wie dramatisch sich manchmal die Behandlungsmöglichkeiten einzelner Krebserkrankungen verbessern können. Eine Studie ist "practice changing", heisst es dann immer. Ein Beispiel gefällig?
Vor zwei Wochen erschien im New England Journal of Medicine folgende Arbeit: https://nejm.org/action/showFu…#article_related_articles
"Enfortumab Vedotin and Pembrolizumab in Untreated Advanced Urothelial Cancer" Hört sich zunächst einmal nach vielen Fremdwörtern und etwas verwirrend an. Also der Reihe nach: Das Urothelkarzinom umfasst Krebserkrankungen der Harnblase und der ableitenden Harnwege. Seit den 1980er-Jahren ist der Therapiestandard in der inoperablen oder metastasierten Situation eine Chemotherapie, die Cisplatin enthält. Daran hat sich prinzipiell bis heute nichts geändert, trotz vieler Verbesserungsversuche.
In der vorliegenden Studie haben die Autoren bei Patienten mit nicht vorbehandeltem Urothelkarzinom eine neuartige Cisplatin-freie Kombination eingesetzt. Nämlich eine Immuntherapie (den Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab) und ein sogenanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) mit dem Namen Enfortumab vedotin. Wie ADCs funktionieren könnt ihr hier nachlesen:
Insgesamt 866 Patienten wurden in dieser randomisierten Phase-III-Studie entweder mit klassischer Chemotherapie (Platin/Gemcitabin) oder mit Pembrolizumab/Enfortumab vedotin behandelt. Das Ergebnis war verblüffend. Nicht nur wirkte die neue Therapie im Schnitt deutlich länger als der alte Therapiestandard (medianes progessionsfreies Überleben (PFS) 12,5 gegenüber 6,3 Monaten), auch das mediane Gesamtüberleben verdoppelte sich nahezu auf 31,5 Monate im Vergleich zu 16,1 Monaten.
https://twitter.com/DocOnco/st…69088201824555046/photo/1
Ein wirklich beeindruckendes Ergebnis, das - sobald demnächst die Zulassung kommt - der neue Therapiestandard werden wird. Gibt es auch Einschränkungen? Die neue Kombination macht zusätzliche Nebenwirkungen wie Neuropathie (Nervenschäden), Hautausschlag und Durchfall. Außerdem wird sie erheblich teurer werden wie eine klassische Chemotherapie. In Deutschland kein großes Problem, aber große Teile der Weltbevölkerung werden sich dies nicht leisten können.
Bin schon sehr gespannt, ob wir im Alltag diese Ergebnisse nachvollziehen können und wie es unseren Patienten mit Urothelkarzinom mit dieser Kombination ergehen wird. DocOnco out. 🦀"
(Zitat Ende)
Ich bin schon sehr gespannt, ob sich die Hoffnungen bewahrheiten und wir hier wirklich einen Sprung nach vorne machen, zum Wohle der Patienten.
Herzliche Grüße
JoFo76