Enfortumab Vedotin und Pembrolizumab: Neuer Therapiestandard für fortgeschrittene Harnblasenkarzinome?

  • Hallo zusammen,


    heute habe ich eine schöne Nachricht auf X, vormals Twitter, gelesen, die ich gerne mit Euch teilen möchte. Wir haben hier ja schon das eine oder andere Mal über Enfortumab gesprochen. Nun scheint es nach Ansicht von Herrn Dr. Michael Schmitz, Internist und Hämato-Onkologe aus Hamburg, Hoffnung zu geben, dass bei fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Blasenkarzinom ein deutlicher Sprung erzielt wurde. Der Goldstandard der Erstlinientherapie könnte von cisplatinbasierten Chemotherapien hin zu einer Kominationstherapie aus Enfortumab Vedotin und Pembrolizumab wechseln. Hintergrund ist folgende Studie, die Herr Dr. Schmitz als möglicherweise "practice changing" bezeichnet:


    https://www.nejm.org/action/showFullText?downloadfile=showFullText&&doi=10.1056/NEJMoa2312117&loaded=true#article_related_articles


    Der Tweet von Herrn Dr. Schmitz ist hier zu finden:


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    Im Folgenden der Tweet in einem Fließtext zusammengefasst:


    (Zitat Anfang)


    "Es gehört zu den faszinierenden Seiten der Onkologie mitzuerleben, wie dramatisch sich manchmal die Behandlungsmöglichkeiten einzelner Krebserkrankungen verbessern können. Eine Studie ist "practice changing", heisst es dann immer. Ein Beispiel gefällig?


    Vor zwei Wochen erschien im New England Journal of Medicine folgende Arbeit: https://nejm.org/action/showFu…#article_related_articles


    "Enfortumab Vedotin and Pembrolizumab in Untreated Advanced Urothelial Cancer" Hört sich zunächst einmal nach vielen Fremdwörtern und etwas verwirrend an. Also der Reihe nach: Das Urothelkarzinom umfasst Krebserkrankungen der Harnblase und der ableitenden Harnwege. Seit den 1980er-Jahren ist der Therapiestandard in der inoperablen oder metastasierten Situation eine Chemotherapie, die Cisplatin enthält. Daran hat sich prinzipiell bis heute nichts geändert, trotz vieler Verbesserungsversuche.


    In der vorliegenden Studie haben die Autoren bei Patienten mit nicht vorbehandeltem Urothelkarzinom eine neuartige Cisplatin-freie Kombination eingesetzt. Nämlich eine Immuntherapie (den Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab) und ein sogenanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) mit dem Namen Enfortumab vedotin. Wie ADCs funktionieren könnt ihr hier nachlesen:

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    Insgesamt 866 Patienten wurden in dieser randomisierten Phase-III-Studie entweder mit klassischer Chemotherapie (Platin/Gemcitabin) oder mit Pembrolizumab/Enfortumab vedotin behandelt. Das Ergebnis war verblüffend. Nicht nur wirkte die neue Therapie im Schnitt deutlich länger als der alte Therapiestandard (medianes progessionsfreies Überleben (PFS) 12,5 gegenüber 6,3 Monaten), auch das mediane Gesamtüberleben verdoppelte sich nahezu auf 31,5 Monate im Vergleich zu 16,1 Monaten.


    https://twitter.com/DocOnco/st…69088201824555046/photo/1

    Ein wirklich beeindruckendes Ergebnis, das - sobald demnächst die Zulassung kommt - der neue Therapiestandard werden wird. Gibt es auch Einschränkungen? Die neue Kombination macht zusätzliche Nebenwirkungen wie Neuropathie (Nervenschäden), Hautausschlag und Durchfall. Außerdem wird sie erheblich teurer werden wie eine klassische Chemotherapie. In Deutschland kein großes Problem, aber große Teile der Weltbevölkerung werden sich dies nicht leisten können.


    Bin schon sehr gespannt, ob wir im Alltag diese Ergebnisse nachvollziehen können und wie es unseren Patienten mit Urothelkarzinom mit dieser Kombination ergehen wird. DocOnco out. 🦀"


    (Zitat Ende)


    Ich bin schon sehr gespannt, ob sich die Hoffnungen bewahrheiten und wir hier wirklich einen Sprung nach vorne machen, zum Wohle der Patienten.


    Herzliche Grüße

    JoFo76

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

  • Danke JoFo76 , dass Du den ganzen Thread rüberkopiert hast, das klingt doch sehr interessant. Für mich persönlich finde ich es spannend, weil die Chemo bei mir den Tumor nicht sichtbar angegriffen oder gar reduziert hatte und sämtliche Marker/PD-L1 für die IT auf 0% ermittelt wurden. Da freut es mich, wenn sich anscheinend auch noch Alternativen auftun könnten - man weiß ja nie. Und Dr. Michael Schmitz ist sicher eine sehr verlässliche Quelle. Ich habe nach vielen Jahren meinen Twitter-Account gelöscht und warte darauf, dass nun alle „Guten“ zu Bluesky kommen. „Doc Onco“ ist da bislang leider noch nicht so präsent.

    Viele Grüße

    Luca

    „gr. solides“ Urothelca Nierenbecken (05/22), neoadj. Chemo 4 Zyk Cis/Gem (06/22) ->Nephrektomie

  • Ja, das tolle an diesem Ansatz ist, dass er einem Doppelschlag gleicht. Zum einen durch ADC eine quasi zielgerichtete Chemotherapie, die möglichst nur in den Tumorzellen wirkt und zum anderen Pembrolizumab als zusätzliche Immuntherapie. Das ist ein Meilensprung gegenüber klassischen platinbasierten Chemotherapien, die alle Zellen des Körpers, die sich gerade teilen, angreifen. Es scheint auch eine gute Alternative für eine Zweitlinientherapie zu sein. Ich drücke zwar die Daumen, dass Du es nicht brauchst Luca , aber es ist gut zu wissen, dass es noch vielversprechende Alternativen gibt.

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)