Seit dem 4.4.2011 hat mein Mann nun auch eine Neoblase
Liebes Forum
ich habe die letzten 6 Wochen täglich in Eurem Berichten gelesen. Es hat mich aufgebaut – aber auch ganz tief runtergezogen.
Nun, da ich fest daran glaube, dass jetzt alles gut wird, möchte ich Euch – den Angehörigen – ab und an mitteilen wie ich meinen Mann im Krankenhaus vorfinde. Es hat mir nämlich sehr geholfen, viele Informationen von Euch erhalten zu haben. So schreckt mich jetzt nichts ab.
Seine Vorgeschichte: im Dez. 2008 war es später als 5 vor 12 – Herz-OP – Bypass. Im März 2009 fing er voll wieder an zu arbeiten. Wir dachten, wir haben den GAU unseres Lebens erlebt und haben unser Leben komplett umgekrempelt – Ernährung – Sport – Fitness-Studio.
Im Sommer 2009 Blut im Urin. Sein Doc schickt ihn zum Urologen, damit Blasenkrebs ausgeschlossen werden kann. Das war ein Wahnsinnsschock! Ultraschall ergab aber Gott sei Dank keinen Befund.
Im Dezember 2010 wieder das Blut – diesmal heftiger. Er hatte seine „Selbstdiagnosen“ – zu kalt geworden – zu schwer gehoben. Ich habe ihn angesehen und geahnt, jetzt ist es ernst. Es war kurz vor Weihnachten und er wollte noch nicht zum Arzt. Gleich am 2.Jan. ist er dann aber doch schnellstens hin. Mehrere Untersuchungen – und am 20.1. wurde bei der Blasenspiegelung der Tumor gefunden. Er bekam auch gleich den OP-Termin für den 17.2. zur TUR. 2 Tage vorher ist er nachts zusammengeklappt und ich habe ihn in die Klinik gebracht. Als er mit seiner Urinprobe ankam, dachte ich er hätte sich vertan und kommt mit einer Blutprobe – Das gab mir den Rest. Seit dem 16.Febr. bin ich nun schon krankgeschrieben. Sie haben ihn dann da behalten und termingerecht operiert. Was man uns sagte – damit konnten wir zu der Zeit nicht wirklich was anfangen: 2 kleine oberflächliche Stellen und eine größere, ins Muskelgewebe eingewachsene.
Am 23.2. ruft der Doc an und bestellt uns BEIDE nach Praxisende zu sich…. Da hat er uns dann erklärt, dass die Blase und alles was dazu gehört schnellstens raus muss. Den frühesten Termin, den er uns besorgen konnte war der 4.4. Der Doc wollte aber genau aufpassen, ob sich evtl eine Lücke ergeben könnte – dann meldet er sich sofort. Mein Mann wurde sowieso krankgeschrieben und ich habe eine äußerst verständsvolle Ärztin, die mich auch zu Hause ließ. Meine Nerven lagen – genau wie bei all den anderen im Forum – auf Grundeis.
Wir waren von nun 24 Std am Stück immer nur zusammen, haben uns die Tage, so schön es eben ging, gestaltet. Ich bin zu jedem Gespräch und zu jeder weiteren Untersuchung bei ihm gewesen. Als das CT und auch die Knochen sauber waren, haben wir ne Runde geheult vor Freude.
Am Samstag, 2.4., war ein wunderschöner sonniger Tag. Bei unserem morgendlichen Käffchen im Bett und leiser Musik haben wir das 1. Mal gemeinsam geheult. Als wir unsere Tränen dann getrocknet hatten, habe ich mich hingesetzt und ihm gesagt: „Heute mein Schatz wird der schönste Tag in unserem Leben. Und wenn wir Bill Gates oder Rockefeller heißen – wir können ihn uns nicht zurückkaufen. Laß ihn uns genießen“. Nachmittags haben wir uns lange an die Weser gesetzt, die Sonne genossen, vorbeifahrende Bockschiffe und die ersten Sportboote beobachtet. Wir haben auch abends noch nichts von seinen Krankenhaussachen gepackt. Nur kleine Vorbereitungen getroffen, was er später gebracht haben möchten.
Am Sonntag gab es dann noch den jetzt schon zur Gewohnheit gewordenen Kaffee im Bett aber eben kein Frühstück mehr – um 11 musste er in der Klinik sein. Ich habe alle seine Sachen mitgenommen. Mittags bin ich zu den Enkelkinder gefahren ( 4 und 3 Jahre) und habe Ihnen auf kindgerechte Art erklärt, dass sie ihren Opa und natürlich auch mich jetzt längere Zeit nicht sehen werden - danach bin ich nachmittags wieder zu meinem optisch gesunden, fitalen 60jährigen Mann gefahren. Ich dachte, wir könnten uns mit Gesellschaftsspielen die Zeit vertreiben. Aber das ging vom Kopf her nicht. Sein Abführmittel wirkte und er war ständig unterwegs. Ich bin bei ihm geblieben solange es eben ging – er war ja noch nicht wirklich krank.
Montag, 04.04.2011
Ich wusste dass sie ihn um 6.00 wecken wollten und um 7.20 dann runterfahren. Meine Kinder wollten mich unterstützen und was mit mir unternehmen. Aber das habe ich abgelehnt. Ich kannte das ja schon von der Herz-OP. Ich wollte einfach alleine sein. Ich hatte mir ein volles Programm überlegt und dachte, ich schaffe das. Aber um 9 hat mein Kreislauf versagt, bin sofort zum Doc und der hat mir sofort was in der Praxis verabreicht und mir stärkere Mittel aufgeschrieben als ich die letzten 6 Wochen genommen habe. Dann ging es. Er hat mich noch bis Freitag krankgeschrieben
Ich hatte mich im Vorfeld schon erkundigt, von wo nach wo sein Bett geschoben wird. Da habe ich mich nachmittags ganz still und leise hingesetzt und versucht, zu lesen. Nach und nach bekam ich da draußen Informationen: keine weiteren Metastasen im Schnelltest gefunden – er hat die Neoblase. Alles im grünen Bereich! Als man mir dann sagte, dass es noch eine gute Stunde würde, bin ich nach draußen und habe erstmal jedem, der es wissen musste eine SMS geschrieben. Die frohe Botschaft musste ich allen mitteilen. Die haben ja auch gewartet. Um 17.45 war er fertig und kam auf die Intensiv. Ich habe mich dann eine ganze Weile an sein Bett gestellt. Ab und an hat er die Augen geöffnet und auch schon in meine Richtung gesehen.
Dienstag, 05.04.2011
ich habe aus Andy’s Berichten rausgelesen, dass er eine umgewandelte Umwelttasche benutzt hat. Ich weiß, das ist pille-palle. Aber mein Mann mochte diesen Beutel nicht und wollte damit auch auf keinen Fall das Zimmer verlassen. Deswegen sollten auch unsere Kinder nicht zu Besuch kommen. Man hatte mir am Montag freundlicherweise solch einen Beutel mitgegeben. Nun habe ich ihm einen genäht. Die genaue Mustervorlage hatte ich ja
Sollte irgendjemand meinen Mann damit laufen sehen – sprecht ihn bitte nicht an, dass Ihr davon im Forum gelesen habt. Samstag habe ich ihm erzählt, dass ich jeden Mittag wenn er geschlafen hat, hier gelesen habe. Er will nicht, dass ich mich anmelde!!
nachmittags bin ich dann hin zum ihm. Ich dachte, ich könnte nur 10 min bleiben. Aber ich durfte über die komplette Zeit da bleiben. Er war wach und konnte sich auch erinnern, dass ich am Vortag da war. Ich hatte mir ein Buch mitgenommen, einfach nur seine Hand festgehalten. Das hat ihn beruhigt. Er schlief immer wieder kurz ein Er klagte, dass die Zeit nicht rumgehen will und ihn die Magensonde sehr stören würde. Dann kam ein junger Arzt, der ihm die auch schon raus nehmen würde, aber der Operateur hat anders entschieden. Den habe ich auch noch zu sehen bekommen. Der ist schon etwas älter und meinte, mein Mann würde einen ganz dicken Bauch bekommen. Und um das zu verhindern bleibt die Sonde 3 Tage drin.
mal sehen, wie er nachher aussieht