Ein liebes Hallo an euch Forum Mitglieder
Es ist Tag 6 nach
meiner Blasenentfernung und ich habe heute die Muse und Zeit euch von
mir den bisherigen Verlauf zu berichten.
Wie einige ja mitbekommen
haben, hatte ick ziemlich große Angst, ja fast schon Panik vor der OP
und vor dem Leben dannach. Aber inzwischen bin ich so voller
optimissmus, das ich selber über mich überrascht bin. Was ich nicht zu
guter letzt auch meinem Arzt und Operateur Prof. Dr. Weikert aus dem
Humbold-Klinikum zu verdanken habe. Ein sehr einfühlsamer Arzt der sein
Handwerk absolut versteht.
Mir geht es den umständen
entsprechend wirklich sehr gut. Die OP ist sehr gut verlaufen und ich
bin mit einer neuen Blase aufgewacht. Der Prof. erstatte mir bereits im
aufwachraum einen Besuch um mir persönlich mitzuteilen das die OP ohne
jegliche Komplikation sehr gut verlaufen ist. Da ich meinen Unterleib
nicht spürte und nur Schläuche ertasten konnte fragte ich als erstes ob
er meine Harnröhre erhalten konnte. Ein Moment der Angst für mich. Er
nickte und sagte mir das alles gut ist. Erstaunlich mein
wahrnehmungszustand so kurz nach der OP nicht wahr?? *zwinker* nach
einigen stunden im Aufwachraum bin ich direkt auf Station gekommen.
Keine Intensivstation. Meine Schwester erwartete mich bereits und wachte
auch die ganze Nacht an meinem Bett. Ich war gut ansprechbar und auch
die schmerzen hielten sich in Grenzen.
Tag 1 nach der OP verlief
auch relativ schmerzfrei, dank dem schmerzkatheter der mir vor der OP
gesetzt wurde. Ick staunte selbst wie " fit" ich für die ganzen
verhältnisse war.
Das Pflegepersonal war rund um die Uhr da und
kümmerte sich sehr gut um mich.Wirklich,wenn ick an meine Panik dachte
wegen dieser OP, dann habe ich mich selbst nur verrückt damit gemacht.
Meine
Schwester schaute sich meinen Bauch an und auch die Narbe, man konnte
sie trotz Verband sehr gut einschätzen, war/ist praktisch minimal zu dem
was ich bis jetzt so gesehen habe an Bilder. Bei Gelegenheit werde ich
bilder davon reinsetzen.
Mir wurde bereits die erste Wunddrainage wieder entfernt. Der erste Schlauch inkl. Beutel verließ mich
Ausser der rundum betreuung wurde ich soweit in Ruhe gelassen.
Tag
2 nach der OP war das Pflegepersonal "erbarmungslos" und wollte mich
morgens auf die Beine stellen. Nur stehen und 1-2 Schritte gehen. Das
wäre mir sogar möglich gewesen wenn mein linkes Bein nicht durch den
schmerzkatheter irgendwie taub war. ich sackte weg und konnte nicht
stehen.
Also sitzen, waschen lassen wieder hinlegen und zurück zur Anästhesie,
dem grund des tauben Beins auf den grund gehen. Man beschloß dort die
Schmerzpumpe nur auf Bonusgabe zu stellen um zu schauen ob wieder leben
ins Bein zurückkehrte. Das Gefühl fürs Bein kam wieder, aber auch die
Schmerzen der OP. Ich wurde zwar "extern" mit Schmerzmittel versorgt,
reichte aber einfach nicht aus. Ich muss zugeben, das war einer der schlimmsten Momente für mich.
Aber
ziemlich schnell kam die Anästhesie, reduzierte die Dauerdosis der
Pumpe und stellte die Schmerzpumpe wieder an. Grund der Taubheit meines
Beines war eine Schmerzmittelüberdosierung. Es lief ja alles über das
Rückenmark. Aber ich kam mit der geringeren Dosierung ebenfalls sehr gut
zurecht und bei Schmerzen konnte ich ja immer noch den Bonusknopf
drücken.
Das alles strengte mich körperlich ziemlich an, und das
Pflegepersonal ließ mich zufrieden und schenkten mir sehr viel
Aufmerksamkeit. Sehr oft wurde nach meinem Befinden/Schmerzen gefragt.
Tag
3....diesmal gab es kein erbarmen. Aufstehen und 2-3 Schritte zum Stuhl
damit das Bett frisch gemacht werden konnte. Ich fühlte mich aber in
der Lage eine Katzenwäsche alleine am Waschbecken zu vollbringen. Das wurde natürlich begrüßt und wankelnden Fußes wurde ich zum waschbecken begleitet. Im stehen und wankend vollbrachte ich das meiste der Katzenwäsche alleine.
Der Physiotehrapeut kam und lief mit mir die ersten Schritte.
Ich war und bin immer noch selbst erstaunt wie gut alles lief. Wahnsinn. Auch das Pflegepersonal betonte das immer wieder.
Zur mittagszeit mußte dann alles auf einmal sehr schnell gehen. Bis auf Übelkeit arbeitete mein Darm super mit und ich mußte schnellstens aufs Klo. Es war zwar dünn und wenig, aber funktionierte. Klingel gedrückt, aufs klo bringen lassen und dann bin ich alleine zurück zum bett. erst dort klingelte ich nach der Krankenschwester. Im laufe des Tages mußte ich noch weitere 2x. Ich bewältigte den weg alleine hin und zurück. Es war zwar alles super anstrengend und ich war jedesmal fix und fertig aber ich war stolz auf mich.
zwischendurch wurde mir die 2te Wunddrainage gezogen, also der 2te schlauch mit beutel hat sich verabschiedet.
Soweit passierte auch nichts weiter erwähnenwertes. Es war Samstag und meine Familie trudelte ein die 500 km entfernt wohnt. Auch sie waren erstaunt wie gut es mir den Umständen entsprechend ging.
Tag 4......Sonntag und die Anästhesisten kommen auf die wunderbare Idee mich von der Schmerzpumpe zu lösen. Zwar wurde mir der Rückenmarkskathäter nicht entfernt aber die Schmerzpumpe sollte ausgeschaltet werden um am darauffolgenden Tag den Kathäter zu ziehen. Zwar blieb noch die Bonuspumpe aktiviert, ich sollte sie aber wenn möglich nicht nutzen. Bevor ich den Knopf drücke sollte ich nach Schmerzmittel verlangen. Die Anästhesisten haben mir Schmerzmittel verordnet was ich jederzeit und so oft wie nötig anfordern könnte. Mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Es dauerte auch nicht lange und Schmerzen traten heftig auf. Ich bekam die Schmerztablette. Das waren auch ein paar Stunden die ich nicht nochmal erleben möchte. Zwar traten die Nebenwirkungen heftig auf aber keinerlei Schmerzreduzierung. Mir ging es Hundeelend. Ich blieb mit dem Finger auf der Klingel nach dem Pflegepersonal und nach absprache bekam ick dann anderes Schmerzmittel in meine laufende Infusion gespritzt. Linderung trat schnell an, hielt aber auch nicht sehr lange. Die bonuspumpe benutzte ich bis zum nächsten tag noch 4x, bezog aber auch regelmäßig Schmerzmittel vom Personal. So ließ es sich zumindest aushalten.
Tag 5......Morgens kam der Physioteharapeut um mit mir weiter das laufen zu üben. Da ich ja nicht besonders untätig war und mich soviel wie möglich bewegte, klappte die Übung mit dem Rollator sehr gut. Wir gingen auf und ab und das eigentlich auch recht zügig. Schmerzen waren ertragbar. Zumindest soweit erstmal.
Zur Mittagszeit stellte sich dann ein heftiges brennen im Wundbereich ein und war auch mit keinem Schmerzmittel in den Griff zu bekommen. Das Personal versuchte mich zu animieren mich mit dem Rollator zu bewegen. Doch ich blieb die meiste Zeit im Bett. Der brennende Schmerz machte mir das laufen zur Hölle. Lag ich aber war es einigermaßen zu ertragen. Es war wirklich schlimm. Auch machte meine Psyche nicht mehr mit. Ich denke sowas nennt man dann wohl Krankenhauskoller. Ich dachte ich ertrag das alles nicht mehr, ich halte das nicht mehr aus..... ich rief meine Familie an und heulte mich aus. Das half mir zwar psychisch ein wenig, nahm mir ja aber nicht den Schmerz. Das Personal kannte mich auch nur motiviert und kämpferisch. Ich unterhielt mich mit einem Pfleger. Kurz dannach kam er dann mit einer Morphiumtablette und mit einer Schlaftablette. ich habe es bisher zwar nicht weiter erwähnt, aber ich schlief während des bisherigen Aufenthalt kaum. Die Rückenposition brachte mich um meinen schlaf. Ich fiel immer wieder aber nicht besonders lange in so eine art dämmerschlaf. Ich beklagte mich aber nie. Und natürlich ist es auch dem Personal aufgefallen. Denn egal wann, ich lag immer mit offenen Augen da wenn sich etwas in meiner nähe tat bzw. die Tür vom Zimmer aufging. Nun denn, ich nahm beides Dankbar ein und bald gingen die Lichter im kopf aus. Ich schlief. Endlich mal. Und ich hatte soweit erstmal keine Schmerzen.
Tag 6.....heute.... Das Personal versuchte mich zu motivieren. Nichts ging. Ich hatte starke Schmerzen und blieb im Bett. Es ging einfach nicht. Einmal quälte ich mich zum Zigarettenrauchen, verzichtete dann aber sogar darauf.
Es kam dann auch ziemlich früh der Professor um den Schmerzen auf den Grund zu gehen. nachdem er dann wußte das Tags zuvor der Schmerzkatheter entfernt worden war verordnete er mir Schmerztabletten die wie der Schmerzkatheter einen Spiegel aufbauen. Und langsam stellte sich auch die schmerzstillende Wirkung ein. Es folgten Untersuchungen. Ultraschall und CT. Der anfängliche Verdacht auf eine nahtbruch am Darm ließ sich schnell ausschließen. Der Schmerz rührt wohl von einer kleinen Entzündung an der Nahtstelle vom Darm. Aber er machte trotzdem seine Arbeit.
Inzwischen bin ich so gut wie Schmerzfrei. Ich fühle mich wirklich gut. Auch ein langes Gespräch mit dem Professor läßt mich nun wieder weiter nach vorne schauen.......
Ich habe nun die hälfte meines krankenhausaufenthalts hinter mir. Und ich glaube das ich das gröbste soweit erstmal überstanden habe. Morgen kommt der soziale Dienst um Rehamaßnahmen abzuklären. Donnerstag wird mir der Schlauch von den Harnleitern entfernt. Abwarten wie dann meine neue Blase reagiert wenn sie ihre erste Arbeit aufnehmen soll. Läuft alles soweit gut, wird am We der Blasenkatheter entfernt und anfang der Woche geht es dann erstmal nach Hause.
Ich weiß das noch einiges an "arbeit" auf mich zukommt. Auch Kummer und Sorgen, aber wenn ich daran denke wie verzweifelt ich anfangs war und wie Optimistisch ich derzeit bin dann ist das ein Unterschied wie Tag & Nacht. Nun glaube ich daran das alles wieder gut wird, auch wenn es nicht mehr so wird wie es mal war.