Hallo Zusammen,
ich bin neu hier und möchte mich vorstellen:
Ich heiße Hermann-Josef, bin 61 Jahre alt, verheiratet und wohne in der Nähe von Düren. Ich bin seit dem 09.10.2020 „stolzer“ Besitzer einer Neo-Blase. Meine Hobbys sind mein Haus und mein Garten. Ich bin Mitglied im Fitnessstudio und betreibe dort leidenschaftlich gerne Spinning bis zum Anschlag, also alles was mein Körper so her gibt und höre gerne Deep House Musik bis zum abwinken. Mit 61 - na gut.
Nun folgt der Weg zu meiner Neo-Blase.
Seit Januar 2020 hatte ich gelegentlich Blut im Urin und führte dies auf mein extremes Training im Fitnessstudio zurück. Im März habe ich mich dann nach über 41 Jahren als Kfm. Angestellter in einem großen Energieunternehmen aus dem Arbeitsleben zurückgezogen. Ich beschloss mit meiner Frau nun die Vorzüge des Ruhestandes zu genießen. Zuerst sollte noch eine ToDo-Liste (Renovierungsarbeiten etc.) abgearbeitet werden und dann ist Reisen angesagt. Ja und dann kam Corona. Reisen gestrichen.
Als ich dann im Juni 2020 nach einem Spinning-Kurs nach Hause kam, hatte ich mal wieder Blut im Urin aber zusätzlich mit einem komischen Gefühl im Bauch. Ich beschloss daraufhin meinen Hausarzt aufzusuchen, der mich dann umgehend zum Urologen überwies. Der wiederrum konnte zunächst nichts feststellen und überwies mich in die Radiologie nach Düren. Dort sollte ein CT erstellt werden. Ich bekam, Gott sei Dank, relativ zeitnah einen Termin.
Nachdem das CT erstellt war, konnte ich erst mal wieder nach Hause mit dem Hinweis, dass der Urologe sich bei mir melden würde. Als wir etwas später nach Hause kamen, hatte mein Urologe bereits auf unserem AB gesprochen mit der Bitte um Rückruf. Es trat eine gewisse Schockstarre ein. Nach dem Telefonat die Diagnose: Blasenkrebs! Für einen Moment blieb die Welt stehen. Ich sagte zu meiner Frau: „Warum ich“? „Ich will noch nicht sterben – nicht jetzt“! Wir heulten um die Wette. Dann ging alles sehr schnell. Ich wurde ins Dürener Krankenhaus überwiesen. Dort wurde im Juli 2020 eine TUR-B-OP durchgeführt. Das Ergebnis: pT2aG3 Tumor in der linken unteren Seitenwand bis zum Boden. Die Blase ist nicht mehr zu retten. Nach der OP meinte mein Urologe, dass es trotz allem relativ gut aussehen würde und ich wieder gesund werde, wenn nun folgende Schritte unternommen und eingehalten werden: 1. Chemo und 2. Entfernung der Blase bzw. erstellen einer Neo-Blase.
Es wurde ein zweites CT erstellt mit dem Ergebnis, dass die Lymphknoten nicht befallen sind und Metastasen weder im Thorax noch in der Lunge nachzuweisen sind. Glück gehabt!!! Nachdem ich nochmals ausgiebig im Dürener Krankenhaus untersucht wurde, bestätigte der Chefarzt diese weitere Vorgehensweise. Vor der Chemo hatte ich allerdings Bammel und fragte, warum die denn sein muss. Die Antwort lautete: „Wir wollen ausschließen, dass doch evtl. entwichene Krebszellen erwischt und abgetötet werden bzw. dass der Resttumor und die Blase schrumpfen“. Dies würde die anstehende OP dann etwas vereinfachen. Es wurden dann 3 Chemo-Zyklen vor
der Zystektomie festgelegt.
Nach dem 2. Zyklus wurde im Krankenhaus wieder ein CT erstellt um festzustellen, ob die Chemo anschlägt. Ergebnis: Ich landete als Notfall auf Station, weil die Chemo bei mir eine Lungenembolie ausgelöst hatte. Na super dachte ich. Und ich hatte echt nichts gemerkt! Die Chemo wurde dann abgebrochen mit dem Hinweis: „Die Chemo gehört in ihrem Fall nicht zu den lebenserhaltenen Maßnahmen“. Die abgeschlossen zwei Zyklen hatten auch jetzt schon zum erhofften Ergebnis der Ärzte beigetragen. Irgendwie war ich froh. Denn die Chemo habe ich sehr schlecht vertragen.
Mir war ständig übel, kein Geschmackssinn mehr, hatte Probleme mit meinen Augen (sehen und lesen) und hatte ständig das Gefühl neben mir zu stehen. Vier Wochen später, am 09.10.2020, dann endlich die OP. Nach knapp 6 Stunden und einen um 80cm kürzeren Dünndarm und der Entnahme der Prostata und der Samenbläschen, erwachte ich auf der Intensivstation. Nun hatte ich sie. Und siehe da: Das Leben geht tatsächlich weiter. Und ich muss sagen, nach etlichen Rückschlägen, die Euch hier ja alle bestens bekannt sind, sind wir nun einigermaßen gute Freunde geworden. Nach vier Wochen Reha in Bad Wildungen und heftigen Diskusionen mit den dortigen Ärzten, geht die Leistungskurve lllaaagggsssaaammm aber stetig nach oben.
Bei allen Rückschlägen, die ab und zu noch kommen: Ich darf aber weiterleben!!!
Historie: 11 Krankenhaus-Aufenthalte (Krankenhaus Düren) und 6 OP`s.
Schöne Grüße aus der Voreifel
Hermann-Josef