Meine Vorstellung und viele Fragen... :-)

  • Hallo ihr Lieben. Mein Name ist Michaela, ich bin 35 Jahre alt und wohne in Hessen. Vorgestern wurde bei mir durch eine Routine Kontrolle bei der Frauenärztin ein Blasenkarzinom fest gestellt :/ . Natürlich hatte ich in den letzten Wochen bemerkt, dass etwas anders war beim Pipi machen als vorher aber es war nicht beunruhigend.
    Meine Frauenärztin sagte also das Karzinom wäre ca 3,5 cm groß und ich konnte am gleichen Tag noch zum Urologen und gab ihm die US Bilder.


    Er machte eine Blasenspiegelung und sagte, ja es wäre ein Karzinom aber so wie es aussehen würde, gut zu entfernen. Am Tag der OP würden auch die Blutwerte gecheckt und Leber, Lunge, Nieren untersucht mit Kontrastmittel u Rö-Aufnahmen. Ich müsste ca 4 Tage im Krankenhaus bleiben!
    Als Nachsorge gäbe es Medikamente und alle 3 Monate Blasenspiegelung!


    Er sagte auch es wäre sehr ungewöhnlich weil ich noch so jung sei. Okay ich rauche, auch schon Jahre aber nicht gerade viel ca 7 Zigaretten am Tag. Naja den Rest habe ich alle entsorgt incl Aschenbecher und höre nun auf zu rauchen nach so einer Diagnose :( .
    Aber ich habe ehrlich gesagt Riesen Angst vor der Untersuchung vor allem der Lunge, weil ich denke, der Zigarettenrauch geht doch erst in die Lunge :huh:


    Ich habe noch ein paar Fragen weil es ging an dem Tag alles so schnell irgendwie und vielleicht hab ich auch etwas wieder vergessen..
    Die TUR-B soll von dem Urologen durchgeführt werden, der mich auch vorgestern untersucht hat und zwar im St. Vincenz Krankenhaus in Limburg (das ist nicht so groß). Nun ist meine Frage, ob ich mir nochmal eine Zweitmeinung holen soll bzw mich an eine größere Klinik wie Wiesbaden wenden soll :?:


    Die nächste Frage wäre welche Art von Narkose bekommt man bei der TUR-B :?:


    Ich habe hier im Forum bei vielen von einer 2. TUR-B gelesen... ist das so üblich? Oder kann es durchaus nach einer gut sein? Mein Urologe erwähnte nämlich nix... ?(


    Kann mir jemand sagen wie lange man CIRCA außer Gefecht gesetzt ist nach so einer OP (angenommen es gibt keine Komplikationen!). Ich habe nämlich eine 5 jährige Tochter :thumbup::P


    Und ach ja... kann man durch das Karzinom oder schlechte Blutwerte auch zerstreut und vergesslich werden? Ich habe nämlich in letzter Zeit den Eindruck, dass ich viel vergesse und das ist mit sonst nie passiert :thumbdown:


    Ich hoffe ihr könnt mir helfen!!! Vielen Dank im voraus und liebe Grüße :ballons:

  • Liebe Michaela,


    erstmal herzlich Willkommen hier im Forum, auch wenn der Grund deiner Anmeldung kein erfreulicher ist.
    Dieses Forum ist das beste deutschsprachige Blasenkrebsforum und du wirst fach - und auch sachgerecht beraten, zwar sind wir alle keine Ärzte und wollen diese auch nicht ersetzen - aber dennoch ist in diesem Forum sehr viel Wissen um dieser Erkrankung gebündelt.


    Die Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut und deshalb unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasive Tumore
    2657-Blasenkrebs-JPG
    Zu den oberflächlichen Tumoren zählen:
    - CIS
    - pTa
    - pT1


    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x



    Bei einer Blasenspiegelung kann man oftmals nicht einschätzen, um welches Tumorstadium es sich handelt, deshalb kommt es jetzt auf die Histologie der TUR-B an. Erst danach wissen wir, welche Behandlungsmöglichkeiten sich daraus ergeben.


    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.
    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.





    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.


    Zum Ablauf der TUR-B:
    Vorher wird noch ein Gespräch mit dem Narkosearzt durchgeführt, du hast die Wahl zwischen einer Vollnarkose und einer Spinalanästhesie. Die OP wird durch die Harnröhre durchgeführt und der Tumor per Elektroschlinge abgetragen und das Gewebe dann entnommen. Es ist keine große OP und die verweildauer im Krankenhaus beträgt ca. 3-5 Tage. Direkt nach der OP wirst du einen Katheder tragen und die Blase wird mit Kochsalzlösung gespült. Diese Spülung wird bis zum Folgetag durchgeführt. Wenn der Urin wieder klar wird, dann kann der Katheder gezogen werden, die wird oftmal am 3-4 Tag nach der OP sein. Danach kann nochmals ein Ultraschall der Blase und Nieren gemacht werden um zu kontrollieren, ob Restharn in der Blase vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, kann man dann das Krankenhaus verlassen.
    Frage bitte deinen Urologen, ob eine Mitomycin - Frühinstillation geplant ist, bei einem Tumor mit ca. 3,5 cm Durchmesser ist dieses durchaus sinnvoll!!!
    Mitomycin dient dazu, eventuell noch in der Blase befindliche Tumorzellen nach der TUR-B zu zerstören. Dies geschieht auf der DNA ebene, Mitomycin ist also erbgutschädigend. Deshalb sollte danach bei sexuell aktiven Patienten der GV für ca. 6 Monate mit Kondom erfolgen.


    Die Histologie, dauert dann noch ein paar Tage - diese solltest du Dir dann auch von deinem Urologen aushändigen (ausdrucken) lassen (Wichtig!!).


    Da du nach der OP eine Wunde in der Blase hast, solltest du zumindest 14 Tage bis 4 Wochen noch kurz treten und Heben + Tragen vermeiden. In dieser Zeit solltest du reichlich Trinken, sodass der Urin nicht so stark konzentriert ist und die Wunde in der Blase schneller verheilt. Es kann passieren, das in den ersten zwei bis drei Wochen nach der OP noch ab und an Blut im Urin sichtbar ist. Dies liegt am Ausbau der Blase, die sich dehnt und zusammen zieht, je nach Flüllstand und dadurch die Wundheilung etwas länger dauert. Auch wird die Blase noch sehr gereizt sein - sodass ein starker Harndrang mit Entleerungsschmerzen auftreten kann.


    Ob eine zweite TUR-B (Nachresektion) notwendig ist, entscheidet sich erst nach vorliegen der Histologie. Bei einem pTa G1 ist dies nicht erforderlich, bei einem pTa G3 schon.



    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Liebe Michaela,
    herzlich Willkommen. Andreas hat ja schon ganz viele Infos gegeben. Lies Dich ein bischen ein, hier bekommst Du tolle Unterstützung.
    Ich drücke die Daumen, dass alles Gut wird.
    VG
    Dine

    Schreibe für meinen Vater:
    27.04.16 1 TUR-B - Befund: PTaG2 L0V0
    02.06.16 2 TUR-B - Nachresektion - PTa low grade - vorwiegend Blasenhals
    21.07.16 3 TUR-B - PT2high grade L0V0
    13.10.16 Zystektomie und Conduit-Anlage
    24.10.16 PCN Insertion links
    29.10.16 OP nach Bauchdeckenbruch
    04.12. - 23.12 AHB in Bad Nauheim, PCN wurde vorher entfernt
    GdB wurde auf 100% festgelegt bis 2021

  • Hallo,


    In Wiesbaden HSK Horst Schmidt Kliniken A 61 Prof. Kleinschmidt. Die Urologische mit einem sehr guten Ruf.
    Ich bin dort 2013 operiert worden, Blasenkrebs! Kann ich nur empfehlen.


    Alles Gute und Viel Glück

  • Nachdem ich Dir schon vieles allgemeines über die Stadieneinteilung und die TUR-B geschrieben habe, werde ich nun noch auf andere Fragen eingehen:


    1. Behandlung und Nachsorge:


    Sollte es sich um einen oberflächlichen Tumor handeln, gibt es mehrere Behandlungsoptionen:
    z.B. die Instillationstherapie mit Mitomycin, die Immuntherapie mit BCG
    Beide dieser Therapien sollen neue rezidive verhindern, unbehandelt hat Blasenkrebs eine sehr hohe Rezidivwahrscheinlichkeit von ca. 70%. Durch den Einsatz eines der beiden Medikamente kann die Rezidivwahrscheilichkeit auf ca. 50% gesenkt werden.
    In den ersten zwei Jahren nach Neufeststellung eines Blasentumors ist die Rezidivwahrscheinlichkeit sehr hoch, ab dann sinkt sie - dennoch ist eben eine engmaschige Kontrolle der Blase notwendig.
    In den ersten 2-3 Jahren sollte aller drei Monate eine Blasenspiegelung erfolgen, in den darauffolgenden Jahren, dann aller 6 Monate und ab dem 5 Jahr sollte lebenslang einmal pro Jahr eine Blasenspiegelung durchgeführt werden.


    Oberflächliche Tumor bilden nur selten (in ca. 1% der Fälle) Metastasen, von daher solltest du Dir keine großen Sorgen machen, das etwas in der Lunge gefunden wird. Problematisch würde es erst dann, wenn der Tumor in den Blasenmuskel hinein wächst und dort Anschluss an das Lymphsystem und die Vene findet, dies ist aber sehr unwahrscheinlich bei einem oberflächlichen Tumor.


    2. St. Vincenz Krankenhaus in Limburg


    Das ist schwierig zu beurteilen, denn dieses Krankenhaus verfügt nur über eine Belegabteilung Urologie. Das heißt, das man keinen Urologen im Krankenhaus beschäftigt und nur externe Ärzte dort operieren. Leider kenne ich die Ausstattung des Krankenhauses nicht, kann mir aber nicht vorstellen, das dort moderne Verfahren wie die PDD (Photodynamische Diagnostik) zum Einsatz kommt. Hier wird es letztlich darauf ankommen, wie sehr du deinem Urologen vertraust.
    Im Grunde sind aber zwei Faktoren für die Krankenhauswahl wichtig:
    Photodynamische Diagnostik: Hier wird ca. eine Stunde vor der TUR-B ein Farbstoff (Hexvix) in die Blase gegeben, dieser Farbstoff reichert sich im Tumorgewebe an und der Tumor leuchtet dann unter dem Einsatz von "BlauLicht" rosa. Dadurch sind auch kleinste Tumore und Tumorreste deutlich erkennbarer als unter WeißLicht - wie es im St. Vincenz angeboten wird.


    Weiterhin sollte nach der TUR-B eine Frühistillation mit Mytomycin gemacht werden - dies bitte mit deinem Urologen abklären - das dies erfolgen soll.



    Warum verzichten viele Krankenhäuser auf den Einsatz von Hexvix und Mitomycin - Frühistillation:


    Für die Photodynamische Diagnostik sind neue Geräte im OP-Bereich anzuschaffen, diese sind nicht billig, sodass Krankenhäuser oftmals diese Investition nicht durchführen. Weiterhin bekommen die Krankenhäuser nur Fallpauschalen von den Krankenkassen. Im Falle einer TUR-B sind das ca. 3200 Euro.


    Die reine OP und der Krankenhausaufenthalt kosten dabei knapp 2300 Euro. Setzt das Krankenhaus nun Hexvix und Mitomycin ein, so verdient das Krankenhaus an dem Patienten keinen Cent mehr, da beide Medikamente insgesamt ca. 800 Euro kosten.



    Gruss


    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hey vielen lieben Dank schon mal für Eure Antworten, das hat mir schon sehr weder geholfen!!! :thumbup:


    Ich habe heute mit einer Bekannten telefoniert, die schon seit Jahren im Limburger Kkh arbeitet und habe mich erkundigt wg dem Urologen der mich operieren soll (habe ihn ja erst am Donnerstag kennengelernt) und sie beruhigte mich sehr, weil sie sagte es wäre ein Routine Eingriff und der Arzt wäre sehr gut... :)

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