Neoblase mit 75 Jahren ?

  • Liebe Forum-Teilnehmer,
    Ich möchte mich gerne mit folgenden Fragen an Euch wenden:
    Meine Mutter- fast 75 Jahre - hatte bei ihrer ersten PE pT1a G3 (am 12.01.17) , das finale Ergebnis der TUR liegt noch nicht vor. Mündlich sagte uns der Operateur, dass der Tumor mindestens in der ersten Muskelschicht sei.. Evtl müsste die Blase raus? Meine Frage - kann man diese OP mit 75 Jahren noch gut überstehen ? Und mit einer Neoblase klarkommen? Wo sollte die OP laufen? Wir wohnen in der Nähe von Frankfurt /Main.


    Viele Grüße
    Stephanie

  • Guten Abend Stephanie,
    im Alter Deiner Mutter würde ich von der Neoblase abraten weil es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu Kontinenzproblemen kommen wird. Bei jüngeren Menschen fordert dies bereits erhebliche Anstrengungen z. B. das Beckenbodentraining. Die Konstitution der Mutter mag gut sein, aber wie lange noch? Zunächst wäre es aber gut, den Inhalt des pathologischen Befundes nach TUR-B hier einzustellen und den bisherigen Verlauf der Erkrankung Deiner Mutter zu kennen. Die endgültige Entscheidung über die Art der Ableitung nach einer Zystektomie fällt letztlich immer erst während der OP wenn der Arzt sieht, was machbar ist. Im Alter von 75 Jahren geht meine Empfehlung zum Urostoma. Die kürzere Dauer der OP und das spätere Handling, selbst im Falle einer Pflegebedürftigkeit, sind die Argumente die dafür sprechen.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Liebe Stephanie,


    herzlich Willkommen hier im Forum, dem besten seiner Art.


    Meine Mutter war knapp 74 Jahre alt, als der Blasenkrebs bei ihr entdeckt wurde, man die Zystektomie bei ihr machte und sie ein Urostoma bekam.


    Obwohl meine Mutter viele Vorerkrankungen und eine starke Schwerbehinderung hatte, ist alles prima verlaufen und sie hat noch 6 schöne Jahre danach gehabt. Ohne die Operation hätte sie - laut Ärzten - noch 3 Monate gelebt. Und wenn sie nach der Zystektomie weiter zu den Nachsorgeterminen gegangen wäre, wären es sicherlich auch noch mehr als 6 Jahre geworden.


    Dies nur zu deiner Beruhigung: Das Alter deiner Mutter ist völlig in Ordnung für eine Zystektomie. Aber - wie @wolfgangm bereits schrieb: Eine Neoblase wird es wohl nicht werden, das wäre unvernünftig.


    Am besten liest du dich hier ein wenig durchs Forum, schaust auch mal ins Lexikon und stellst Fragen. Hier wird dir geholfen und zwar nicht nur bei fachlichen Fragen, sondern auch bei deinen Ängsten, Sorgen und Nöten, die wir Angehörigen nur allzu gut kennen.



    Liebe Grüße


    Christina

    Ich habe für meine Mutter geschrieben, bei der im Jahr 2008 Blasenkrebs diagnostiziert wurde. Am 10.01.2015 ist sie im Alter von 80 Jahren daran verstorben.

  • Lieber Wolfgang, liebe Christina,
    ganz herzlichen Dank für Eure so schnellen und helfenden Antworten! Das macht mir sehr viel Mut!
    Auch für das Gespräch bzgl. des Pathologie Befundes, das diese Woche ansteht.
    Ich werde mich jetzt erst mal hier im Forum einlesen - auch zum Thema Urostoma.


    Vielen, vielen Dank für Eure Ermutigungen und Euer Wissen, das Ihr hier weitergebt!


    Liebe Grüße
    Stephanie

  • Liebe Stephanie,
    auch von mir ein herzliches Willkommen.
    Wir werden hier alle versuchen dir bzw. deiner Mama zu helfen. Wolfgang hat den Weg schon beschrieben, einstellen des Befundes ist das Wichtigste.
    Wenn die OP unausweichlich wird, stellt sich für mich die Frage, wie ist der Allgemeinzustand deiner Mutter? Nicht alle 75jährigen sind gleich fit.
    Generell sollte die OP machbar sein, da gibts in und um Frankfurt sehr gute KH. Aber jetzt warten wir erst ab, was du noch mitteilst.
    Ja lese dich durchs Forum, du wirst einiges nützliches erfahren, was euch künftig hilft.


    Du kannst mal die Berichte von @Vera lesen. Ihre Mama war auch über 70 Jahre alt, hat ein Stoma bekommen und es geht ihr sehr gut. Und so wirst du einige finden die dir Mut machen.
    klar gibts auch andere, aber jeder sollte immer nur postiv denken.
    Alles liebe dir und für die Mama
    Gruß Ricka

  • Liebe Stephanie,
    auch von mir ein herzliches willkommen. Meine vorschreiber haben schon alles wesentliche geschrieben. Zu einer Thematik dennoch eine zusätzliche Meinung: ein urostoma ist die sicherste Lösung hinsichtlich beherrschbarem handling. Ich habe allerdings bei meinem Urologen eine zum OP Zeitpunkt 73 - jährige Dame kennengelernt, die mit ihrer Neoblase sehr gut klarkommt und auch de facto Kontinent ist. Wenige Tröpfchen in der Vorlage empfand sie nicht als inkontinent. Sie machte bereits ein Jahr nach OP wieder Radtouren und Tages-Wanderungen. Kann wie ich nicht in der Hocke (Wald) Entleeren, aber sonst problemlos. Sie war vor der OP körperlich topfit, Kontinent und hatte keine weiteren Vorerkrankungen und wir hatten beide denselben super Operateur - allerdings in Berlin... wenn deine Mama also wirklich ehrlich richtig fit ist und die Operateure es in Betracht ziehen, kann auch die Neoblase eine Option sein. Sie sollte aber wirklich gut bedacht werden! Ich wünsche euch gute Ärzte und das nötige Quäntchen Glück auf dem Weg, der vor euch liegt :thumbup:
    Lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde