Unsicherheit wegen Befund

  • Hallo, ich bin neu hier und habe mich für meinen Mann angemeldet. Wir sind derzeit verunsichert wegen der weiteren Vorgehensweise zu seinem Blasentumor. Der pathologisch-anatomische Befund lautet wie folgt:


    Zusammen 5×4×0,5 cm messendes Tumorresektat von der Seitenwand/Hinterwand der Harnblase: mikroskopisch hier Anteile einer exophytischen urothelialen Neoplasie. Diese stark fragmentiert, die Tumorzellgruppen mit einer mäßigen Zell- und Kernpolymorphie. Typisches Malignom-wertiges Cytokeratin-Muster. Kleinherdige, zapfenförmige Tumorinfiltrate im Stroma.


    Diagnose: Oberflächlich invasiv wachsendes papilläres, mäßig differenziertes Urothelkarzinom der Harnblase. TNM-Klassifikation: pT1 G2.


    Der Eingriff war am 22.03. und Stand dort war, dass nach dem Entfernen gar nichts weiter gemacht werden muss. Beim ersten Termin beim Urologen nach der OP hieß es dann, dass eine lokale Chemotherapie erfolgt und nach dem Befund sagte dann der Urologe, dass die lokale Chemotherapie wahrscheinlich nichts bringen würde, weil der Tumor nicht so oberflächlich war wie angenommen. Stattdessen soll nun eine Immuntherapie gestartet werden, wenn am 12.05. der 2. Eingriff vorgenommen worden ist. Der Urologe sagte, dass er immer auch die Chemo für angebracht hält, aber mein Mann (und ich auch) ist nun verunsichert, weil wenn man vor dem Ergebnis der nächsten Probe schon sagen kann, dass die Krebszellen zu tief für die Chemo sitzen. Dann ist es doch völlig sinnlos damit anzufangen oder?


    Ich bin wirklich sehr unsicher, zumal der Urologe nur nach konkretem Nachfragen verständliche Auskunft gibt. Kann mir Jemand die Diagnose so übersetzen, dass ein Nichtmediziner sie versteht und kurz aufzählen, welche Fragen wir beim nächsten Termin stellen sollten, damit wir möglichst gut im Bilde sind?


    Vielen Dank vorab und LG von Elke

  • Hallo Elke,

    herzlich willkommen hier bei uns im Forum. Die Erkrankung ist immer ein Anlass zur Sorge und ich bin sicher, zu dem oberflächlichen Tumor wird sich kurzfristig AndreasW zum Thema äußern. Ich denke schon, dass hier eine Installationstherapie angezeigt wäre. Zu dem Befund pT1 G2 gibt es sicherlich weitere Informationen. L, V oder R. Diese Kürzel geben Aufschluss über Lymph-, Venenanschluss oder Resttumor. Lass Dir alle Befunde in Kopie aushändigen.


    Liebe Grüße

    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Elke, wo wird Dein Mann behandelt? Wo ist der Urologe? Welche Klinik führt die TUR-B durch?

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Hallo Elke,

    willkommen, wenn auch aus bescheidenem Anlass, auch von mir.

    Bitte lies doch mal direkt im Nachbarthema von Gerd, hier der kurze Weg mit Direktlink: Hier klicken

    Er hat eine ähnliche Diagnose und auch ähnlich widersprüchliche Informationen durch die Ärzte.

    Dort findest du schon ein paar Erläuterungen zu den instillationstherapie Und die sehr ausführliche Darstellung von AndreasW mit dem Bild zum blasenaufbau.Das hilft schon gut zum Verstehen.

    Die angesprochene Immuntherapie dürfte die BCG Therapie sein.dabei werden lebende Tuberkulosebakterien in die Blase gegeben, um eine Entzündung zu initiieren und damit das Immunsystem so zu stimulieren, dass es gegen die Tumorzellen vorgeht.

    Leitliniengerecht ist jetzt die Nachresektion (2. TURB) - wenn es dabei bei T1 bleibt und ein R0 (Ränder des entnommenen Gewebes sind ohne tumorzellen) dann wäre das weiter Vorgehen die BCG Therapie.

    Bittet für die Nachresektion um die Arbeit mit Hexvix - dieses Mittel wird vor dem Eingriff in die die Blase gegeben, reichert sich in tumorzellen an und bringt sie unter speziellem Licht zum Leuchten. So sind auch optisch unauffällige Tumore besser erkennbar.

    Fragt, was immer ihr wissen möchtet - wir versuchen nach Kräfte euch zu helfen !

    Lieben Gruß einstweilen von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

  • Liebe Elke,


    erstmal herzlich WIllkommen in unserem Forum, um mir die "Schreibarbeit" etwas zu vereinfachen habe ich meinen Beitrag zu Gerd erstmal auch hier her kopiert - da die grundsätzlichen Informationen zum verstehen des Befundes gleich sind.

    Auf die Unterschiede werde ich dann weiter unten gezielter eingehen.


    Sodass Ihr fach - und auch sachgerecht beraten werdet, zwar sind wir alle keine Ärzte und wollen diese auch nicht ersetzen - aber dennoch ist in diesem Forum sehr viel Wissen um dieser Erkrankung gebündelt.


    Die Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut und deshalb unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasive Tumore


    Tumorstadien.jpg

    Zu den oberflächlichen Tumoren zählen:

    - CIS

    - pTa

    - pT1

    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x

    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.

    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.

    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.


    Bei Dir hat man nun einen oberflächlichen Tumor ( pT1 G2 ) festgestellt, hier ist es zwingend notwendig eine Nachresektion der Blase (zweite TUR-B) durchzuführen. Dadurch will man die Schnittränder und die Stelle wo der Tumor saß nochmals begutachten und sicherstellen, das der Tumor auch vollständig entfernt werden konnte.

    Erst wenn dies erfolgreich durchgeführt wurde und ein R0 (kein Resttumor mehr vorhanden) in der Histologie steht, kann eine weitere Behandlung geplant werden.


    Wie ich schon weiter oben in den allgemeinen Erklärungen geschrieben habe, kann ein G2 - Tumor als low risk oder high risk (Low Grad / High Grad) eingestuft sein, bei einem Low Risk Tumor könnte man noch versuchen, Mitomycin als Instillationstherapie einzusetzen - bei einem high risk - Tumor sollte dann aber BCG eingesetzt werden.


    Beide Behandlungsmethoden haben Vor - und Nachteile, zum einen in ihrer Wirksamkeit und die anderen betreffen die Nebenwirkungen.

    Persönlich würde ich aber dazu neigen, in diesem Tumorstadium eine BCG - Therapie (Immuntherapie) zu empfehlen - die zwar stärkere Nebenwirkungen hat, aber auch etwas effektiver ist, als es die Mitomycintherapie wäre.

    Bei der BCG - Therapie handelt es sich um eine Immuntherapie, in der lebendige Tuberkulosebakterien in die Blase gegeben werden und dort eine Immunreaktion auslösen sollen, durch diese Immunreaktion sollen Tumorzellen durch das Immunsystem des Körpers bekämpft werden. Diese Therapie dauert in der Regel 36 Monate, wobei in diesem Zeitraum ca. 27 Therapien durchgeführt werden.


    Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich noch ausführlicher über die BCG-Therapie schreiben, was an Nebenwirkungen zu erwarten ist, wie der Therapieplan aussieht und welche Vorsichtsmaßnahmen (Hygiene) man treffen sollte.


    Gruss

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Wow, ihr seid super!! Ich habe jetzt schon mehr verstanden als in der ganzen Zeit seit der Diagnose ?


    @ Wolfgang: der Urologe ist in Cuxhaven, genau so wie die Klinik, in der schon der erste Eingriff durchgeführt wurde.


    Das mit dem Hexvix habe ich direkt mal aufgeschrieben, das wurde bei der ersten OP nicht gemacht, leider auch keine Instillation direkt danach. :(


    AndreasW, das ist sehr eingängig geschrieben und mal nicht so'n Fachchinesisch ^^


    Mein Mann kämpft derweil auch noch mit seinem inneren Schweinehund, weil er dringend das Rauchen aufgeben soll und auch möchte...


    Ich melde mich Morgen wieder mit weiteren Fragen :) Bis dahin vielen, vielen Dank <3:!:

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