Harnblase npl, schlechte Nierenwerte

  • Hallo,

    ich lese seit heute morgen hier in diesem Forum interessante Geschichten, die einem wieder Hoffnung geben.


    Es geht um meinen Vater, 64 Jahre alt. Kurz zu seiner Vorgeschichte: er hat seit seiner Geburt nur eine Niere und die funktioniert seit ein paar Jahren relativ schlecht, sodass er möglicherweise demnächst mit Dialyse anfangen soll, Kreatinin 4,3. Er hat ebenfalls diverse Herzproblem: Herzinfarkt mit 50 und nun seit einem Jahr trägt er einen Schrittmacher, da seine Herzmuskeln sehr schwach sind. Aus diesen genannten Gründen hat er wassereinlagerun vor allem im Bauch. Dies kriegt man einigermaßen mit den Medikamenten im Griff, allerdings manchmal ist es so extrem, dasss er stationär behandelt werden muss.


    Nun zum neuen Problem. Nachdem er nur einige male Blut im Urin gesehen hatte, war er bei dem Urologen und er hat gleich durch Blasenspiegelung einen Tumor gesehen. Gestern haben wir den Termin im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg gehabt, um das Vorgespräch mit dem Urologen und dem Anästhesisten zu führen. Gleich per Ultraschall meinte der Urologe, dass der Tumor recht groß ist, Durchmesser: 8 cm, und hat mehrmals darauf hingewiesen, dass es nicht gut aussieht. Heute habe ich ihn genauer gefragt und seiner Meinung nach muss eine Blasenentfernung und Chemo im Anschluss gemacht werden. Er hat selbstverständlich gesagt, dass man vor den Ergebnissen nichts konkretes sagen kann.

    Der Zustand von meinem Vater ist aufgrund seiner Nierenwerte und der Wassereinlagerung nicht gut. Ihr könnt euch alle vorstellen, wie es uns in diesen Tagen geht.

    Es ist für mich unvorstellbar, dass er mit diesem Zustand die große Op und noch die Chemo verkraften kann und das macht mich unendlich traurig.


    Ich werde in den nächsten Wochen mehr berichten.


    Liebste Grüße


    Veha

  • Moin Veha,

    sei herzlich begrüßt trotz der aktuellen Besorgnis um den Vater. Es ist so, dass belastbare Therapieansätze erst nach einer histologischen Befundung erfolgen können. Die Vorerkrankungen erschweren natürlich die Behandlung aber sie müssen erfolgen. Die Blasenentfernung mit Anlage eines Urostoma halte ich für angemessen um die OP Dauer so kurz wie möglich zu halten. Zum Thema Chemotherapie möchte ich keine Aussage treffen bevor es den Befund gibt. Dabei scheint mir die Schilderung des Arztes schon in diese Richtung zu weisen.


    Liebe Grüße

    wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Liebe Veha,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum, auch wenn der Grund deiner Anmeldung kein sehr schöner ist - aber hier bist du unter selbst an Blasenkrebs erkrankte oder auch Angehörige - über viele Jahre hat sich hier ein Wissen rund um Blasenkrebs aufgebaut, was Online sicherlich seines gleichen sucht.

    Wir werden insgesamt versuchen, Dir / Euch eine Hilfe zu sein, ob es nun um das verstehen des Befundes, Fragen zur TUR-B, oder auch um die Blasenentfernung geht.


    Tumorgröße:

    Die Tumorgröße ist eigentlich nichtssagend, denn wichtig für die Beurteilung ist wie der Tumor gewachsen ist, hier gibt es eine Unterscheidung in oberflächlich und muskelinvasiv wachsende Tumoren. Diese Unterscheidung ist wichtig, da die Blase in mehreren Schichten aufgebaut ist.

    Zur Veranschaulichung hier mal ein Bild zu dem Blasenaufbau, wo auch der Unterschied der einzelnen Tumorstadien angegeben ist:

    Tumorstadien.jpg

    Zu den oberflächlichen Tumoren zählen:

    - CIS

    - pTa

    - pT1

    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x


    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.

    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.

    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.


    Bei mir hatte man auch einen "riesigen Tumor" diagnostiziert - mein damaliger Urologe sagte, er wäre Apfelgroß gewesen, auch er befürchtete schlimmeres, aber letztlich hat sich bei der TUR-B heraus gestellt, dass dieser Tumor "nur" oberflächlich gewachsen ist. Ich nenne Dir dieses Beispiel nur, damit du selbst siehst, dass die Tumorgröße allein erstmal recht wenig aussagekräftig ist.


    Ob eine Blasenentfernung und eine Chemo notwendig wird, kann man erst nach der TUR-B beurteilen. Bezüglich einer möglichen Chemo gibt es aber bei deinem Vater einiges zu beachten, denn eine Chemo ist ein Zellgift, was über die Nieren abgebaut wird - funktioniert die Niere aber nicht mehr richtig, so muss hier wirklich sehr genau geschaut werden, ob eine Chemo wirklich durchgeführt werden kann.


    Gruss

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Vielen Dank an euch.

    @ AndreasW, ich hab tatsächlich gedacht, dass keiner so einen großen Tumor hatte, daher wollte ich unsere Situation nicht schildern bis ich unter deinem Beitrag einen "apfelgrosser Tumor" gelesen hab.

    Weshalb der Arzt, mit dem Zustand sehr unzufrieden war, ist fragwürdig, denn er auch noch ohne Befunde keinen Tendenz haben kann.

    Wir sagen uns gegenseitig in der Familie Kopf hoch und versuchen meinen Vater relativ gut auf das alles vorzubereiten.

  • Liebe Veha ,


    auch ich möchte dich herzlich in unserem Forum begrüßen, dem besten seiner Art.


    Was du gerade durchmachst, kennen viele von uns, weil dieses Forum ja nicht nur von PatientInnen, sondern auch von Angehörigen geführt wird. Deshalb finde ich es gut und wichtig, dass du dich hier angemeldet hast und uns fragst. Manche von uns (wie AndreasW ) erklären das Medizinische sehr treffend, andere (wie wolfgangm oder rainer ) können aus einem schier unerschöpflichen Vorrat an Erfahrungen viele Ratschläge beisteuern. Und dann gibt es noch diejenigen, die einfach nur auf der menschlichen Seite bei euch sind, mit euch hoffen und bangen, euch die Daumen drücken oder für euch beten, Alle zusammen ergänzen wir uns prima und ich hoffe, dass nun niemand sauer ist, weil ich nicht jeden erwähnt habe, der hier aktiv dabei ist. 8)


    Das Wichtgste, was du persönlich nun tun kannst, ist nicht in Panik zu verfallen, sondern einigermaßen ruhig den Befund abzuwarten. Wenn du deinem Papa beistehen willst, solltest du Ruhe und Zuversicht ausstrahlen und nicht nur Angst und Trauer. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber viele der Angehörige hier im Forum sind schon über sich hinausgewachsen und waren ihren Vätern, Müttern oder Partnern eine zuverlässige Begleitung während des Kampfes gegen diese Krankheit.


    Dein Vater hat einige belastende Vorerkrankungen und natürlich hast du doppelte Befürchtungen, ob er eine eventuelle Operation und eine möglicherweise notwendige Chemotherapie gut überstehen wird. Deine Vater ist aber kein Einzelfall, wir hatten schon öfter Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen, Diabetes, Demenz oder schweren körperlichen Behinderungen. Das sind alles schwierige Voraussetzungen für die Zystektomie, aber die Ärzte geben immer ihr Bestes und wenn du dir hier noch Informationen und Tipps abholst (zum Beispiel für die erste Zeit nach der Zystektomie, wo der Darm manchmal noch "verrückt spielt"), dann werdet ihr bestmöglich durch diese schwere Zeit gelangen.


    Es ist gut, dass ihr anscheinend zu mehreren seid (du schreibst von "gegenseitig in der Familie"), so dass du nicht das Gefühl haben musst, ganz alleine deinem Vater durch die schwere Zeit zu helfen.


    Ich drücke euch fest die Daumen, dass alles gut wird.



    Liebe Grüße


    Christina

    Ich habe für meine Mutter geschrieben, bei der im Jahr 2008 Blasenkrebs diagnostiziert wurde. Am 10.01.2015 ist sie im Alter von 80 Jahren daran verstorben.

  • Hallo,


    Wir waren heute erneut im Krankenhaus, da mein Vater im Moment sehr viel Wasser im Bauch und in der Lunge hat. nächste Woche wird eventuell keine TUR durchgeführt, weil das Herz im Moment sehr schwach ist. Der Tumor ist jetzt schon 8 cm groß und wenn die OP noch verschoben wird, wächst er bestimmt noch mehr. Ich wünschte, ich könnte etwas positiver denken...


    Kennt ihr so einen Fall? Also eine Kombination von Krebs und Herz und Nierenversagen?


    Ganz liebe Grüße


    Veha

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