Muzinöses Blasenkarzinom?

  • Vorab erstmal einen netten Gruß in die Runde hier. Ich bin knappe 44 Jahre, habe eine dreijährige Tochter, das nächste ist unterwegs und bin seit kurzem direkt Betroffener von Blasenkrebs. In den letzten Tagen habe ich viel am PC recherchiert, wobei ich dann auch auf dieses wirklich Informative Forum gestoßen bin. Nun möchte ich die Gelegenheit nutzen und meinen Krankheitsverlauf verbunden mit ein paar Fragen schildern.


    Im Feb. 09 stellte mein Hausarzt bei einem Routinecheck (für mich nicht sichtbar) Blut im Urin fest. Bei der anschließenden Ultraschalluntersuchung sah er dann eine Auffälligkeit ( Gewebe) in der Blase. Weiter ging es zum Urologen der eine Spiegelung vornahm. Der Urologe sagte mir, es sieht nicht aus wie ein typischer Blasentumor, aber am Blasenboden ist einiges an entzündetem Gewebe, da hilft nur eine Gewebeprobe weiter. Also weiter ins KH und einen Termin gemacht. Die TUR-B wurde dann am 2.4. durchgeführt.
    Nach 4 Tagen endloser Wartezeit dann der Keulenschlag. Sie haben einen bösartigen Tumor in der Blase, es handelt sich um ein Muzinöses (Schleimbildendes) Karzinom. Diese Art von Karzinom käme aber in der Blase sehr selten vor, wären eher z.B. im Darm zu finden. Es wurde bei der TUR auch nicht alles an Gewebe entfernt. Vermutlich hatten die Ärzte die Befürchtung, sie würden in einen schon durchgewachsenen Tumor oder in eine Metastase schneiden. Es stellt sich also die Frage ob es sich hier um den Primärtumor handelt. Es wurden jetzt nacheinander CT, große Darmspiegelung und Prostatabiopsie durchgeführt. CT und Darmspiegelung waren ohne Befund, das Ergebniss der Biopsie lag bis zu meiner Entlassung vor Ostern noch nicht komplett vor, ein Anruf beim Pathologen ergab zumindest bis zu diesem Zeitpunkt keine Auffälligkeiten. Die Oberärztin sagte mir dann, sollte es bei diesen Befunden bleiben, würde sie mir empfehlen nochmals eine TUR zu machen und sämtliches Gewebe zu entfernen. Dieses Gespräch wird Morgen stattfinden, wo ich dann auch den Histologischen Befund einsehen werde.
    Hier nun meine Fragen an die Fachgemeinde.


    - Sind diese Muzinösen Karzinome wirklich so selten in der Blase?
    - Ist es auch hier wichtig und sinnvoll die TUR mit Hexvix durchzuführen?
    - Kann der Pathologe anhand der Gewebsprobe feststellen ob es sich um den/einen Primärtumor handelt?


    Über das große schwarze Loch, in das man nach der Diagnose fällt, brauche ich ja nichts zu schreiben, jeder Betroffene kennt es. Wenn es mich mal wieder überkommt, dann suche ich die Nähe meiner Tochter.
    Wenn sie mich anlächelt, dann weiß ich wieder warum ich kämpfen muß.
    Sie ist meine größte Motivation und gleichzeitig meine stärkste Waffe....



    Gruß Walter

  • Erst einmal begrüße ich Dich als neues Mitglied recht herzlich in unserem weltbesten Blasenkrebsforum.


    Nun, ein Muzinöses Karzinom hatten wir hier noch nicht im Forum. Ich musste mich erst einmal selbst schlau machen. Das was ich lese ist unterschiedlich in der Prognose zu interpretieren. Gelingt die totale Resektion des Tumors, so soll die Prognose gut sein.


    Totale Resektion heißt aber alles raus, es darf nichts mehr stehen bleiben.
    Hoffen wir mal das dies bei Dir noch möglich ist.
    Sollte die Blasenwand bereits durchwachsen sein wirst du dich wahrscheinlich mit einer Neoblase oder einer anderen Harnableitung anfreunden müssen.


    Inwieweit weitere TUR´B sinnvoll sind wirst du wohl am Montag bei deiner Arztbesprechung erfahren.


    Ob es sich hier um die ursprüngliche Tumorentstehung handelt können nur die Ärzte beantworten. Wie die das im Dateil herausbekommen entzieht sich meiner Kenntniss.


    Also walter, lass uns am Montag weiterschreiben / reden. Dann weißt Du mehr und wir dann hoffentlich auch.


    Gruß Rainer

  • Lieber Walter,


    soweit ich in der Literatur fündig wurde, ist ein muzinöses Harnblasenkarzinom ein Adenokarzinom, geht somit nicht von der Schleimhaut aus sondern vom Drüsengewebe. Sowas ist extrem selten und wird zu den invasiven Karzinomen gezählt
    (Quelle:http://eliph.klinikum.uni-heidelberg.de/pdf2/harnblase3.pdf)


    Aber Du musst wirklich den detaillierten Befund des Pathologen nach einer hoffentlich R0-Resektion bei einer erneuten TUR-B abwarten.


    Liebe Grüße


    Hexe :tanzen:

  • Hallo Walter, :streicheln:


    auch von mir ein ganz herzliches Willkommen hier bei uns im Forum! :Schmunzel:


    Leider kann ich Hexes Link nicht öffnen. Ich habe zu deinen Fragen folgende Infos in der Fachliteratur gefunden:


    Das Adenokarzinom ist wirklich sehr selten. Die meisten Blasenkarzinome (über 90%) sind sog. Urothelkarzinome, 7% Plattenepithelkarzinome und nur 1-2% Adenokarzinome.


    Eine Sonderform des Adenokarzinoms ist das Urachuskarzinom (ca. 0,22% aller Blasentumore). Es kommt bevorzugt am Blasendach vor und geht vom Urachus aus (Urachus = Harngang, ein aus der Embryonalentwicklung stammender Rest einer Verbindung von der Blase zum Nabel). Ausgangspunkt des Karzinoms sind Drüsenzellen.


    Vom Urachuskarzinom gibt es verschiedene Typen:
    glandulär, muzinös, papillär, siegelringzellig, klarzellig, adenoidzystisch.
    In der Regel treten sie solitär (ein einziger Tumor) auf.


    Urachuskarzinome werden neben der TNM-Klassifikation auch nach Sheldon klassifiziert.


    Wird ein Adenokarzinom in der Harnblase gefunden, sollte ein Primärtumor außerhalb der Blase von Prostata, Dickdarm, Gebärmutter, Magen oder Brust ausgeschlossen werden.


    Behandlung des Adenokarzinoms ist die radikale Zystektomie; bei einem einzelnen Tumor kommt auch die Blasenteilresektion, abhängig von Tumorgröße und -lokalisation in Frage


    Wenn du hier im Forum mit der Suchfunktion nach Adenokarzinom und Urachuskarzionom suchst, findest du andere Betroffene mit diesem Tumor, bei denen solche Blasenteilresektionen durchgeführt wurden (Birgit, Michaela, Jurij):
    http://www.forum-blasenkrebs.net/search.php?searchid=22525
    http://www.forum-blasenkrebs.net/search.php?searchid=22524


    Spezialisiert auf seltene urologische Tumoren ist die Urologie der Uniklinik Essen (Prof. Rübben), Genaues dazu nennt User "Primzahl" in seinem Beitrag. Daher würde ich dir empfehlen, dich dorthin zu wenden.


    Alles Gute und ganz liebe Grüße für dich und deine Familie!
    Isa

  • Erstmal schönen Dank für die nette Aufnahme und die prompten Antworten hier. Gestern war das Gespräch mit dem Chefarzt,wo ich mir die Pathologischen Befunde kopiert habe. Der Befund der oberflächlich entnommenen Gewebsprobe lautet wie folgt:


    Mikroskopisch:
    Zahlreiche Gewebsfragmente mit ödematöser Auflockerung des stromas und Nach­weis kleiner zystischer Strukturen des invertierten Urothels mit Reservezell-hyperplasie. Das Gewebe zeigt zahlreiche Blutkapillar-Proliferate und lympho-plasmazelluläre Infiltrate die schütte verteilt vorliegen. Wiederholt im Be­reich der vorliegenden ürocystitis cystica glandularis Nachweis einer um­schriebenen muzinösen Metaplasie. Des Weiteren finden sich zahlreiche Drüsen mit einreihig hochprismatischem Epithel und basalstehenden nicht hyperchroma­tischen Zellkernen. Die Drüsen zeigen Verzweigungen, jedoch kein kribriformes Wachstum. Wiederholt findet sich eine ausgeprägte extrazelluläre Muzinbil-dung.
    Es handelt sich an den Gewebespänen aus dem Bereich des Blasenhalses und Bla­senbodens um eine ausgeprägt ödematös aufgelockerte Schleimhaut mit Ausbil­dung einer Urocvstitis cvstica et alandularis mit Übergängen in eine intesti-nale Metaplasie sowie um einen hoch-differenzierten muzinösen Tumor unklarer Dignität mit extrazellulärer Muzinbildung.
    Differenzial-diagnostisch kommen sowohl ein primäres muzinöses Adenokarzinom der Prostata als auch ein muzinöses Adenokarzinom des Örotnels sowie eine ausgeprägte intestinale Metaplasie bei Urocystitis cystica et glandularis in Betracht. Weiterhin muß ein primär von der Rektumschleimhaut ausgehendes mu­zinöses Adenokarzinom ausgeschlossen werden.
    Klassifikation: zumindest ICDO-M-8480/1, Lokalisation: C67


    Die Prostatabiopsie ergab keine Auffälligkeiten.
    Ihr hattet schon den richtigen Riecher, es handelt sich um ein Adenokarzinom. Das Gespräch mit dem Chefarzt war sehr gut, er nahm sich Zeit für mich und beantwortete auch geduldig alle meine Fragen.
    Er schlägt vor, in 2 Wochen eine zweite TUR-B durchzuführen und den Tumor komplett zu entfernen. Nach dem Path. Befund muß man dann weitersehen. Soweit war alles logisch und auch für mich nachvollziehbar.
    Meine Frage nach PDD und Hexvix wurde wie folgt beantwortet: Solche Fälle würden ins Klinikum nach Leverkusen überwiesen, wobei er die Notwendigkeit eigentlich nur bei Blasen-CIS sieht. In meinem Fall wäre der Tumor optisch sehr gut erkennbar. Bis jetzt machen Chefarzt und Urologie einen guten Eindruck auf mich. Ich bin mir jetzt etwas unsicher, wie stark ich den Faktor PDD bei meiner Krankenhauswahl berücksichtigen soll.



    Gruß Walter

  • Werte Fachgemeinde,


    was es nicht so alles gibt!
    Bei meiner ersten TUR-B wurde ja ein muzinöses Adenokarzinom diagnostiziert,
    Zitat der Oberärztin: Es handlt sich um einen bösartigen Tumor.
    Vor zwei Tagen war ich nun in einer anderen Klinik um mir eine zweite Meinung einzuholen. Nach mehrmaligem durchlesen des Pathologischen Befundes durch den Chefarzt ( Steht ein Beitrag weiter oben) und hinzuziehen zweier Oberärzte, kamen alle drei zu dem Ergebniss, dass es noch nicht erwiesen ist, ob es überhaupt Krebs ist. Der Path. Befund läßt mehrere Möglichkeiten zu. Fest steht auch das ein muzinöser Tumor dabei ist, wobei noch unklar ist, ob er überhaupt bösartig ist.
    Ich werde die 2. TUR-B jetzt in dieser Klinik durchführen lassen. Über die Qualifikation der Ärzte kann ich noch nichts sagen, aber zumindest ist man hier in der Lage, einen Pathologischen Befund richtig zu lesen! :schmore in der Hölle:


    Gruß Walter

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