Vorstellung eines weiteren Falles

  • Hallo zusammen,


    ich bin Claus, 62 Jahre alt. 2002, also vor ca. 22 Jahren aus Deutschland ausgewandert, hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen. Thailand war meine neue Heimat, und ist es bis heute noch.


    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist lange her, daß ich etwas derart Umfangreiches geschrieben habe. Ich will weder etwas wichtiges weglassen, aber auch nicht viele Details aneinanderreihen, die irrelevant sind. Ich denke es begann bereits vor 8 - 10 Jahren, wo ich seit der Zeit immer wieder, unregelmäßig, krampfartige, wellenförmige Schmerzen im Bauchbereich bekam. Mal mehr, mal weniger schlimm, verdrängte ich es jahrelang, da es mir nicht wichtig erschien, zumal die Schmerzen "überschaubar" waren. Im Sommer 2022 kam meine (Thai-)Frau mit einer Idee daher, mich einem Gesundheitscheck zu unterziehen. Die Ultraschall-Untersuchung ergab: Herz und Lunge waren ok, die Leber ein wenig fettig, in der linken Niere ein größerer und ein paar kleinere Steine, in der Blase ein "Geschwür" und an der rechten Niere mitsamt dem Harnleiter bezeichnete die Ärztin etwas undefiniert als "entzündet". Sie riet mir, ich solle einen Urologen aufsuchen, sollte aber nicht allzu lange damit warten. So begann es.


    Der Termin mit dem Facharzt stand bereits fest. Mitte August 2022. Es war Ende Juli, da hatte ich Blut im Urin. Nicht etwa unsichtbar oder schwach rosa, nein, die Farbe war tief weinrot! Nachdem ich den Facharzt angerufen hatte, wurde unser Termin auf Anfang August vorverlegt. Operation in 5 Tagen! Zuvor sollte ich noch meine Tabletten (Blutverdünner) sofort absetzen. Dann ging alles schnell.


    Man muß bedenken, ich als Deutscher spreche einigermaßen gutes englisch, auch ein wenig thai, die Ärzte und auch das Personal in einem Provinzkrankenhaus in Surat Thani/Thailand sind da leider sehr limitiert, was Fremdsprachen betrifft, noch dazu, wenn es um fachspezifischen Text geht. Da sind schnell Limits erreicht bzw. vieles geht durch Übersetzung verloren.


    Ich bin also nach der OP aufgewacht, konnte mich kaum bewegen, und was noch schlimmer war, ich konnte kaum Informationen bekommen, was nun genau mit mir los ist, wie es weitergehen soll. Ich fragte den Arzt nach Einzelheiten. Er sagte mir, er sorge sich momentan weniger um den entfernten Tumor der Blase, sondern eher mehr auf das Belastungsvermögen meiner Lunge, die eine Embolie (zeitgleich mit der OP?) davongetragen hat. Ich sollte erwähnen, daß ich 46 Jahre lang geraucht habe und am Vortag der OP notgedrungen aufgehört habe. Erst am 2.Tag nach der Operation erwähnte meine Frau - fast beiläufig - daß mir neben dem Tumor in der Blase auch die rechte Niere plus der Harnleiter entfernt wurde.


    Die nächsten Wochen vergingen. Harnkatheder, tägl. Spritzen in die Bauchdecke wegen der Lungenembolie. Endlich nahm ich auch wieder etwas Gewicht zu. Ich habe vergessen zu erwähnen, daß ich kurz vor der OP an Corona erkrankt war und bereits 8 Kilo Gewicht verloren hatte, weil meine Geschmacksnerven verrückt spielten. Mein Minimum-Gewicht lag bei 64 kg, jetzt, anderthalb Jahre danach, bin ich bei 95 kg. Ich denke, diese Gewichtszunahme ist der Tatsache geschuldet, daß ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Als ich dann den Katheter wieder losgeworden bin, hatte ich noch eine schwere Zeit, bis sich die Blase wieder dehnte und sich so einrichtete, daß wieder einigermaßen Alltag einkehrte, der diesen Namen auch verdient. Erstens die Bakterien in der Blase, die sich hartnäckig hielten trotz Mengen von Antibiotika. Und zweitens die Tatsache, daß die Blase alle 2 Stunden geleert werden wollte, Tag und Nacht. Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal nach Wochen wieder 4 - 5 Stunden durchschlafen konnte. Welch eine Erleichterung, im wahrsten Sinne des Wortes!


    Im November 2022, also drei Monate nach der OP, war ich noch einmal bei der Nachsorge. Es wurde ein CT gemacht und geschaut, ob auch alles Bösartige rausgeschnitten war und sich nichts Neues gebildet hat. Das war das letzte Mal, daß ich im Krankenhaus war. Jetzt, genau ein Jahr später, kann ich sagen, daß es mir wieder relativ gut geht. Ich habe zwar mit "Nebenwirkungen" zu kämpfen, trotzdem will ich es beibehalten, den Doktor so wenig wie möglich zu sehen, wenn es sich vermeiden läßt. Anzumerken wäre noch, daß keine Versicherung auch nur einen Cent übernommen hat und ich die gesamten Kosten selbst bezahlt habe. Wer näheres wissen will, was so etwas kostet außerhalb Deutschlands, dem gebe ich gerne Infos dazu.



    Jetzt ist es doch noch ein Roman geworden, was ich eigentlich vermeiden wollte. Ich danke jedem, der sich die Zeit genommen hat, bis zum Ende zu lesen. Ich wollte auch noch gerne eine Datei hochladen/anhängen, ein Foto von dem Bericht des Arztes, den ich mitbekommen habe. Leider nur in englisch, und leider nur fachspezifisches, wo mir auch Google nicht viel weiterhelfen konnte. Vielleicht ist ja hier im Forum jemand, der einiges dechiffrieren könnte, um mir was mitzuteilen, was ich bisher noch nicht weiß. Vielen Dank erstmal für euere Geduld.


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  • Hallo Claus DerClausi , das ist ja eine ganz schön heftige Krankengeschichte, die du da hinter dir hast, noch dazu erschwert durch sprachliche und kulturelle Barrieren. Danke, dass du sie hier mit uns geteilt hast. Etwas Sorge macht es mir allerdings, dass deine letzte Nachsorge über ein Jahr zurückliegt. Dein Plan, "den Doktor so wenig wie möglich zu sehen", ist nicht klug. Du brauchst ärztliche Betreuung und regelmäßige Nachsorge. Bitte denke noch einmal darüber nach.

    Dir trotz allem alles Gute!

    Zystektomie 22.3.21. pT3b pN2 (4/23) L1 V0 Pn0 R0 G3.4 ZyklenCis/Gem. Zufriedenes Beuteltier.

  • Hallo DerClausi , Claus,

    herzlich willkommen im Forum, hier antworten dir Betroffene und Angehörige.

    Eine "interessante" Geschichte, und ja du kannst gerne mal schreiben was so etwas in Thailand kostet.

    Hört sich nach einer Blasenteilresektion an zusammen mit Entfernung der Niere und des Harnleiters, und das wohl recht erfolgreich, in der Kombination sehr selten.

    Ganz speziell die Blasenteilresektion wird bei uns fast nie angeboten. Ich vermute der Tumor in der Blase war an der Mündung des Harnleiters und konnte so entfernt, ohne die Blase "opfern" zu müssen.

    Blasen, Harnleiter und Nierenkrebs haben ihren Ursprung fast immer im gleichen Material, im Urothelgewebe welches den gesamten Harntrakt auskleidet. Die Tumore neigen durchaus dazu Rezidive zu bilden, das ist etwas abhängig davon in welchem Stadium sie gefunden und beseitigt wurden. Laut einer Tumorleitlinie S3 für Blasenkrebs ist eine engmaschige Nachsorge vorgesehen. In etwa kann man sagen 5 Jahre lang alle 3 Monate zum Urologen, die ersten 2 Jahre alle 6 Monate Bildgebung CT und danach jährlich.

    Wird noch etwas differenziert durch den Tumorstatus der von der Pathologie noch OP gefunden wurde.

    Den Befund des CTs kann ich nicht interpretieren, aber wenn was behandlungswürdiges zu sehen wäre würde man dich hoffentlich drauf ansprechen, ansonsten würde die Untersuchung ja gar keinen Sinn machen.

    Alles Gute nach Thailand und berichte gerne weiter hier in deinem neuen Thema.

    Gruß Dirk

    19.1.21 TURB pT1G3, 60% kleinzellig

    8.2.21 TURB pTaG2

    14.4.21 Zystektomie, Blase o. Befund, k. Chemo

  • sylt313

    Vielen Dank für deine freundlichen Worte. Danke auch für deine aufmunternden Gedanken, mich zur (wichtigen und erforderlichen) Nachsorge zu bewegen. Ich habe keinen Zweifel daran, daß du es gut mit mir meinst. Es gibt aber Gründe dafür, daß ich der ärztlichen Nachsorge fernbleibe. Um das anschaulich zu erklären, müßte ich nochmal zeitlich weit ausholen und ausführlich ausarbeiten. Ich habe meinen Eingangsbeitrag bewußt wertfrei und neutral gehalten. Das möchte ich auch gerne beibehalten. Nur soviel sei erwähnt, daß ich im Verlauf meines Lebens fast nur schlechte bis schlechteste Erfahrungen sammeln mußte. Mein Vertrauen in die Medizin und ihre Forschung ist vielleicht noch intakt, jedoch was Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenversicherungen angeht, so ist - gelinde gesagt - das Verhältnis etwas beschädigt.


    Ich hätte da noch eine Bitte auf Info eines Unwissenden: ich habe, bevor ich meinen Post abgesetzt habe, natürlich im Forum ein wenig gestöbert. Fast überall stieß ich auf diese Kürzel/Abkürzungen, so wie sie in deinem Befund z.B. stehen, mit denen ich aber überhaupt nichts anfangen kann. Ich denke, es sind spezifische Angaben zum Tumor, zur Größe etc. Gibt es irgendwo eine Art Tabelle, wo man nachsehen oder rauslesen kann, worum es sich handelt? Verzeiht mir bitte meine Unwissenheit.

  • EZTU999

    Hallo Dirk,

    vielen Dank für deine Antwort. Ich sehe schon, der Aufwand, den ich betrieben habe, um in das Forum zu kommen, um hier meine Geschichte zu schreiben, hat sich bereits gelohnt. Ich werde mich wohl hier noch ein wenig einlesen müssen, um wirklich alles komplett zu verstehen, was hier geschrieben steht. Auch du schreibst von einer "engmaschigen", umfangreichen Nachsorge. Ich werde wohl diesbezüglich meine Einstellung dazu überdenken müssen.


    Zur Kostenfrage: Der Arzt, der mich operierte, veranschlagte die Gesamtkosten vor der OP auf ca. 35 - 50.000 Baht, das sind umgerechnet - je nach Wechselkurs - um die 950.- bis 1350.- Euro. Da wußte er aber noch nicht, daß auch die Niere mit Harnleiter rausmußte. Alles in allem habe ich für Krankenhaus, Doktoren, Medikamente ungefähr 110.000 Baht = knapp 3000.- Euro bezahlt. Es war das staatl. Krankenhaus in Surat Thani. Hier auf Koh Samui, wo ich seit 20 Jahren lebe, gibt es auch private Krankenhäuser, die einen qualitativ höheren Standard haben. Das schlägt sich natürlich auch auf den Preis nieder. Für eine ähnliche Behandlung hätte ich z.B. im BKK-Hospital locker das 10fache bezahlen müssen. Ich kenne jemand, der dort behandelt wurde - aber ganz anders als bei mir.


    Gruß Claus

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