Linkeinträge von "rainer"

    Beschreibung der Einrichtung

    Das Augsburger Zentrum für Seltene Erkrankungen ist eine Einrichtung des Universitätsklinikums Augsburg. Das Zentrum setzt sich zum Ziel, Patienten mit seltenen Erkrankungen bestmöglich zu behandeln. Hierzu ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten notwendig, weshalb sich verschiedene Kliniken und Institute des Universitätsklinikums Augsburg zusammengeschlossen haben. Ein Schwerpunkt des AZeSE liegt im Bereich seltener Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, da sich sehr viele seltene Erkrankungen bereits im Kindes- und Jugendalter manifestieren. Einen hohen Stellenwert hat die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis. Neben Patienten mit bekannter Diagnose bietet das Zentrum auch für Patienten mit unklarer Diagnose eine Anlaufstelle zur Abklärung oder Weitervermittlung an andere Zentren für Seltene Erkrankungen an.

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    Unterschied zwischen einer Mitomycin-Instillation und einer BCG-Instillation.mp3


    Mitomycin C, ( auch nur Mitomycin oder Mito genannt ), ist ein Antibiotikum und ein Zytostatikum.


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    Es ist das Produkt der Fermentierung von Pilzen der Gattung “Streptomyces caespotius” Als “Chinon”, ( eine organische Verbindung, das ist das “C” hinter der Bezeichnung ), ist es in der Lage, Zellen zu schädigen. Dies geschieht, ( sehr vereinfacht ausgedrückt ), indem es sich nach der Metabolisierung, ( Verstoffwechslung ), in die Verbindung einer Zelle schleust, eine der Seitenketten abspaltet und so die Zellteilung hemmt. Dabei entsteht irgendetwas Alkylisches, was in der Lage ist, DNA-Stränge zu vernetzen. Mitomycin ist teratogen ( kann Veränderungen am Erbut erzeugen ), mutagen ( kann Zellveränderungen erzeugen ), und karzinogen, ( krebserregend ), dies alles allerdings nur bei intravenöser Gabe und recht selten.


    Die “Früh-Instillation” von Mitomycin C wird aber direkt in die Blase eingegeben und wirkt daher “vor Ort” sowohl auf die sich nach der TUR-B in der Blase befindlichen, umherschwimmenden, krebsbefallenen Zellen als auch auf diejenigen in der offenen Wunde.


    Mitomycin sollte spätestens bis 6 Stunden nach einer TUR-B intravesikal, ( durch einen Katheter direkt in die Blase ), verabreicht werden, sofern - ohne kontinuierliche Spülung - eine mindestens einstündige Einwirkzeit gewährleistet ist.


    Als ein neues, vielversprechendes Verfahren steht die intravesikale Hyperthermie, kombiniert mit einer Instillations-Chemotherapie mit Mitomycin C, zur Verfügung.

    Hierbei wird sie mit dem sogenannten “Synergo-System”, ( siehe : WOHIN GEHT DIE FORSCHUNG ?, Seite 4 ), appliziert, ( angewendet )

    ******************

    BCG ist etwas ganz anderes !!

    BCG, ( Bacille Calmette-Guérin, benannt nach zwei französischen Forschern ), ist ein abgeschwächter Tuberkelbazillus.

    Dieser bewirkt eine lokale Immunreaktion gegen den Krebs.

    Warum dies so ist, ist bisher noch nicht entgültig erforscht worden.


    Auf jeden Fall hat sich die intravesikale Gabe von BCG in der Krebstherapie seit einigen Jahren durchgesetzt.


    Intravesikal verabreichtes BCG adhäriert, ( setzt sich an der Blasenwand fest ), und führt zu einer lokalen Aktivierung verschiedener Zellen des Immunsystems.


    In einem Induktionszyklus werden wöchendlich über insgesamt sechs Wochen in Lösungsmitteln entsprechende Mengen Bakterien intravesikal appliziert ( verabreicht ).

    Die Instillation sollte frühestens zwei Wochen nach der TUR-B beginnen. Bei einem früheren Beginn steigt das Risiko für Nebenwirkungen, hier besonders für eine - lebensgefährliche - Sepsis.


    Die Katheterisierung sollte möglichst atraumatisch, ( ohne Wunden oder Verletzungen verursachend ), erfolgen.

    Bei einer traumatischen, ( wenn dadurch eine Wunde oder eine Verletzung hervorgerufen wird ), Katheterisierung muss auf eine BCG-Instillation verzichtet werden.


    Nach der Instillation sollte der Patient körperlich ruhen, viel trinken und das Therapeutikum mindestens 2 Stunden in der Blase behalten.


    Zu den Kontraindikationen einer BCG-Therapie gehören eine vorherige Überreaktion auf BCG, parallele immunsuppressive Therapie, Makrohämaturie, Harnwegsinfektionen oder unklares Fieber.


    Lokale Nebenwirkungen zeigen sich bei 46% der Patienten, systemische Nebenwirkungen bei 19%. Diese Nebenwirkungen treten häufig nach der zweiten oder dritten Instillation auf und bessern sich nach wenigen Tagen. Nebenwirkungen sind Fieber, ( teilweise bis über 39,5° C ), irritative ( reizende, störende, verwirrende ) Beschwerden, Hautausschlag oder Arthralgie, ( Gelenkschmerzen ), sowie Blasenentzündung. Bei den Antibiotika haben sich Gyrasehemmer wie z.B. Ciprofloxacin als sinnvoll erwiesen. Diese können auch prophylaktisch, ( vorbeugend ), eingenommen werden und somit die Nebenwirkungen abschwächen

    Wir sind eine Gruppe von betroffenen Frauen und Männern, die selbst mit der Diagnose Blasenkrebs konfrontiert wurde.

    Bestrahlungen, Chemotherapie und Operationen bis hin zu Ersatzblasen (Neoblasen, Mainz-Pouch, Ileumkonduit), führen zu verschiedensten physischen und psychischen Einschränkungen.

    Wir versuchen gemeinsam, Lösungen zu finden, die uns den alltäglichen Umgang mit den auftretenden Problemen erleichtern.


    Treffen bitte telefonisch unter 09122/ 8897706 erfragen.

    Am 15. Juli 2019 hat sich die Selbsthilfegruppe Blasenkrebs Singen gegründet. Der Chefarzt der Urologie, Herr PD Dr. med. Zantl, vom Hegau-Bodensee-Klinikum stellte in einer Auftaktrede die Bedeutung der Selbsthilfe heraus. Peter Schröder vom ShB verwies zudem auf die Möglichkeiten durch die Selbsthilfe.


    Der neue Gruppensprecher Wolfgang Wagner freut sich, zukünftig die Betroffenen und deren Angehörige zu begrüßen. Interessenten sind herzlich willkommen!

    Scheuen Sie sich nicht, Kontakt aufzunehmen z.B. per Telefon, E-Mail oder einfach, indem Sie zu einem der nächsten Treffen in unserer Gruppe vorbeischauen.


    Treffpunkt

    Unsere Gruppe trifft sich ab September 2019 jeweils am 3. Donnerstag im Monat um 18:00 Uhr

    Ort: Hegau-Bodensee-Klinikum Singen

    2. OG im Onko-Plus Raum

    Virchowstr. 10

    78224 Singen

    Betroffene Frauen, Männer und Angehörige sind jederzeit bei uns willkommen.


    Ansprechpartner

    Wolfgang Wagner

    Tel. 0152-317 022 01

    email: blasenkrebs.bodensee@gmail.com

    Ich stehe Ihnen auch gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie vorab telefonisch einen Termin.

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    BCG_2020_28_16_15_28_11.mp3


    BCG-medac Einführung der Patienten-Informationskarte (Sicherheitshinweis vom 03.04.2020)


    in Abstimmung mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) möchten wir Sie über Folgendes informieren



    Zusammenfassung:

    Einzelfallberichte haben gezeigt, dass es ein Risiko für das Aufflammen von latenten BCG-Infektionen gibt, die potenziell tödlich verlaufen können. Eine adäquate Behandlung der latenten BCG-Infektion ist von größter Wichtigkeit.


    Um sicherzustellen, dass bei Patienten und praktischen Ärzten ein Bewusstsein geschaffen wird, dass eine latente BCG- Infektion auch noch Jahre nach Beendigung der BCG-Behandlung aufflammen kann, wird der BCG-Packung demnächst eine Patienten-Informationskarte beigelegt. Da es einige Zeit dauern wird, bis diese Maßnahme umgesetzt ist, sind diesem Schreiben mehrere Karten beigefügt. Um

    Karten nachzubestellen, wenden Sie sich bitte an die unten aufgeführte Adresse.


    Bitte geben Sie die Patienten-Informationskarte an den Patienten/die Patientin und beantworten Sie eventuelle Fragen zu diesem Thema.



    Hintergrund des Sicherheitshinweises

    BCG-medac ist indiziert zur Behandlung nicht-invasiver urothelialer Harnblasenkarzinome (kurative Behandlung des Carcinoma in situ; Rezidivprophylaxe auf die Schleimhaut

    beschränkter Urothelkarzinome; in die Lamina propria, aber nicht in die Muskulatur infiltrierender Urothelkarzinome; Carcinoma in situ).


    Eine gelegentlich auftretende (≥ 1/1.000 bis < 1/100) Nebenwirkung der Behandlung mit BCG-medac ist die disseminierte BCG-Infektion, die sich auch erst Jahre nach der

    Anwendung von BCG manifestieren kann. Die Infektion kann latent verlaufen und für mehrere Jahre persistieren. Solch eine latente Infektion kann auch Jahre nach der

    Initialinfektion wieder aufflammen und tritt dann vor allem als granulomatöse Pneumonitis, Abszess, infiziertes Aneurysma, infizierte Implantate, infizierte Transplantate oder als

    Infektion des umliegenden Gewebes auf. Die latente Infektion bleibt oft lange Zeit unentdeckt und persistiert auch nach Beendigung der BCG-Therapie. Es hat Fallberichte mit tödlichem

    Ausgang infolge der schwierigen Diagnostik und verzögerter Behandlung gegeben. Aus diesem Grund stellt das Aufflammen latenter Infektionen ein Risiko für die Patientensicherheit dar.


    Im Falle einer systemischen BCG-Infektion sollte eine Infektiologin/ein Infektiologe zu Rate gezogen werden, da der Krankheitsverlauf dem einer Infektion mit M. tuberculosis gleicht.

    Allerdings ist BCG (abgeschwächtes M. bovis) für den Menschen weit weniger pathogen als M. tuberculosis und der Patient muss nach der Diagnose einer systemischen Infektion nicht

    isoliert werden.

    Patienten-Informationskarte

    Um das Risiko für unentdeckte schwere systemische BCG-Infektionen mit potenziell tödlichem Ausgang zu minimieren, wurde eine Patienten-Informationskarte entwickelt und

    der Packung beigelegt.


    Vor der ersten Instillation von BCG-medac sollten Patienten über die Symptome einer schweren systemischen Reaktion/Infektion aufgeklärt und die Patientenkarte mit den Angaben

    des Patienten und des Urologen ausgefüllt werden. Die Patienten sollten die Patienten- Informationskarte stets bei sich tragen und sie bei jedem Arztbesuch dem jeweiligen Personal

    (Hausarzt, Krankenhausarzt) vorzeigen, um im Falle einer systemischen Infektion eine angemessene Behandlung sicherzustellen.


    Die Patienten-Informationskarte enthält außerdem eine kurze Beschreibung der Symptome der systemischen Infektion und eine kurze Information zu BCG und dem Risiko des

    Aufflammens einer latenten BCG-Infektion, um Hausärzte und Krankenhausärzte, die nicht unmittelbar an der Behandlung mit BCG-medac beteiligt sind, auf eine solche Komplikation

    aufmerksam zu machen. Falls eine systemische BCG-Infektion oder andere Nebenwirkungen auftreten, sollten diese über das nationale Meldesystem angezeigt werden.


    Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

    Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-

    Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung anzuzeigen.


    Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel

    Paul-Ehrlich-Institut

    Paul-Ehrlich-Str. 51-59

    63225 Langen

    Tel: +49 6103 77 0

    Fax: +49 6103 77 1234

    Website:Website hier klicken


    Weitere Patienten Informationskarten können hier bestellt werden:

    medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH

    Theaterstr. 6

    22880 Wedel

    contact@medac.de

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    Bei diesem innovativen Verfahren wird mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum Tumor zuerst das zu entfernende Tumorareal mittels punktueller Koagulation markiert. Anschließend wird mit einem Hochdruckstrahl isotonische Kochsalzlösung submukös unter den Tumor injiziert, um diesen von den darunterliegenden Schichten abzuheben. Danach wird der Tumor mit einer HF-Sonde durch Dissektion in toto reseziert und zur pathologischen Untersuchung eingeschickt.

    Einschlusskriterien

    • Verdacht auf papilläres, nicht-muskelinvasive Blasenkarzinom (mindestens eine Läsion > 0,5 cm aber nicht mehr als 5 Läsionen).

    • Lage des Tumors bzw. der Tumore möglichst am Blasenboden (ggf. Übergang Blasenboden / Hinterwand) bzw. an den Seitenwänden.

    Nachweis des Tumors durch eines der folgenden Verfahren wie Zystoskopie, Sonographie, Röntgen oder Abnahme einer Blasenzytologie.


    Ausschlusskriterien

    Verdacht auf muskelinvasiven Tumor

    Tumoren, die aufgrund ihrer Lage (Blasendach, Vorderwand) nicht mit beiden Techniken reseziert werden könnten

    Tumoren, die aufgrund ihrer Größe nicht mehr im Ganzen (unzerteilt) geborgen werden können.

    Kürzlich (letzte 6-8 Wochen) erfolgte Instillationstherapie mit Mitomycin oder BCG,

    Patienten bei denen eine Sofortinstillation im Anschluss an die TURB durchgeführt werden soll.

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    Bei diesem innovativen Verfahren wird mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum Tumor zuerst das zu entfernende Tumorareal mittels punktueller Koagulation markiert. Anschließend wird mit einem Hochdruckstrahl isotonische Kochsalzlösung submukös unter den Tumor injiziert, um diesen von den darunterliegenden Schichten abzuheben. Danach wird der Tumor mit einer HF-Sonde durch Dissektion in toto reseziert und zur pathologischen Untersuchung eingeschickt.

    Einschlusskriterien

    • Verdacht auf papilläres, nicht-muskelinvasive Blasenkarzinom (mindestens eine Läsion > 0,5 cm aber nicht mehr als 5 Läsionen).

    • Lage des Tumors bzw. der Tumore möglichst am Blasenboden (ggf. Übergang Blasenboden / Hinterwand) bzw. an den Seitenwänden.

    Nachweis des Tumors durch eines der folgenden Verfahren wie Zystoskopie, Sonographie, Röntgen oder Abnahme einer Blasenzytologie.


    Ausschlusskriterien

    Verdacht auf muskelinvasiven Tumor

    Tumoren, die aufgrund ihrer Lage (Blasendach, Vorderwand) nicht mit beiden Techniken reseziert werden könnten

    Tumoren, die aufgrund ihrer Größe nicht mehr im Ganzen (unzerteilt) geborgen werden können.

    Kürzlich (letzte 6-8 Wochen) erfolgte Instillationstherapie mit Mitomycin oder BCG,

    Patienten bei denen eine Sofortinstillation im Anschluss an die TURB durchgeführt werden soll.

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    MTLG0137.mp3


    10 Fakten zum Blasenkrebs


    1. Risikofaktoren sind - Rauchen - Kontakt zu bestimmten chemischen Stoffen - chronische Blasenentzündungen, Bestrahlungen - Nitrosamine beim Grillen


    2. Symptome sind - Blutbeimengung im Urin ohne zusätzliche Beschwerden - häufiger Harndrang, nur kleine Mengen Urin - Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Wasserlassen


    3. Neuerkrankungen - in Deutschland knapp 30.000 Personen im Jahr - zweithäufigste urologische Tumorerkrankung - Auftreten bei Männern häufiger als bei Frauen - mit dem Alter nimmt die Häufigkeit der Erkrankung zu - Diagnose bei Frauen häufiger in bereits fortgeschrittenem Stadium als bei Männern


    4. Maßnahmen zur Früherkennung - sind nicht standardisiert vorgesehen, wären aber besonders für Risikogruppen von Bedeutung - je früher die Diagnose erfolgt, desto besser die Heilungschancen – es kann viel Zeit vergehen, bis die ersten Symptome erkannt werden - alleinige Diagnose über Tumormarker ist derzeit unzuverlässig - bei Symptomen zum Urologen gehen: zur Ultraschalluntersuchung, Blasenspiegelung und Urinuntersuchung auf Krebszellen Ab dieser Phase ist der Kontakt zu einer Blasenkrebs Selbsthilfegruppe vorteilhaft, um die Erfahrungen anderer Betroffener zu nutzen und den Fragenden zu stärken: Das Leben geht weiter – Blasenkrebs ist in vielen Fällen heilbar.


    5. Stadien von Blasenkrebs - Blasenkrebs beginnt mit oberflächlichem Stadium = nicht-muskelinvasiv - kann später in tiefere Schichten der Harnblase, die Unterschleimhaut und die Muskulatur der Blase (= muskelinvasiver Tumor) sowie in umgebende Gewebe und Organe einwachsen - im fortgeschrittenen Stadium können auch Metastasen in anderen Organen auftreten - die Einstufung der Erkrankung erfolgt nach Entnahme von Gewebeproben aus der Blase und deren Untersuchung durch den Pathologen


    6. Therapien richten sich nach dem Stadium der Erkrankung: - beim oberflächlichen Blasentumor genügen in der Regel Ausschabungen (TUR-B) - bei eingewachsenem Tumor kann eine Blasenentfernung und eine künstliche Harnableitung erforderlich werden - bei Metastasen ist zusätzlich eine systemische Chemotherapie erforderlich Rechtzeitige Informationen über die Auswirkungen auf die Lebensqualität – und auch die Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung – sind angeraten. Betroffene aus einer Blasenkrebs Selbsthilfegruppe des ShB können über eigene Erfahrungen berichten.


    7. Komplementärmedizin (Supportivmedizin) bietet - Behandlungsmethoden, die die evidenzbasierte Schulmedizin ergänzen können, dazu zählen Heilpflanzen, Nahrungsergänzungsmittel, Immunstimulanzien und Entspannungstechniken


    8. Ernährung - bei Blasenkrebserkrankungen gibt es keine bestimmte Empfehlung, allerdings gilt es – insbesondere bei älteren Betroffenen – Mangelernährung zu vermeiden


    9. Nachsorge ist ein Leben lang erforderlich – hier gilt es, die vorgesehenen Untersuchungstermine und die ärztlichen Empfehlungen einzuhalten


    10. Selbsthilfe Betroffene aus unserem Forum und auch Selbsthilfegruppen geben Informationen und Erfahrungen weiter – damit kann Leben gerettet werden!

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    MTLG0136.mp3


    Ein sehr aufschlussreicher und interessanter Bericht zum Thema Nachsorge / Neoblase / Pouch.

    Quelle: ShB (Selbsthilfe Bund Blasenkrebs e.V.)


    Mit neuen wichtigen Erkenntnissen für uns Neoblasen / oder mit der Harnableitung Pouch, absolut lesenswert !!


    Erfahrungsaustausch Neoblase

    Ist heute alles besser?

    Auszüge aus einem Erfahrungsaustausch über die Nachsorge einer Neoblase. Als Gruppenleiter von zwei Blasenkrebs-SHG wollte ich wissen, welche persönlichen Erfahrungen zwei Betroffene in 22 Jahren bzw. 10 Jahren nach der Operation Ersatz der Harnblase) mit ihrer Neoblase gemacht haben. Beide Männer würden sich zwar erneut für eine Neoblase entscheiden, dies aber erfordere die Bereitschaft des Patienten zur aktiven Mitarbeit und Compliance (Erläuterung siehe Compliance). Dazu ist Wissen erforderlich, welches heute umfänglicher vorhanden ist als früher.

    Die beiden stellen ihre Erfahrungen im Rahmen unserer Selbsthilfearbeit gerne zur Verfügung.

    Dazu gehören Sachverhalte, oft auch „Probleme“ genannt, deren Aufzählung nicht vollständig ist und die nicht zwangsläufig bei jedem Neoblasenträger auftreten müssen. Die Problematik ist bei männlichen und weiblichen Betroffenen auch zum Teil unterschiedlich. Viele Schwierigkeiten können aber durch lebenslangen pfleglichen Umgang mit der Neoblase im Rahmen der Compliance gelöst oder unter Berücksichtigung des heute vorhandenen Wissens vermieden werden.


    Die Nieren sterben leise.

    Deshalb müssen Nephrologen (Definition siehe Nephrologie) frühzeitig in die Nachsorge mit eingebunden werden. Den negativen Langzeitauswirkungen der Neoblase auf die Nieren muss vorbeugend begegnet werden, um das Risiko der Notwendigkeit einer Dialyse hinauszuzögern.

    So konnte ein nach 9 Jahren verschlechterter Kreatinin-Wert durch intermittierenden Selbstkatheterismus leider nur vorübergehend stabilisiert werden.

    Ernährungsempfehlungen für die Nierengesundheit sind wichtig (z.B. Salzreduktion).

    Es gibt Wechselwirkungen zwischen erhöhtem Blutdruck und Niereninsuffizienz und ein erhöhter Blutzucker schädigt die Filtereinheiten der Nieren.

    Diabetes, Bluthochdruck und Nierenschädigung beeinflussen sich gegenseitig und sollten deshalb durch einen Nephrologen ganzheitlich behandelt werden.

    Weitere Themen

    • Restharn und damit verbunden Reflux in die Nieren und unzureichende Aufnahmekapazität
    • Harnverhalt und Schleimbildung
    • Diverse Formen von (chologenen) Durchfällen durch den Verlust eines Dünndarmabschnittes
    • Verschiedene Stadien der Inkontinenz, besonders in der 2. Nachthälfte (aufgrund der Dünndarm-Peristaltik)
    • Übersäuerung des Körpers (Azidose) und wichtige Blutgasanalyse, moderate Sportaktivitäten, die Folgen von entfernten Lymphknoten sowie deren Behandlung
    • Vitamin-B-12-Mangel und Resorptionsfähigkeit der Darmblase - in deren Folge die Mehrbelastung der Nieren durch Rückresorption von Medikamenten und Ausscheidungsprodukten

    Fazit

    Die Neoblase erfordert lebenslang eine intensive und kritische Aufmerksamkeit sowie persönliche Zuwendung!
    Das Wissen um die Neoblase ist heute umfassender als vor 20 Jahren. Aber es gibt noch Diskussionsbedarf!

    Langfassung der Dokumentation

    Claus lebt seit 22 Jahren mit einer Neoblase; Helge ist 10 Jahre Neoblasen-Träger. Beide akzeptieren ihre empfohlene und praktizierte kontinente Harnableitung nach radikaler Zystektomie und würden sich erneut für eine Neoblase entscheiden. Das ist 10 bzw. 22 Jahre nach OP eine sehr positive Aussage. Sie ist u.a. auch Ausdruck dafür, dass die vorbereitenden Gespräche auf die Operation, die Operation selbst und auch die Nachsorge - im Rahmen des jeweils Möglichen - zur persönlichen Zufriedenheit verlaufen sind. Diese Einschätzung stimmt mit übereinstimmenden Aussagen in studienähnlichen Arbeiten der urologischen Fachpresse zu den Harnableitungen überein. Seit 20 Jahren wird in der Urologie für eine dauerhaft gut funktionierende Neoblase die große Bedeutung der Compliance (das ist die 'Bereitschaft eines Patienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen') der Betroffenen betont. Dieses dafür erforderliche Wissen stand vor ca. 20 Jahren für die Neoblase nur punktuell in Fachkreisen zur Verfügung und war für Betroffene nur schwer bzw. nicht erreichbar. Die ersten Neoblasen nach Prof. Studer (Bern) und Hautmann (Ulm) wurden 1986 operiert. Heute gibt es hinsichtlich der Operationsdurchführung diverse Erfahrungen - dann auch bezüglich einer lebenslang erforderlichen Nachsorge. Dass eine solch schwere OP aktuell besser gemacht wird als vor 25 - 30 Jahren, ist keine Kritik, sondern bedarf ganz schlicht der Beachtung und Bewertung bei einer Langzeitbetrachtung.

    Wo drückt der 'Schuh' aktuell

    Drückt er überhaupt? Im geführten mehrstündigen Gespräch traten bereits bei Gesprächsbeginn jeweils persönlich akute Probleme/Fragen in den Vordergrund, die sich aber für 10 oder gar 22 Jahre nach OP doch deutlich unterschieden.

    Es entspricht langjähriger Beobachtung, dass bei der funktionell eleganten Operation 'Neoblase' mit dem Ziel einer zuverlässigen Miktion auf natürlichem Weg stets ein vorsorglicher, pfleglicher und gut überlegter Umgang mit dieser 'Ersatzlösung' notwendig ist. Compliance erfordert Wissen! Dieses Wissen steht über den ShB-Blasenkrebs, über den nachsorgenden Praxis-Urologen, über Literatur, Internet usw. zeitnah zur Verfügung. Auch das ist ein Riesenfortschritt innerhalb von 20 Jahren!

    Für Claus ergeben sich aktuell nach 20 -22 Jahren große Probleme und Sorgen hinsichtlich seiner sich auf einmal wieder akut verschlechternden Kreatinin-Werte, die in absehbarer Zeit eine Dialyse erforderlich machen könnten. Nach jahrelangen persönlichen Aktivitäten im Sinne der Compliance-Erfordernis bestand der Abschluss dieser Phase im 9. Jahr nach der OP durch den Beginn des ISK (ISK = Intermittierender Selbstkatheterismus). Eine für den Moment sehr hohe Hürde. Mit dieser Therapie gelang es aber, die schleichende Verschlechterung des Kreatininwertes - ein zentraler Nieren-Laborwert - für 12 Jahre zu stabilisieren.

    Wir sollten wissen, dass dieser Kreatininwert - über einige Zeit betrachtet - zwei Entwicklungen kennt:

    • Stillstand - die Leistungsfähigkeit der Niere verändert(e) sich nicht - oder
    • Erhöhung - die Nieren­-Leistungsfähigkeit verschlechtert(e) sich.

    Nieren reproduzieren sich nicht, die Nieren sterben leise. Ganz wesentlich war, dass es ab diesem ISK-Beginn gelang, dauerhaft eine gute Lebensqualität zu erlangen. Dazu trug auch bei, dass die zahlreichen Unkenrufe mit der Grundaussage 'Jeder Harnkatheter stellt immer auch ein Infektionsrisiko dar' im Weiteren genau nicht eintraten, sondern das bemerkenswerte Gegenteil. Bis zum ISK-Beginn waren wiederholte Harnwegsinfekte - teils bis zur Sepsis (Blutvergiftung) - aufgetreten, aber seit ISK-Beginn kein einziger akuter Harnwegsinfekt!

    Wichtig für den Beginn der ISK-Praxis ist eine gute Unterweisung- in Verbindung mit Teilen der heutigen 'Leitlinie S2k der DGU'. 12 Jahre später ist der Kreatininwert nun wieder ins Rutschen gekommen. Kaum vermeidbare, negative Langzeitwirkungen auf die Nieren müssen als Ursache vermutet werden.

    Es besteht bisher der Eindruck, dass das Risiko - mögliche negative Auswirkungen einer Neoblase auf die Nieren - urologischerseits zwar bekannt ist, aber als Langzeitproblem bisher nur eine nachrangige Bedeutung für eine vorsorgende/vorbeugende Beachtung hatte. Gegebenenfalls liegt dies auch daran, dass 'langlebende Ersatzblasen' erst langsam häufiger werden. Hierzu scheint auf längere Sicht das Erfordernis zu entstehen- egal ob im Rahmen der onkologischen oder funktionellen Nachsorge - dass die Urologen als spezialisierte Chirurgen, die Nephrologen als spezialisierte Internisten und evtl. auch noch die Gynäkologen die Niereninsuffizienz frühzeitig als langfristiges Risiko einer Neoblase sehen und zusammenarbeiten.

    Die in Teilen bei Niereninsuffizienz-Betroffenen- also noch vor der Notwendigkeit einer Dialyse - zu beobachtende abwartende Passivität kann doch einfach nicht richtig sein. Nichts bewegt sich in der Regel im Selbstlauf – schon gar nicht eine zeitliche Verzögerung des Dialysebeginns!

    Die rund 10-jährige Neoblase von Helge befindet sich in einer alterstypischen Normalität; OP in 2008 ist eben nicht 1996! - Fortschritte in allen Lebensbereichen sind unsere Lebensnormalität!

    Probleme

    Bei der 22-jährigen Neoblase sind über die vielen Jahre folgende gravierende „Probleme„ aufgetreten, die in Teilen bei mehr Wissen und dessen Anwendung durchaus vermeidbar gewesen wären. Dieses Wissen steht aktuell - in Verbindung mit besseren Operationen! - in vielfältiger Form nutzbar zur Verfügung. Aber auch hier der erneute Hinweis auf die dafür erforderliche Compliance!

    Weitere „Probleme“ können auftreten - ohne Garantie auf Vollständigkeit:

    • Vitamin-B-12-Mangel
    • Azidose (Übersäuerung des Körpers)
    • mögliche Folgen nach der operativen Entfernung von Lymphknoten und Weiteres

    Dabei ist es wiederholt falsch, von „Problemen“ zu sprechen. Es handelt sich dabei vielmehr häufig um eine fast unvermeidbare Form aus praktizierter Compliance: Die Neoblase muss lebenslang mit viel Zuwendung, Wissen und zunehmender persönlicher Erfahrung 'betreut' werden- eben auch noch 10 Jahre nach OP und weiter!

    Beobachtungen

    Im Rahmen dieses Erfahrungsaustausches konnten nur einige Aspekte, Übersichten und Wechselbeziehungen herausgearbeitet werden; manches davon ist subjektiv, weil es ganz wesentlich von unseren individuellen Erfahrungen geprägt wird.

    Ein operationsfolgebedingter Harnverhalt im Jahre 2016 im Umfeld des Ruhrgebietes wird sich aller Voraussicht ganz anders darstellen als der gleiche Vorgang 1998 im 'flachen Land'.

    Vorsicht ist auch hinsichtlich von Medikamentierungs-Empfehlungen angebracht, da dies genaue Detailkenntnisse des Einzelfalles und der Person voraussetzt.

    Ausgiebige Eigenerfahrungen aus Ernährungsempfehlungen und -beratungen - möglicherweise eine wesentliche/einzige(?) Möglichkeit, den Zeitpunkt des Eintrittes eines Dialyseerfordernis' zu verzögern bzw. zu verhindern - erscheinen uns ebenso (noch?) äußerst schwierig. Fehlt hier evtl. gesichertes Wissen für eine Ernährungsberatung, um die Langzeit-Erfordernisse der Neoblase und einer Niereninsuffizienz­ ohne allzu viel Kompromisse unter einen Hut zu bringen?? Eine Ernährungsberatung mit 4 oder 5 Sitzungen blieb aktuell ohne jedes nutzungsfähiges Ergebnis!

    Bereits die noch unvollständige Übersicht über mögliche „Probleme“, Kurz- und Langzeitfolgen nach Anlage einer Neoblase weiter oben liest sich erschreckend und abstoßend. Aus langjähriger Erfahrung in der Selbsthilfearbeit ist hier die Beobachtung der letzten Jahre sehr wichtig, dass der einzelne Neoblasenträger - wenn überhaupt noch - jeweils nur von einem kleinen Teil dieser Risiken betroffen wird! Was allerdings auch eintreten kann, dass ein Problem geht bzw. in den Hintergrund tritt und dafür ein neues Problem oder Verhalten nach vorn rückt.

    Wechselbeziehungen

    Ein schwieriger und sehr komplexer Sachverhalt sind die diversen, teils unauflösbaren Wechselbeziehungen, die in Teilen unmittelbare Operationsfolge sind:

    • Schleimbildung bei Restharn und Harnverhalt; nach ISK sofort problemlos!
    • Niereninsuffizienz erhöht Blutdruck; erhöhter Blutdruck schädigt Nieren! Dieser 'teuflische Kreislauf' kann auch mit Bluthochdruck beginnen! Der Bluthochdruck kann/muss medikamentös gesenkt werden; schädigt Nieren!
    • Die Neoblase verliert trotz spezieller OP-Techniken vielfach nicht ganz ihre Peristaltik, die durch die notwendige Peristaltik des Dünndarmes angeregt wird! Langjährige Eigenbeobachtungen speisen die Vermutung, dass eine harnvolle Ersatzblase zumindest gelegentlich ihrerseits die Dünndarmperistaltik anregt!? Nochmals eine Vertiefung der Peristaltik-Problematik- möglicherweise auf Stand OP-Technik 1996. Vor der Praktizierung des ISK (08/2005) bestand wiederholt der Eindruck, dass es in Verbindung mit akuten Durchfällen häufig besser gelang, die Neoblase zu leeren!? Ferner existiert eine im Jahre 1992 gefertigte französisch/israelische Studie, die die langjährige Eigenbeobachtung einer deutlich erhöhten, jedoch so unerklärlichen Harninkontinenz in der 2. Nachthälfte nachweist und begründet, dass der Dünndarm in dieser Zeit seine Aktivitäten wieder aufnimmt bzw. verstärkt und sich seine Peristaltik auf die Neoblase überträgt-mit den obigen Folgen. Eigenbeobachtungen scheinen die Erkenntnisse aus dem Jahre 1992 in der Tendenz zu bestätigen. In der Konsequenz dieser Erkenntnis hat sich für einen Rentner dauerhaft bewährt, täglich bereits gegen 17 Uhr mit einem leichten Kaffeetrinken die letzte feste Nahrungsaufnahme des Tages zu realisieren; aber Trinken bis zur Nachtruhe! Die spätnächtliche Harninkontinenz hat sich in der Tat stark reduziert; ein ISK-Gang erfolgt wie zuvor. Wo nichts ist, hat der Dünndarm keinen Grund zum 'Wackeln' und damit ruht die Neoblase bis zum Ende der Nachtruhe! Erscheint logisch und ist vor allem erfolgreich!
    • Die Neoblase behält in Teilen ihre ursprüngliche Resorptionsfähigkeit und praktiziert das auch - zumindest in Anteilen - mit dem zur Entsorgung in der Neoblase 'zwischengelagerten' Harn - auch 'Schadstoffe' durch Rückresorption, was die bereits hoch beanspruchten Nieren weiter zusätzlich belastet!

    Aus dem Bereich der 'Deutschen Herzstiftung e.V.' gibt es ganz aktuell Hinweise darauf, dass es auch Wechselbeziehungen zwischen Darm und Herz-/ Kreislauftätigkeit gibt, die jedoch bisher ganz überwiegend noch nicht mit weiteren Fakten vertiefend untersetzt wurden.

    Wem von uns Neoblasenträgern ist eigentlich in einer täglichen Normalsituation ohne Hilfsmittel zuverlässig - mit niedriger Fehlerquote - bekannt, wie viel Restharn er nach einer Miktion hat? Wie wird das festgestellt? – Zur Erinnerung: Restharn bedeutet ein erhöhtes Infektions- und Refluxrisiko und reduzierte Aufnahmekapazität der Neoblase.

    Ergänzende Sachverhalte

    • Ganz wichtig ist es, mittels moderater Sportaktivitäten mobil zu bleiben! Bewegung ist in jeder Weise förderlich auch für uns Betroffene!
    • Wir müssen uns als Betroffene darüber im Klaren sein, dass alle Harnableitungsvarianten- insbesondere aber auch die Neoblase - einen radikalen Umbau des Körpers und vieler Körperfunktionen darstellen. Unser Körper wird als OP-Folge gezwungen, auch damit zu funktionieren. Das kostet den Körper dauerhaft viel zusätzlichen Aufwand.
    • Unseren Nieren frühestmöglich u.a. damit zu helfen, den unvermeidbar hohen Salzkonsum zu reduzieren! Die bekannte Zielgröße von maximal 6 Gramm/Tag ist auf moderate Art und Weise kaum erreichbar. Lt. deutscher Trinkwasser-VO (Leitungswasser) ist Trinkwasser mit einem Natriumwert bis 200 mg/Liter qualitätsgerecht; Rhönsprudel (natriumarm ist bis 20 mg/Liter) hat hier einen konstanten Wert von 2,9 mg/Liter!!

    Unsere Neoblase erfordert lebenslang intensive und kritische Aufmerksamkeit sowie persönliche Zuwendung! Und unsere Nieren bedürfen ständig jeder noch so kleinen Hilfe!

    Nachtrag

    In der kurzen Zeit unseres 4-stündigen Erfahrungsaustauschs konnten nicht alle (Nachsorge-) „Probleme“ weder vollständig und detailliert ausgeführt noch fachlich diskutiert werden, so ergaben sich noch folgende Stichpunkte, die medizinisch verifiziert werden müssen:

    • Gründe für erhöhten Durst nach Neoblasen-OP?
    • Die neue Blase von anfangs um 150 ml Aufnahmevermögen muss zu Beginn alle 2 Stunden geleert werden. Bis zur endgültigen Aufnahmekapazität der Neoblase mit 400-500 ml können die Entleerungsintervalle langsam auf 4 Stunden ausgedehnt werden. Die Weckuhr – auch nachts - ist dann zum Teil nicht mehr erforderlich. Die gewissenhafte Entleerung der Ersatzblase (Miktion) erfolgt nach einer Eingewöhnungszeit individuell auch nicht immer mehr auf dieselbe empfohlene Art im Sitzen.
    • Fieber bei einer Neoblase ist immer ein ernstes Zeichen für eine Harnwegsinfektion. Steigen die Krankheitserreger in die Harnleiter hoch, kann sich eine gefährliche Infektion der Nieren entwickeln. Gelangen die Keime in die Blutbahn, so kann dies eine schwere Blutvergiftung (Sepsis) ergeben.
    • Die Blutgasanalyse (BGA) zur Überwachung der Übersäuerung des Blutes (Azidose) muss regelmäßig durchgeführt werden. Deshalb soll das Behandlungsteam direkt nach der Operation mindestens einmal pro Woche (lt. Patientenleitlinie) den Säuregehalt im Blut bestimmen (lt. Nachsorgepass 2 Untersuchungen im Monat). Die Analysegeräte sind oft nur in Spezialpraxen vorhanden (Lungen- oder Nierenfacharzt/Klinik). Die Durchführung der Untersuchung sollte mit dem sogenannten arteriell-venösen Mischblut aus der Fingerbeere oder dem Ohrläppchen erfolgen.
    • So wie ein richtig eingestellter Blutdruck die Dialysepflicht um Jahre verzögern kann, muss auch der richtige Blutzuckerwert regelmäßig bestimmt werden (HbA1c-Wert). Durch einen dauerhaft hohen Blutzucker werden im Laufe der Jahre die kleinen Blutgefäße im Körper geschädigt, so auch die Filtereinheiten der Nieren (erkennbar an Eiweißausscheidung im Urin und Ödembildung).
    • Diabetes, Bluthochdruck und Nierenschädigung beeinflussen sich gegenseitig und sollten deshalb vom Nephrologen ganzheitlich behandelt werden.

    Die Verkürzung des Darms um ca. 50 bis 70 cm zur Bildung der Neoblase bedeutet die Ausschaltung eines nicht unbedeutenden Darmabschnitts von den vorgesehenen Funktionen. Das Ausmaß der Veränderungen ist bei jedem einzelnen Betroffenen unterschiedlich und kann zu den oben beschriebenen Problemen führen.

    Die Schleimbildung ist eine Folge der natürlichen Funktion des Dünndarms. In der Neoblase wird dadurch der Urin eingetrübt, das Wasserlassen erschwert und kann in seltenen Fällen zu einem Notfall führen, dem Harnverhalt. Normalerweise nimmt die Schleimbildung aber mit der Zeit ab. Durch erhöhte Trinkmenge wird die Blase gespült und der Schleim verdünnt. Dies kann durch ACC (Acetylzystein) oder Preiselbeer- und Cranberrysaft unterstützt werden.


    Der Dünndarm hat normalerweise auch die Funktion, Elektrolyte, Nährstoffe, Vitamine, Wasser und andere Substanzen (z.B. Medikamente) zu resorbieren. Befindet sich in dem Darmanteil „Neoblase“ jetzt Urin, werden die von der Niere bereits eliminierten Stoffe aus dem Urin in die Blutbahn zurückgegeben und müssen von den Nieren erneut ausgeschieden werden und können dann erneut rückresorbiert werden. Diese mehrfache Medikamentenbelastung müsste nicht nur bei der Dosierung berücksichtigt werden, sondern macht auch den Nieren doppelte Arbeit, sodass sie noch schneller müde werden. Je schlechter die Nierenfunktion, desto geringer sind viele Medikamente zu dosieren.

    Eine erhöhte Neigung zur Harnsteinbildung (Ca-Oxalat, Ca-Phosphat und Harnsäuresteine) wird lt. Patientenleitlinie als mögliche Komplikation nur beim Pouch aufgeführt!? Praxis und Literatur sehen dies aber auch bei Neoblasen.


    Um Stauungsnieren zu vermeiden wird Wert darauf gelegt, die oberen Harnwege bei der Nachsorge mit Ultraschall kontrollieren zu lassen. Im „Nachsorgepass Blasenkrebs“ ist dies als „Ultraschall Niere“ aufgeführt. In der „Patienten-Leitlinie“ wird der Rückstau des Urins bis in die Nieren zwar als Komplikation aufgeführt, in der „Nachsorgetabelle“ nur unter „Ultraschall“ subsumiert.

    Bei Frauen mit Ileum-Neoblase (OPS 5-577) tritt nach fünf und mehr Jahren in bis zu 70 % der Fälle eine sog. Hyperkontinenz auf, d. h. die Notwendigkeit, sich per Katheter die Neoblase entleeren zu müssen. Einige Operateure legen deshalb bei Frauen lieber gleich einen MAINZ-Pouch (OPS 5-566) an. Gibt es speziell bei Frauen noch weitere Komplikationen mit einer Neoblase die hier nicht angesprochen sind? Erfahrungen bitte der ShB-Geschäftsstelle mitteilen.

    Beim Mann wie auch bei der Frau ist in den ersten Monaten nach der OP ein gezieltes Kontinenztraining erforderlich. Zur Unterstützung gibt es in den Reha-Kliniken aktive und passive Therapiemöglichkeiten. Ist die Kontinenz nach der Therapie wieder hergestellt, gilt die Aussage: „Höre ich aber mit dem Muskeltraining wieder auf, fängt die Inkontinenz wieder an.“ Vorteilhaft sei auch, bereits vor der OP die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.


    Hintergrundinformation zum Beitrag

    Historie

    Ein SHG-Mitglied mit Neoblase hatte angeregt, eine Veranstaltung aller Selbsthilfegruppen Blasenkrebs in Hessen (SHGBH) speziell für Neoblasenträger zu organisieren. Zur Vorbereitung des Themas traf ich (F.H.) mich, am 4. Mai 2018 auf der Raststätte Pfefferhöhe zu einem 4-stündigen Gespräch mit C. H. u. H. M., um deren Erfahrungen mit der Neoblase zu erfahren. Ich wusste, dass Claus wohl die längste Erfahrung mit dieser Harnableitung unter unseren ShB-Kollegen hat. Diese Erfahrungen wollte ich festhalten. Wieder zuhause dokumentierten wir das Gespräch. Ich reservierte Räumlichkeiten in der Uniklinik Frankfurt für den letzten Samstag im August 2018 zu der gewünschten Veranstaltung für die Neoblasenträger und gab die Dokumentation an mehrere Urologen und 2 Professoren der Nephrologie zur Überprüfung. Nur positive Rückantworten erreichten mich, siehe z.B. unten. Aber leider musste ich den Termin im August dann mangels Interesse absagen.

    Offene Fragen

    Das Desinteresse an der Veranstaltung konnte ich gar nicht verstehen, denn selbst mir als „Nichtbetroffenen“ sind durch die Recherchen heute noch folgende Fragen offen geblieben:

    • Warum gehen Neoblasenträger unbewusst passiv abwartend auf die Dialyse zu?
    • Warum werden neue Patienten mit gesunden Nieren bei der Auswahl der Harnableitung nicht auf das Risiko der Langzeitfolgen durch die Mehrbelastung der Nieren bei Neoblase (OPS 5-577) hingewiesen, wenn schon bei Patienten mit kranken Nieren von der Neoblase abgeraten wird?
    • Warum werden Nephrologen nicht von Beginn an in die Nachsorge mit eingebunden?
    • Warum kennt man keine langfristige Prävention z.B. durch Ernährungsregeln zur Vermeidung der evtl. Dialyse? Prävention wäre für Patienten und Krankenkassen günstiger!

    Vielleicht kann unsere Initiative diese Fragen in öffentlichen und

    medizinischen Diskussionen zu positiven Ergebnissen führen?

    Ergänzende Literaturhinweise

    Auszug aus ShB-Broschüre „Blasenkrebs – was nun?“

    Seite 8:

    Die Nieren regulieren den Wasserhaushalt des Körpers und filtern nicht mehr verwertbare Stoffe sowie Giftstoffe (z.B. Medikamente und krebserregende Stoffe) aus dem Blutkreislauf.

    Die Nieren regulieren auch den lebenswichtigen Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Er wird über den sog. pH-Wert gemessen und darf nur in engen Grenzen schwanken. Der in den Nieren gebildete Urin (Wasser mit den darin gelösten Stoffen) gelangt durch die Harnleiter in die Blase als Sammelbehälter und wird nach der Meldung „Blase ist voll“ normalerweise in einem kontrollierten Vorgang durch die Harnröhre ausgeschieden.

    Eine gute Nierenfunktion ist für die Gesundheit sehr wichtig. Sie ist außerordentlich wichtig für Träger einer Ersatzblase aus Darmstücken, denn in diesem Fall werden die Nieren noch stärker als sonst belastet, siehe Abschnitt „Kontinente Harnableitung“….


    Seite 42:

    Folgeprobleme bei Ersatzblasen aus Darmsegmenten:

    Für die Anlage einer Neoblase oder eines Pouch wird ein längeres Stück des Dünndarms ausgeschaltet, d.h. aus dem Darmverlauf herausoperiert und zu einem Beutel als Ersatzblase umgeformt. Diese Ersatzblase bleibt aber an die Blutversorgung wie vorher angeschlossen.

    Das Gewebe behält auch seine „Darmeigenschaften“ über längere Zeit, d.h. es bildet sehr viel Schleim, der hin und wieder zur Störung der Urinableitung führt.

    Und es werden Stoffe, die eigentlich mit dem Urin ausgeschieden werden sollten, über die Darmschleimhaut wieder in den Blutkreislauf überführt, was u.a. zu einer Übersäuerung (Azidose) des Blutes führen kann. Die Nieren werden damit in starkem Maße zusätzlich belastet.

    Wegen des Fehlens klarer Signale der vollen Blase oder durch Ableitungsstörungen kann es zu einem Harnrückstau in die Nieren kommen, der auch zu Nierenversagen führen kann. Kritisch kann es werden, wenn der rückgestaute Harn durch eine Infektion belastet ist.

    Deshalb sind unbedingt Maßnahmen zum Schutz der Nieren erforderlich.

    Andererseits fehlt die Funktion des herausgetrennten Darmstücks im Verdauungssystem….

    Im Gegensatz zu oben Gesagtem (beim orthotopen Blasenersatz) gilt beim Ileum-Conduit (OPS 5-565):

    Auszug ShB-Broschüre Harnableitungen – Entscheidungshilfen für Betroffene“


    Seite 17:

    Uro-Stoma HERAUSFORDERUNGEN:

    Da der Urin beständig abfließen kann und der Säure-Base-Haushalt des Körpers kaum beeinträchtigt wird, ist diese Form der Harnableitung sehr nierenschonend. Der Patient muss weder auf die regelmäßige Blasenentleerung achten noch mit Kathetern hantieren. Allerdings kann es anfangs zu Verengungen an der Stelle kommen, wo die Harnleiter in den Darmabschnitt eingenäht wurden, oder zu Infektionen der Harnwege. Daraus können Schmerzen und Nierenbeckenentzündungen resultieren. Spätere Komplikationen betreffen das Stoma oder Veränderungen im oberen Harntrakt, etwa jeder vierte Patient ist davon betroffen…

    In der S3-Leitline Blasenkrebs ist nur beschrieben, dass eine eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 35-40 ml/min) eine Kontraindikation für einen orthotopen Harnblasenersatz ist.

    An anderen Stellen ist zu lesen, dass ab einer glomerulären Filtritationsrate < 50 ml/min eine kontinente Harnableitung zu vermeiden ist.

    In der Patientenleitlinie Blasenkrebs (Mai 2017) wird zur Nachsorge bei künstlicher Harnableitung lediglich eine regelmäßige „Blutuntersuchung“ empfohlen.

    Fachliche Reaktionen

    Zwei Direktoren Urologischer Kliniken antworten mir:


    Hallo Herr H.,
    den Artikel finde ich sehr gut. Er basiert natürlich auf die durch Dünndarm konzipierte Neoblase (Hautmann oder Studer) und dessen Folgen. Es gibt andere kontinente Harnableitungen mit anderen Darmanteilen (z.B. orthotoper ileocoecaler Mainz-Pouch oder Sigma-Pouch), die andere mögliche Folgen haben, aber weniger propagiert werden.
    Wichtig ist jedoch, dass die Nachsorgebetreuung lebenslang stattfinden muss, und dass eine „subklinische“ nicht symptomatische Verschlechterung der Nierenfunktion im Verlauf entstehen kann. Deswegen sehe ich die Vermeidung weiterer Noxen *1 (wie z.B. Nikotin) und eine gute Einstellung weiterer Risikofaktoren (Diabetes, Hypertonie) sowie eine frühzeitige Mitbetreuung durch einen Nephrologen als immanent wichtig. Dieses haben Sie auch in Ihrem Artikel betont.
    Die spezifischen Komplikationen der Neoblase bei Frauen, insbesondere die Hyperkontinenz, haben Sie erwähnt. Natürlich ist bei Frauen auch die Einschränkung des Sexuallebens zu berücksichtigen, welches aber nicht durch die Neoblase per se bedingt ist, sondern ursächlich mit der partiellen Entfernung der Vagina während der Cystektomie und mit neuralen Schäden zu tun hat. Diesbezüglich gab es in der letzten Ausgabe der Zeitschrift der Selbsthilfegruppe einen persönlichen Erfahrungsbericht *2.
    VG ….



    Lieber Herr H.,


    ….. Zur Erklärung, warum eine Niereninsuffizienz bei Ersatzblasen ein Problem ist:
    Während bei einer normalen Harnblase der Urin nicht wieder in den Körper aufgenommen wird, kommt es bei der Ersatzblase zu einer teilweisen Resorption von Urinbestandteilen. Damit sind die Nieren gefordert, viel mehr Urin zu produzieren, als tatsächlich am Ende aus dem Körper ausgeschieden wird. Diese Dauerbelastung können die Nieren nur bis zu einem Serum-Kreatininwert von 2 mg/dl leisten. Ist die Nierenfunktion dagegen schlechter, kommt es durch diese Rückresorption zu einer immer weiteren Reduktion der Nierenleistung. Unter diesen Umständen ist es wichtig, die Neoblase bei schlechter Nierenfunktion nicht nur über einen Einmalkatheterismus, sondern über eine Dauerableitung mit Katheter permanent leer zu halten. Nur so fließt der Urin direkt ab und kann nicht wieder resorbiert werden. Da das für die meisten Patienten ungünstig ist, bietet sich dann über kurz oder lang die Umwandlung in ein Ileum-Conduit (Stoma mit Beutel) an, um die Nierenfunktion nicht zu gefährden. Durch diese Umoperation, kann dann langfristig in den meisten Fällen die Nierenfunktion erhalten bleiben.

    Die wichtigsten Gründe für das Nachlassen der Nierenfunktion im Verlauf sind Harnstauungsnieren durch narbige Stenosen der Harnleiterimplantationsstellen und rezidivierende aufsteigende Harnwegsinfektionen, seltener auch die Restharnbildung mit Rückstau in die Nieren.

    Natürlich ist eine nephrologische Mitbetreuung für jeden Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wünschenswert. Die Tätigkeit des Nephrologen umfasst hier meist die Einstellung von Blutdruck und Blutzucker, die beide zusätzlich die Nierenfunktion schädigen können, und die Anpassung von Medikamenten. Es ist erstaunlich, wie viele Patienten mit Medikamenten versorgt sind, die möglicherweise schädlich für die Nierenfunktion sein können.


    Thema Peristaltik:

    Die Peristaltik von Harnleitern und Dünndarm ist gekoppelt. Die Neoblasen haben grundsätzlich ihre Peristaltik behalten, werden aber so gegenläufig genäht, dass dabei der Druck in der Ersatzblase auch bei größerer Füllung niedrig bleibt. Wenn wir Ultraschall bei gefüllter Neoblase machen, sehen wir immer eine Bewegung der Neoblasenwand. Auch die Bewegung der Dünndarmwand ist physiologisch vorhanden. Sie ist besonders ausgeprägt nach dem Essen oder Trinken, v.a. in Ruhephasen danach (Klassischer „Mittagsschlaf“). In Stressphasen oder bei der Arbeit ist die Peristaltik dagegen geringer. Ab einer bestimmten, von Patient zu Patient unterschiedlichen Füllung der Ersatzblase, beginnt der Patient die Peristaltik in der Ersatzblase zu spüren, auch wenn er noch keinen Urin verliert. Nachts im Schlaf wird er davon meist noch nicht wach. Bei sehr starker Peristaltik können eventuell Medikamente wie Duspatal dies ausgleichen. Eine Anpassung der Ernährung, insbesondere viele kleine Trinkmengen statt weniger großer Trinkmengen, erscheint hilfreich. Nicht vergessen darf man dabei, dass alle Patienten mit Ersatzblasen unter Verwachsungen von Darmschlingen im Bauchraum leiden. Das ist bei dieser Operation nicht vermeidbar. Konsequenz ist dann bei besonders schwer verdaulichen Nahrungsmitteln zusätzlich eine Störung des Darmtransportes.
    Wir haben für die Hautmann-Blasen überprüft, was schädlicher für den oberen Harntrakt ist: der Reflux mit aufsteigenden Infekten oder narbige Stenosen bei antirefluxiver Implantation der Ureteren. Endergebnis war, dass das Risiko bei dem Refluxschutz viel größer war. Das was die Nieren hauptsächlich schädigt, ist das chronische Abflusshindernis und nicht der Reflux mit Infekt – sofern die Blase entleert werden kann.
    Dabei gilt die Spielregel, dass die Harnblase nicht grundsätzlich bei jedem Wasserlassen vollständig entleert werden muss. Letztlich reicht es aus, wenn sie 3-4mal am Tag ganz leer wird.
    Für Patienten mit häufigen Infektionen reichen diese 3-4mal aber nicht aus. Patienten, die die Harnblase überhaupt nicht selbst entleeren können, sollten alle 4 Stunden spätestens die Blase mittels Einmalkatheterismus entleeren.
    Hierzu ein Rechenexempel: Bakterien verdoppeln sich alle 20 min. In 1 Stunde werden aus 1 Bakterium 8, in 2 Stunden 8×8 =64, in 3 Stunden 8 x 8 x 8 = 512, in 4 Stunden 8 x 8 x 8 x 8 = 4096 Bakterien. Da ab einer Bakterienkonzentration von 100.000/µl klinische Infektzeichen auftreten, ist für jeden erkennbar, dass diese Keimgrenze nur dann nicht erreicht wird, wenn mit dem Einmalkatheterismus nicht zu lange gewartet wird.

    Zu den Nierensteinen:
    In unserem riesigen Zystektomieregister mit 1000 Neoblasen habe ich gerade einmal 10 Fälle mit Bildung von Harnsteinen gefunden. Das ist fast seltener als in der Normalbevölkerung. Da die Nieren sowieso immer mit sonographiert werden kann das problemlos mit kontrolliert werden. Viel schwieriger ist die Therapie, da der Harnleiter oft zystoskopisch/ureterorenoskopisch überhaupt nicht erreichbar ist und die Steine so nicht entfernt werden können.

    Hyperkontinenz bei Frauen:
    Die Hyperkontinenz der Neoblase bei Frauen ist ein gemischtes Problem: Ein Teil der Frauen leidet unter einem Prolaps, der dazu führt, dass die Scheidenvorderwand mit der Harnröhre beim Pressen nach unten absinkt und die Harnröhre dadurch so abknickt, dass die Blase nicht mehr entleert werden kann. Wenn das auftritt, sollte man einen Versuch mit einem dicken Tampon oder einem kleinen Ring- oder Würfelpessar machen. Wenn hierunter die Blasenentleerung verbessert werden kann, muss eine Operation zur Anhebung des Scheidenstumpfes (Sakrokolpopexie) angestrebt werden. Diesen Eingriff sollte der Gynäkologe immer mit dem Urologen gemeinsam machen!
    Bei einem weiteren Teil der Patienten liegt es an einer Überaktivität des Schließmuskels. Hier haben wir mit mehreren Patientinnen diskutiert, ob man den Schließmuskel nicht teilweise durch Botox lähmen sollte. Das lehnten aber alle Frauen aus Angst vor Inkontinenz ab und zogen einen Einmalkatheterismus vor.
    Beste Grüße …..

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    Was versteht man unter ICD.mp3


    Was versteht man unter ICD?


    Was der ICD-10-Code bedeutet. ... ICD-10 steht für "International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems". Oder ins Deutsche übersetzt und etwas vereinfacht: Internationale Klassifikation der Krankheiten.


    ICD CODE

    Diagnose C67 = Bösartige Neubildung der Harnblase, Harnblasenkrebs, Blasenkrebs, Blasentumor.


    Diagnose D09.0 = Carcinoma in Situ (CIS) Harnblase, Örtlich begrenzter Tumor sonstiger bzw. vom Arzt nicht näher bezeichneter Lokalisation in der Harnblase (aggressive Krebszellen).


    Diagnose D41.4 = Neubildung unsicheren oder unbekannten Verhaltens der Harnblase, Tumor der Harnblase ohne Angabe, ob gutartig oder bösartig.


    Der Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) ist die deutsche Modifikation der Internationalen Klassifikation der Prozeduren in der Medizin (ICPM) und heute die offizielle Klassifikation von operationellen Prozeduren für die Leistungssteuerung, den Leistungsnachweis und Grundlage für die Leistungsabrechnung (für stationäre Leistungen nach G-DRG) der deutschen Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte.


    OPS Code

    5-573.40 = Transurethrale Resektion von Gewebe der Harnblase (TUR-B) nicht fluoreszenzgestützt (Weißlicht). Operative Entfernung von erkranktem Gewebe der Harnblase mit Zugang durch die Harnröhre mit Weißlicht.


    5-573.41= Transurethrale Resektion von Gewebe der Harnblase (TUR-B) fluoreszenz-gestützt mit Hexaminolävulinsäure. Operative Entfernung von erkranktem Gewebe der Harnblase mit Zugang durch die Harnröhre mit Blaulicht.


    5-575 = Partielle Harnblasenresektion. Operative Teilentfernung der Harnblase.


    5-687.0 = Exenteration des vorderen weiblichen kleinen Beckens. Operative Entfernung bestimmter Organe des weiblichen kleinen Beckens


    5-576 = (Radikale) Zystektomie. Operative Entfernung der Harnblase bei Mann und bei Frau (zusätzlich zu 5-687.0) Harnableitungen werden gesondert codiert.


    5-577 = Ersatz der Harnblase (Neoblase). Operativer Ersatz der Harnblase (Rekonstruktion mit Darm- oder Magenteilen) und Anschluss an Harnröhre.


    5-564 = Kutane Harnableitung durch Uretero-kutaneostomie (nicht kontinentes Stoma). Operative Verbindung des Harnleiters mit der Bauchwand (Harnleiterfistel und andere Formen der Harnleiter-Haut-Implantation) mit externem Beutel am Stoma.


    5-565 = Kutane Harnableitung mit Darminter-ponat [Conduit] (nicht kontinentes Stoma). Operative Verbindung des Harnleiters mit der Bauchwand durch Zwischenschaltung eines Darmabschnitts, mit externem Beutel am Stoma.


    5-566 = Kutane Harnableitung mit Darmreservoir (kontinentes Stoma). Operative Harnableitung durch die Haut – über ein aus Darmschlingen geformtes Reservoir – mit Erhalt der Fähigkeit Harn zurückzuhalten (MAINZ-Pouch I und andere Pouches).


    5-567 = Interne Harnableitung über den Darm. Harnableitung über den Darm ohne künstlichen Ausgang (MAINZ-Pouch II und andere Pouches).


    5-604 = Radikale Prostatovesikulektomie. Operative Entfernung der Prostata, der Samenblase und der dazugehörenden Lymphknoten.


    8-541.4 = Instillation … mit zytotoxischen Materialien und Immunmodulatoren in die Harnblase. Einbringen von - und örtlich begrenzte Therapie - mit Chemotherapeutika oder mit Krebsmitteln, die das Immunsystem beeinflussen, in die Harnblase.


    8-603 = Interstitielle und intrakavitäre Hyperthermie im Rahmen einer onkologischen Therapie. Überwärmung bestimmter Gewebe bzw. Körperhöhlen im Rahmen einer Tumorbehandlung.


    5-987 = Anwendung eines OP-Roboters. Operations-Roboter vorhanden.


    In den Dateianhängen finden sie die neueste Fallzahlentabelle aus dem Jahr 2016 (einmal als Excel Tabelle und am PDF Format)

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    Dünndarmresektion.


    Bei Anlage einer Neoblase werden bestimmte Abschnitte des Dünndarms zur Bildung der Darmersatzblase (60 bis 80 cm) herangezogen. Dabei wird die Funkktion des Dünndarms sehr beeinträchtigt und löst nach der Operation Folgeerscheinungen aus.


    Bei einer Resektion des Dünndarms von erwachsenen Menschen bis zu 50 % ist die Deckung des Energie-, Nähr- und Vitalstoffbedarfs noch möglich, so dass keine Malabsorption resultiert – vorausgesetzt der Zwölffingerdarm, Krummdarm sowie die ventilartige Klappe an der Verbindungsstelle zwischen Krummdarm und Blinddarm – Ileozökalklappe bleiben erhalten. Unter diesen Umständen kann der Verlust des Resorptionsvermögens durch die erhebliche Reservekapazität des Dünndarms – durch Anpassung (Adaption) des Restdarms – ausgeglichen werden. Bei uns Neoblasen werden ca. 60 bis 80 cm von 3 bis 4 Meter Dünndarm verwendet um eine Darmersatzblase zu konstruieren, das sind ca. 20-25 % der Gesamtlänge.


    Mit dieser Entfernung verringert sich jedoch die Resorptionsfläche und damit die Deckung des Nähr- und Vitalstoff-, Energie- sowie Wasserbedarfs. In den allermeisten Fällen wird für die Neoblase der untere Teil des Dünndarms verwendet, das sogenannte terminale Ileum.


    Der untere Teil des Dünndarms – Krummdarm, terminales Ileum ist der Ort derVitamin B12-Resorption und der Gallensalzrückresorption. Vitamin B12 und Gallensalze unterliegen dem Darm-Leber-Kreislauf (enterohepatischen Kreislauf). Dieser ist für die Regelung des Vitamin B12- sowie Gallensäure-Gleichgewichts unerlässlich.


    Nach operativer Entfernung des terminalen Ileums – von etwa 60-80 cm – wird der enterohepatische Kreislauf unterbrochen . In der Folge ist die Vitamin B12-Resorption gestört – Vitamin B12-Mangel – und es treten aufgrund der fehlenden Rückresorption unphysiologische Mengen an Gallensalzen in den Dickdarm über. Dort steigern sie die Kontraktionswellen der glatten Muskulatur (Peristaltik) und verringern die Resorption von Wasser. Auf diese Weise verursachen die Gallensäuren eine chologene Diarrhö mit hohen Verlusten von Flüssigkeit, Elektrolyten und wasserlöslichen Vitaminen. Die Gallensalze werden letztendlich mit dem Stuhl ausgeschieden.


    Die Leber ist nicht in der Lage, den Verlust von Gallensäuren durch Synthesesteigerung auszugleichen, wodurch die Gallensalzkonzentration in der Gallenflüssigkeit abnimmt. Infolge des Verlustes stehen die Gallensalze der Mizellenbildung nicht mehr zur Verfügung. Die kritische mizellare Konzentration führt zu einer verminderten Ausnutzung des Nahrungsfettes sowie der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K.

    Da Nahrungsfette nicht ausreichend aufgenommen werden können, gelangen die nicht resorbierten Fette sowie Fettspaltprodukte in tiefere Darmabschnitte. Dort beschleunigen sie über eine Stimulation der Peristaltik die Darmpassage und lösen schließlich – infolge des Anstiegs der Stuhlfettausscheidung – eine Steatorrhö (chologener Fettstuhl) aus.

    Indem die Gallensalze im Dickdarm ebenfalls die Kontraktionswellen fördern und die Wasserrückresorption aus dem Darm hemmen, verstärken sie den Fettdurchfall. Durch die erhöhten Fettverluste über den Stuhl gehen auch vermehrt die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sowie essentielle Fettsäuren verloren. Je nach Ausmaß der Fettresorptionsstörung kommt es zur einer negativen Energiebilanz und damit zur Gewichtsabnahme.


    Die anfallenden Gallensäuren im Dickdarm binden Calcium, wodurch der essentielle Mineralstoff zusammen mit den Gallensäuren vermehrt ausgeschieden wird. Daraus können sich rasch Calcium-Defizite entwickeln. Der Calcium-Mangel wird zudem durch die nicht resorbierten Fettsäuren begünstigt, denn diese verbinden sich mit Calcium zu unlöslichen Kalkseifen und hemmen so die Calcium-Resorption.


    Des Weiteren fördert der Gallensäureverlust die Ausscheidung von Oxalsäure im Harn (Hyperoxalurie) und erhöht damit die Gefahr der Nierensteinbildung. Wichtig ! Patienten mit einem resezierten Ileum sollten deshalb oxal säure haltige Lebensmittel, wie Rote Bete, Petersilie, Rhabarber, Spinat, Mangold sowie Nüsse, meiden.



    Ursachen für den vermehrten Anfall von Oxalsäure – Oxalurie:


    • Mit den Gallensalzen gelangen hohe Mengen Glycin in den Dickdarm, wo es von Bakterien in Glyoxalat umgewandelt wird. Glyoxalat wird nach der Resorption in der Leber in Oxalsäure umgewandelt.
    • Hohe Gallensalzkonzentration im Dickdarm steigert die Durchlässigkeit der Schleimhaut für Oxalat-Ionen.
    • Geringe Gallensalzkonzentration verzögert die Resorption von Fettsäuren, so dass sich die Fettsäuren mit Calcium zu unlöslichen Kalkseifen verbinden können. Oxalsäure kann somit nicht mehr von Calcium zu Calciumoxalat gebunden werden, wodurch die freie, aus der Nahrung aufgenommene Oxalsäure verstärkt resorbiert und über den Harn ausgeschieden wird.

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    Harnröhrenkrebs (Urethrakarzinom) ist eine seltene Krebsart, die die Harnröhre betrifft. Die Ursachen sind weitgehend unbekannt, es besteht jedoch der Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Harnröhrenkarzinomen und häufigen Entzündungen der ableitenden Harnwege.


    Als erster Hinweis findet sich meist Blut im Urin (Hämaturie). Da dieses Symptom sehr unspezifisch ist, kann es erst durch eine Untersuchung beim Arzt differentialdiagnostisch abgeklärt werden. Dabei ist die wichtigste Untersuchung die Harnröhrenspiegelung (Urethroskopie), bei der eine Gewebeprobe aus der Harnröhre gewonnen wird (Biopsie). Hinsichtlich des erkrankten Gewebetyps ist das Harnröhrenkarzinom meist ein Übergangs- oder Plattenepithelkarzinom der Harnröhre.


    Bei einer gesicherten Diagnose muss durch Ultraschall (Sonographie), Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) geklärt werden, ob und wieweit sich der Tumor in umliegende Gewebe und Lymphknoten ausgebreitet hat. Auch wird dabei untersucht, ob Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen wie Lunge, Leber, Gehirn und Knochen vorliegen.

    Die Behandlung besteht normalerweise aus der operativen Entfernung. Alternativ kommt auch die Strahlentherapie in Frage. Die Heilungschancen hängen in erster Linie von der Lokalisation, Ausbreitung, Eindringtiefe und dem Stadium des Tumors ab.


    Häufigkeit

    Harnröhrenkrebs ist eine seltene Krebserkrankungen. Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko zu erkranken wie Männer. Drei Viertel aller Erkrankten sind über 50 Jahre alt. Frauen jenseits der Menopause gehören zur häufigsten Gruppe der Betroffenen.

    Harnröhre - Anatomie und Funktion

    Die Harnröhre (Urethra) gehört mit den Nierenbecken, den Harnleitern und der Blase zu den ableitenden Harnwegen. Sie beginnt an der Harnblase und leitet den Harn beim Wasserlassen nach außen. Beim Mann dient sie zusätzlich als Ausführungsgang für die Samenflüssigkeit bei der Ejakulation.

    Der Wandaufbau der Harnröhre besteht aus drei Schichten:

    • Schleimhaut (Tunica Mucosa)
    • Venengeflecht (Tunica Spongiosa)
    • Muskelschicht (Tunica Muscularis)


    Die Harnröhre weist geschlechtsspezifische Unterschiede auf:

    Weibliche Harnröhre: Sie ist etwa 4-5cm lang; ihr Ausgang befindet sich oberhalb des Scheideneingangs.

    Männliche Harnröhre: Sie ist mit etwa 20-25cm länger, durchquert die Prostata, wo auch die Samenleiter in die Harnröhre münden, verläuft weiter im Penis und mündet an der Eichel. Durch die anatomischen Unterschiede ergeben sich jeweils Besonderheiten. Männer erkranken durch die längere Harnröhre seltener an Harnwegsinfektionen, da Bakterien einen längeren Weg zurücklegen müssen. Bei Frauen können Karzinome der Harnröhre eventuell leichter von außen erkannt bzw. getastet werden.

    Ursachen und Risikofaktoren

    Die Ursachen für das Harnröhrenkarzinom sind weitgehend unbekannt. Man vermutet aber einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Harnröhrenkrebs und wiederholter erhöhter Belastung des Harnröhrengewebes, z.B. infolge häufiger oder chronischer Harnwegsinfektionen, Geschlechtskrankheiten oder bestimmter Sexualpraktiken. Wahrscheinlich haben Frauen durch ihre erhöhte Harnwegsinfektanfälligkeit ein doppelt so hohes Risiko, an einem Harnröhrenkarzinom zu erkranken. Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung des Harnröhrenkarzinoms ist das Harnröhrenkarunkel, ein kleines, etwa erbsengroßes gutartiges Geschwür, das bösartig entarten kann.

    Symptome

    Das erste Symptom beim Harnröhrenkrebs ist meist Blut im Urin (Hämaturie). Dieses kann sichtbar als roter Urin (Makrohämaturie) oder unsichtbar (Mikrohämaturie) auftreten. Wenn die Harnröhre bereits durch den Tumor verengt ist, verbleibt eine erhöhte Restharnmenge in der Blase. Diese wiederum kann zu vermehrtem Harndrang führen und ist außerdem mit einer erhöhten Infektanfälligkeit verbunden. Durch die Verengung der Harnröhre können außerdem Schmerzen beim Wasserlassen, ein abgeschwächter Harnstrahl oder Harnträufeln auftreten. Typisch sind auch Beschwerden nach dem Geschlechtsverkehr. In fortgeschrittenen Krankheitsstadien können Gewichtsabnahme und Nachtschweiß hinzukommen. Der Lymphknotenbefall in Becken und Leiste kann zu Lymphstauungen führen, die sich als Lymphödeme mit geschwollenen Beinen äußern.

    Diagnose

    Die Verdachtsdiagnose stellt sich durch die Anamnese (Gespräch) und die klinische Untersuchung. Dabei werden Bauch-, Becken, Nieren- und Genitalbereich abgetastet. Man erkennt Karzinome der unteren Harnröhre z.B. durch Vorwölbung aus der Harnröhrenmündung. Blasennahe Karzinome sind beim Mann meist äußerlich nicht zu erkennen, bei der Frau können sie zu Vorwölbungen der Scheidenschleimhaut (Prolaps) führen. Zum Nachweis einer Hämaturie (Blut im Urin) wird der Urinteststreifen genutzt. Untersucht man das Harnröhrensekret, finden sich auch hier oft Tumorzellen (Urinzytologie). Derzeit existiert jedoch kein Diagnosetest, der in Lage ist, im Urin das Vorhandensein eines Blasenkrebs mit ausreichender Sicherheit nachzuweisen. Daher wird eine Verwendung von kommerziell erhältlichen Urintests als Screening- oder Vorsorgeuntersuchung nicht empfohlen.


    Die endgültige Diagnose wird durch die Harnröhrenspiegelung (Urethroskopie) gestellt. Hierbei wird unter lokaler Betäubung oder Narkose über die Harnröhre ein Zystoskop eingeführt. An der Spitze des Zystoskops befindet sich ein Objektiv mit einer vergrößernden Linse (Okular) und einer Lichtquelle. Mit ihrer Hilfe kann die Harnröhre von innen betrachtet werden. Bei einem Tumorbefund wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen, die anschließend mikroskopisch untersucht wird. Durch die Harnröhrenspiegelung mit Biopsie gewinnt der Arzt Aufschluss über die Art, das Stadium, die Größe und die Eindringtiefe des Tumors.

    Mit bildgebenden Verfahren kann die Ausbreitung des Tumors auf umliegendes Gewebe festgestellt werden. Auch Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen oder Lymphknoten lassen sich dadurch erkennen. Hierzu werden die Ultraschall (Sonographie), Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.



    Therapie


    Operation:

    Wichtigste Behandlungsmaßnahme ist die Operation. Manchmal ist es sinnvoll, den Tumor vorher mittels Strahlen- oder Chemotherapie zu behandeln und zu verkleinern (neoadjuvante Therapie). Bei kleineren, nicht mit der Umgebung verwachsenen Tumoren genügt die teilweise oder komplette Entfernung der Harnröhre. Bei Männern muss unter Umständen ein Teil des Penis entfernt werden. Eine plastische Operation im Anschluss erlaubt die Wiederherstellung des verlorenen Gewebes. Bei größeren und/oder ausgedehnten Tumoren muss eventuell auch die Harnblase komplett entfernt werden.

    Bei umfangreicheren Operationen wird der Urin häufig über ein zwischen Harnleiter und Bauchwand geschaltetes Darmstück nach außen in einen Beutel abgeleitet, der auf der Bauchdecke aufgeklebt ist und regelmäßig gewechselt werden kann. Auch Harnableitungen in einen Nabelpouch oder in den Enddarm sind möglich. Nach der Operation kann entweder eine Strahlentherapie oder eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie durchgeführt werden.


    Strahlentherapie

    Die Wirkung der Strahlentherapie beruht darauf, dass sie Krebszellen vernichtet. Die Bestrahlung kommt bei Krebserkrankungen der Harnröhre entweder allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie) zum Einsatz. Die Strahlentherapie erfolgt von außen durch die Haut. Trotz sorgfältiger Therapieplanung und -durchführung muss während der Strahlenbehandlung mit unerwünschten Begleiterscheinungen gerechnet werden. Nebenwirkungen treten entweder unmittelbar noch während der Therapie auf (z.B. Durchfall, Übelkeit, Blutabgang über den Enddarm) oder machen sich erst einige Wochen oder Monate nach der Behandlung bemerkbar.


    Chemotherapie

    Die Chemotherapie zielt darauf ab, Krebszellen im ganzen Körper durch zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) abzutöten. Zytostatika wirken v.a. gegen rasch wachsende Zellen, eine Eigenschaft, die im besonderen Maße auf Krebszellen zutrifft. Eine Heilung des Harnröhrenkarzinoms allein durch die Gabe von Zytostatika ist nicht möglich. Bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Tumoren können durch Chemotherapie das Tumorwachstum für gewisse Zeit zum Stillstand gebracht und die Überlebenszeit verlängert werden. Außerdem lassen sich tumorbedingte Beschwerden lindern. Bei einem Teil der Patienten wird mit Hilfe der Chemotherapie eine deutliche Verkleinerung des Tumors erreicht.


    Um die größtmögliche Wirkung gegen die Tumorzellen zu erzielen und um Nebenwirkungen zu reduzieren, werden häufig Kombinationen verschiedenartig wirkender Zytostatika eingesetzt. Die Behandlung erfolgt in mehreren Behandlungszyklen, die sich über mehrere Wochen erstrecken. Zwischen den einzelnen Zyklen liegen längere Erholungspausen. Die Therapiezyklen werden meist drei- bis sechsmal wiederholt. Wie viele Zyklen im individuellen Fall notwendig sind, hängt vor allem davon ab, wie gut die Behandlung vertragen wird und wie sich die Therapie auf den Tumor auswirkt. Durch die Behandlung mit Zytostatika wird auch normales Gewebe in Mitleidenschaft gezogen. Davon betroffen sind in erster Linie die Schleimhäute von Magen und Darm, das blutbildende System im Knochenmark und die Haarwurzeln. Mögliche Begleiterscheinungen der Chemotherapie sind daher Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Haarausfall, eine erhöhte Infektanfälligkeit und Blutungsneigung. Die Nebenwirkungen lassen sich zum Teil durch Begleitmaßnahmen bzw. Medikamente verhindern oder lindern. Sie verschwinden in der Regel nach Beendigung der Chemotherapie wieder.

    Krankheitsverlauf

    Harnröhrenkarzinome neigen zur Ausbreitung über die Harnröhrenwand in das benachbarte Gewebe und gegebenenfalls auf benachbarte Organe. Außerdem wird ein Lymphknotenbefall beobachtet. Bei Karzinomen der oberen, blasennahen Harnröhre finden sich bevorzugt Metastasen in Beckenlymphknoten. Karzinome der unteren Harnröhre hingegen metastasieren meist in die Leistenlymphknoten.

    In 50-75% der Fälle tritt ein weiterer Tumor in der Blase auf. Im Spätstadium der Erkrankung finden sich oft Tochtergeschwülste in Lunge, Leber, Gehirn oder Knochen.

    Nachsorge und Rehabilitation

    Nach der Behandlung sind regelmäßige Arztbesuche und Untersuchungen unerlässlich. Diese dienen dazu, den Verlauf zu beurteilen und Rückfälle (Rezidive) oder Fernmetastasen frühzeitig zu erkennen. Durchgeführt werden Blutuntersuchungen, Ultraschall, Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und CT oder MRT.

    Eine stationäre Rehabilitation ist nach der Therapie in erfahrenen Tumornachsorgezentren möglich. Sie ist jedoch nicht immer nötig und sinnvoll und erfolgt unter Absprache mit dem behandelnden Arzt. Berufliche und soziale Aktivitäten sind nach der Therapie in der Regel uneingeschränkt möglich.

    Wirksame vorbeugende Maßnahmen gegen das Harnröhrenkarzinom sind nicht bekannt. Entzündungen der ableitenden Harnwege sollten konsequent behandelt werden.


    Mit Genehmigung: Quelle:

    ONKO-Internetportal in Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft

    Wir treffen uns

    Wann?

    Jeden letzten Donnerstag im Monat um 15.00 Uhr


    Wo?

    Im Zentralklinikum Suhl im Konferenzraum 1 oder 2 - 3. Etage


    Zu Beginn einer jeden Veranstaltung können


    Fragen an den anwesenden Arzt gerichtet


    werden.

    Unsere Treffen finden in der Regel am 1. Samstag im Monat um 14:00 Uhr statt.


    KISS Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland

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