Neoblase oder Urostoma

  • Hallo zusammen,
    ich bin Sascha 38 Jahr alt und komme aus Niederkassel (zwischen Köln/Bonn).
    Ich habe 2 Kinder, einen 3 jährigen Sohn und eine 4 Monate alte Tochter.


    Bei mir würde diesen Mittwoch ein T1, G2, -high grade, R1; Cis G2, ICD-O C67, M 8120/3 diagnostiziert.


    Wie ich mich gerade fühle muss ich glaube keinen erklären, aber Kopf in den Sand stecken bringt einen ja nicht wirklich weiter.
    Ich finde es toll das es solche Online-Selbsthilfegruppen gibt und hoffe das Ihr mir evtl bei der ein oder anderen Frage behilflich sein könnt.


    Bei jeder Untersuchung wurde mir immer gesagt "machen Sie sich keine Sorgen ... in Ihrem Alter wird das nichts schlimmes sein... da wären sie der erste...."
    Tja es mag sehr sehr selten sein in meinem Alter und als nicht Raucher, aber nun habe ich ja meine Diagnose und muss nun schauen wie ich damit umgehe.


    Mir wurde nun eine Zystektomie mit anschließender Harnableitung via Neoblase empfohlen.


    Jetzt habe ich natürlich schon einiges gelesen und frage mich natürlich ob das denn auch das Beste für mich ist. Die Neoblase hört sich ja zumindest im ersten Augenblick sehr gut an, besonders weil man ja das Gefühl vermittelt bekommt das es "fast" normal nach OP weiter gehen kann wenn alles gut läuft.


    Ich frage mich halt ob die Versorgung via Urostoma nicht schonender für den Körper ist da nicht soviel Darm benötigt wird. Dann denke ich mir wieder kann man denn sich im besten Fall Jahrzehnte diesen Beutel auf die Haut kleben ohne das diese irgendwann rebelliert? Ebenso bin ich stark behaart und da stellt sich eh die Frage ob das überhaupt geht?


    Bei der Neoblase denke ich mir eigentlich das gleiche. Kann ich damit über Jahre hinweg glücklich werden oder zumindest gut klar kommen?
    Ich habe bei der Neoblase große Angst vor Inkontinenz. Ich möchte nicht auf der Arbeit sitzen und auf einmal läuft mir der Urin das Bein runter weil mein Schließmuskel
    gerade macht was er will. Genauso wenig möchte ich beim lachen Angst haben müssen mich einzunässen, von der nächtlichen Inkontinenz mal ganz abgesehen.


    Es kann sein das jetzt viele denken "Was stellt er sich so an" das mag sein und ich möchte mich dafür bereits im Vorfeld entschuldigen.


    Ich denke eh de ganze Zeit nur an meine Frau und meine Kinder. Ich möchte so einsatzfähig und mobil wie möglich bleiben, gerade für die Kinder.
    Ich glaube das ich mit einem Beutel am Bauch besser klar kommen würde als mit Windeln durch die Gegend laufen zu müssen.


    Ich würde mich sehr freuen wenn mir Betroffene Ihre persönliche Erfahrung mit Neoblase/Urostoma mitteilen würden. Sind meine Ängste berechtigt? oder totaler quatsch?
    Ich bin gerade sehr orientierungslos und bin für alles was ich an Informationen bekommen kann sehr dankbar.
    Ich bin noch "jung", mit meiner Entscheidung die ich zu treffen habe muss ich ja im Bestellfall lange klar kommen.


    Ich bedanke mich bereits im Voraus.


    Viele Grüße
    Sascha

    Diagnose: pt1a -high grade, R1; Cis G3,
    Urinableitung: Neoblase seit 10.02.2017
    Operateur: Prof. Dr. Heidenreich (Uni-Klinik Köln)


    "Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst!"

  • Lieber Sascha,


    trotz dem unschönen Anlass heiße ich dich hier herzlich willkommen.
    Eine Diagnose dieser Art ist ohne Zweifel ein Schlag. Besonders in so jungen Jahren.
    Obwohl dies leider gar nicht mehr so selten ist. Das merken wir hier im Forum.
    Du wirst hier kompetenten Rat erhalten, ebenso emotionale Unterstützung.
    Der kompetente Rat wird von jemand anderem kommen. Ich selbst bin Angehörige und
    wünsche mir für dich die beste Lösung! Ich drücke dir die Daumen, fühle dich hier verstanden und
    unterstützt. Frage alles, du bekommst Antwort.


    Herzliche Grüße
    Kerstin

  • Hallo und guten Abend Sascha,
    ich begrüße Dich ganz herzlich bei uns im Forum. In der Tat, sehr jung und nicht mit dem Laster des Rauchens belastet. Dennoch die Erkrankung am Blasenkrebs. Tja, es werden sich Mitglieder zu Wort melden mit Neoblase und Urostoma. Ich selbst gehöre der zweiten Gruppe an. Nicht weil ich es gewählt habe sondern weil der Befall der Harnröhre eine natürliche Ableitung ausgeschlossen hat. Seit knapp sieben Jahren lebe ich nun damit und beinahe normal. Die hygienische Versorgung wird zu einer Routine wie die Rasur oder das Zähneputzen.


    Ich an Deiner Stelle mit 38 Jahren würde die Neoblase bevorzugen. Kontinenztraining wird erforderlich sein ohne Frage. Du hast aber eine Option auf ein großes Maß an normaler Lebensführung für viele Jahre.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Lieber Sascha,
    willkommen hier bei uns, wenn auch der Grund so bescheiden ist.
    Ohne lang drumrum zu schreiben rate ich dir zur Neoblase, so das irgendwie machbar ist! Die Herren hier, die schon länger eine haben sind grösstenteils zufrieden, eine relativ neue Neoblase hat @Holger1210 , ich denke er wird sich alsbald melden. Er ist wie du recht jung und sehr zügig durch alles "durchmarschiert" und war in kürzester Zeit kontinent. Das hat bei den älteren Neoblasen länger gedauert, aber viele haben es geschafft. OP-Zeiten, Krankenhausaufenthalte... haben sich deutlich verkürzt, hängen aber stark vom Vorgehen im jeweiligen Krankenhaus und natürlich der eigenen Konsitution ab. Ich selber war nicht mal auf der Intensiv und nach 2 Wochen raus. Danach kommt Anschlussheilbehandlung und je nach persönlichem Bedarf weitere Krankschreibung und Wiedereingliederung. Alles in allem 4 - 5 Monate solltest du Minimum einplanen.


    Ich denke, es steht und fällt mit einem guten Operateur, seine Erfahrung und Geschick scheinen ausschlaggebend für die Kontinenz sein. Für die Herren kommt als extrem wichtiges Thema die nervschonende OP - wenn möglich - hinzu, um die Potenz zu erhalten. Ich denke, auch dazu werden sich die Herren melden. Dabei sollte die völlige Entfernung des Krebses immer im Vordergrund stehen...


    In welches Krankenhaus gehst du, wer ist dein Operateur? Hast du dir eine Zweitmeinung eingeholt?


    Frag uns, was immer du wissen willst, lass deine Frau teilhaben, wenn sie möchte - wir werden versuchen euch zu helfen zu allen Fragen, ob seelisch, medizinisch oder was auch immer... Lies dich durchs Forum, die wirst viele informationen und gute Ausgänge finden.


    Es wäre gut, wenn du uns noch etwas mehr zur Diagnose schreibts (Lage der / des Tumors), wie ist es auffällig geworden....dann kann man noch dezidierter beraten und weniger spekulieren. Danke !


    Einstweilen liebe Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

  • Lieber Sascha,


    auch von mir erstmal ein herzliches Willkommen, auch wenn der Grund deiner Anmeldung kein erfreulicher ist.
    Mit 38 Jahren an Blasenkrebs zu erkranken, mag für viele Ärzte ungewöhnlich sein, aber wir stellen schon etwas längere Zeit fest, dass die Blasenkrebsbetroffenen immer jünger werden, unser im Moment jüngstes Mitglied ist gerade einmal 19 Jahre alt.


    Das man Dir die Entfernung der Blase nahe gelegt hat, halte ich persönlich aus mehreren Gründen heraus für die richtige Beratung, natürlich werde ich Dir auch meine Meinung begründen:
    1. wir haben es in deinem Fall mit zwei Tumoren zutun, einmal ein pT1 G2, der nicht vollständig entfernt werden konnte (deshalb das R1 im Befund), sowie das CIS, welches immer als G3 (high risk) einzustufen ist.
    Getrennt von einander könnte man vielleicht blasenerhaltend therapieren, aber mit diesen beiden Tumoren zusammen und dem R1, wäre ein blasenerhaltender Therapieversuch ein äusserst gewagtes Risiko, welches ich als Vater von zwei so kleinen Kindern nicht eingehen würde


    Welche Harnableitung wäre die bessere Alternative:


    Im Anbetracht deines Alters, würde ich sagen, es wäre die Neoblase. Die ersten Wochen nach der OP wirst du sicherlich mit einer Inkontinenz zu kämpfen haben, die du dann aber durch ein gutes Beckenbodentraining in den Griff bekommen kannst. Etwas schwieriger ist es, Nachts Kontinent zu bleiben - hier wird gerade am Anfang häufig die ein oder andere Panne passieren.


    Hier würde es sich dann anbieten, ein oder zweimal in der Nacht zur Toilette zu gehen, Vorlagen zu nutzen oder auf ein Hilfsmittel wie ein Kondom-Urinal zurück zu greifen.
    Ich denke, dass du Aufgrund deines Alters gute Chancen hast, innerhalb von 6 Monaten nach der OP Kontinent zu werden.



    Gruss


    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

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