Linkeinträge von "rainer"

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    Das UniversitätsCentrum für Seltene Erkrankungen soll als Anlaufstelle für Patienten, ihre Angehörigen und Ärzten dienen, um diese bestmöglich zu informieren und zielgerichtet bei der Suche nach der optimalen medizinischen Versorgung zu unterstützen. Der Erst-Kontakt erfolgt dabei über die Koordinationsstelle des USE. Wenn möglich, versuchen wir, Ihnen bereits telefonisch weiterzuhelfen.


    Das USE bietet keine Sprechstunde im herkömmlichen Sinne an, es werden auch keine Behandlungstermine vergeben. Für die Inanspruchnahme des USE benötigen Sie im ersten Schritt eine kurze Stellungnahme Ihres behandelnden Facharztes sowie Ihren letzten aussagekräftigen Befund.


    Patienten, Angehörige und Ärzte, die sich an uns wenden möchten, bitten wir zunächst den Fragebogen durch ihren Facharzt ausfüllen zu lassen. Dieser dient der ersten Einschätzung des Falls. Weiterhin benötigen wir den Patientenfragebogen, in welchem der Patient selbst einige Angaben zu sich und seinem Krankheitsbild macht. Die Fragebögen können Sie auf dieser Seite herunterladen oder sich, durch Kontakt zu unserer Koordinationsstelle, per Post zusenden lassen.


    Nach Eingang der Fragebögen, eines Überweisungsscheines sowie aller relevanten Befunde am USE prüfen wir, ob der Fall der Beurteilung durch das USE bedarf. Bei Annahme des Falls wird entschieden, ob eine Vorstellung in einem bereits bestehenden Kompetenzzentrum (in Dresden oder an einem anderen Standort) für Sie geeignet ist oder ob Ihr Fall zunächst in unserer interdisziplinären Fallkonferenz besprochen werden sollte. In dieser Fallkonferenz beraten Spezialisten mehrerer Fachbereiche das für Sie geeignetste Vorgehen. Über die Ergebnisse dieser Konferenz werden Sie schriftlich informiert. Aufgrund der großen Zahl von Anfragen an das USE bitten wir um Ihre Geduld, da die Bearbeitung Ihrer Anfrage einige Zeit in Anspruch nehmen kann.


    Hier der Fragebogen zum runterladen Fragebogen_USE_050917.pdf


    Quelle Bild: Von Bernd Hutschenreuther - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=737735

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    Fragen0062.mp3


    Harninkontinenz, das heißt unwillkürlicher Urinverlust, ist eine häufige Erkrankung, unter welcher in Deutschland etwa sechs bis acht Millionen Frauen und Männer leiden.

    Blasenfunktionsstörungen, Entleerungsstörungen und Harninkontinenz treten in jedem Alter auf, wobei mit zunehmendem Alter die Harninkontinenz zunimmt.

    Ursächlich für die Harninkontinenz sind ganz unterschiedliche Faktoren, welche auch in Kombination auftreten können.

    Daneben ist eine ungestörte Speicherung und Entleerung des Urins und eine intakte Funktion zentraler und peripherer Nervenstrukturen erforderlich.

    Deshalb kommt es häufig bei neurologischen Erkrankungen, wie z.B. Parkinson, Demenz oder Multiple Sklerose, zu einer gestörten Blasenfunktion, welche eine Harninkontinenz begünstigt.

    Die Hemmschwelle, um sich sachkundige Hilfe oder Rat einzuholen und sich an Ärzte, Angehörige oder Selbsthilfegruppen zu wenden, ist seit vielen Jahren unverändert hoch.

    Gerade einmal die Hälfte der Betroffenen macht davon Gebrauch.


    In einer im Jahr 2006 durch die WHC veröffentlichten Studie unter 2004 Frauen wurden diese Angaben bestätigt.

    • Nur 45 % der betroffenen Frauen kontaktieren einen Arzt.
    • Von den Betroffenen mit starkem Leidensdruck suchen nur 60 % einen Arzt auf.
    • Die Mehrzahl der Frauen meint, das Problem allein bewältigen zu können
    • 60% der an Harninkontinenz leidenden Frauen geben an, gut alleine zurecht zu kommen – sie informieren sich selbst.
    • 22 % aller Betroffenen scheuen sich, zum Arzt zu gehen, oder haben Zweifel, dass es wirksame Therapien gibt.

    Dabei sind Diagnostik und Therapie so weit fortgeschritten, dass sich die verschiedenen Formen der Harninkontinenz in den allermeisten Fällen heilen oder zumindest lindern lassen. Leider wissen dies noch zu wenige. Dies ist für uns Anlass genug, über dieses tabuisierte Leiden zu informieren. Wir möchten betroffene Frauen und Männer ermutigen, ihr Leiden anzusprechen und sich darüber zu informieren, wo und wie sie Hilfe finden können. Wir richten uns aber auch an Angehörige und Pflegende, denn gut informierte Angehörige können zum einen die Erkrankung besser nachvollziehen und zum anderen ihre eigenen Ängste, Sorgen und Nöte verarbeiten.


    Die unterschiedlichen Formen der Harninkontinenz:


    Harninkontinenz ist nicht gleich Harninkontinenz, entscheidend sind die Ursachen, welche zum ungewollten Urinverlust führen.

    International wird die Harninkontinenz in acht Formen unterschieden und eingeteilt:


    Belastungs- ( Stress ) Inkontinenz:


    Auf Grund einer Schließmuskelschwäche kommt es bei Druckerhöhung im Bauchraum zu unwillkürlichem Urinabgang.

    Druckerhöhungen entstehen bei körperlicher Belastung wie zum Beispiel: Husten, Niesen, Lachen, Heben oder Bauchpresse.

    Ausführliche Informationen über Ursachen, Diagnostik und Behandlung der Belastungs-Inkontinenz

    findet ihr hier : http://www.inkontinenz-selbsth…elastungsinkontinenz.html


    Motorische Drang-( Urge ) Inkontinenz:


    In Folge unkontrollierbarer Detrusorkontraktionen ( Blasenwandmuskulatur, deren Kontraktion zur Harnentleerung führt ) mit intravesikaler Drucksteigerung ( Steigerung des Blaseninnendrucks ) kommt es zu einem nicht mehr unterdrückbaren Harndrang ( imperativem Harndrang ), welcher zu unkontrolliertem Harnverlust führt.


    Sensorische Drang-( Urge ) Inkontinenz:

    Hier geht ebenfalls unter imperativem Harndrang unwillkürlich Urin ab, wobei primär keine Detrusorkontraktionen nachweisbar sind.

    Sie können aber im weiteren Verlauf sekundär auftreten. Ursachen sind meist Blasenerkrankungen, wie z.B. Harnwegsentzündungen.

    Ausführliche Informationen über Ursachen, Diagnostik und Behandlung der Drang-Inkontinenz

    findet ihr hier : http://www.inkontinenz-selbsth…tml/dranginkontinenz.html


    Obstruktive Überlauf-Inkontinenz:

    Es kommt zu einem unwillkürlichen Harnabgang bei voller Blase. Ursache ist eine Blasenauslass-Verengung ( Obstruktion ).

    Dies tritt z.B. in Folge von Prostatavergrößerungen oder Harnröhrenverengungen sehr häufig auf. Blasensteine oder im schlimmsten Fall Tumore können ebenfalls verantwortlich sein.


    Funktionelle Überlauf-Inkontinenz:

    Analog der obstruktiven Überlauf-Inkontinenz geht bei voller Blase unwillkürlich Urin ab.

    Die Ursache ist hier aber eine Detrusorschwäche ( Insuffizienz ).

    Dies bedeutet, dass die Blase nicht genügend Druck aufbaut um den Urin zu entleeren.

    Die Blase läuft über, ähnlich einer vollen Regentonne.

    Ausführliche Informationen über Ursachen, Diagnostik und Behandlung der Überlauf-Inkontinenz

    findet ihr hier : http://www.inkontinenz-selbsth…/uberlaufinkontinenz.html


    Supraspinale Reflex-Inkontinenz:

    Es geht unwillkürlich Urin ab, da der Betroffene auf Grund von Hirnleistungsstörungen die Kontrolle über den Miktionsreflex verloren oder nicht erworben hat.

    Ursachen können angeborene oder erworbene Behinderungen ( auch geistige ) sein, aber auch Erkrankungen wie Demenz, Parkinson oder ein Schlaganfall.


    Spinale Reflex-Inkontinenz:

    Es kommt zu unkontrollierten, reflektorischen Detrusorkontraktionen, die der Betroffene nicht als Harndrang empfindet.

    Ursachen sind Erkrankungen oder Verletzungen des Rückenmarks.

    Diese können durch Bandscheibenvorfälle, Querschnittlähmungen, aber auch Krankheiten bzw. Behinderungen wie Multiple Sklerose oder Spina bifida verursacht werden.

    Ausführliche Informationen über Ursachen, Diagnostik und Behandlung der Reflex-Inkontinenz

    findet ihr hier : http://www.inkontinenz-selbsth…ml/reflexinkontinenz.html


    Extraurethrale Inkontinenz:


    Unwillkürlicher Harnabgang aus pathologischen Gängen, sogenannten Urinfisteln.

    Diese können angeboren sein oder später erworben werden.

    Sie treten meist in Folge von Operationen oder sehr schweren Geburten auf.

    Ausführliche Informationen über Ursachen, Diagnostik und Behandlung der extraurethralen Inkontinenz findet ihr hier : http://www.inkontinenz-selbsth…rethrale_inkontinenz.html


    Aus den dargestellten Inkontinenzformen lässt sich ersehen, dass Inkontinenz eben nicht einfach Inkontinenz ist.

    Deshalb ist eine gründliche Anamnese und Diagnostik so wichtig.

    Nur so kann eine individuelle und erfolgsversprechende Behandlung bzw. Therapie eingeleitet werden.


    Erster Ansprechpartner für alle Inkontinenzformen ist der Urologe.

    Eine begleitende Behandlung durch andere Fachrichtungen wie z.B. Gynäkologe, Neurologe, Internist oder Geriater ist sinnvoll.

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    Fragen0052.mp3


    Mit dieser Information informieren wir über den weiteren Verlauf nach der Operation. Wegen Ihrer Erkrankung ist eine Harnblasenentfernung geplant (Zystektomie).


    operation-1.jpgBei der Operation werden beim Mann die Harnblase, die Prostata und Samenblasen entfernt. Bei Frauen werden in der Regel neben der Blasenentfernung die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke sowie der an den Muttermund angrenzende vordere Teil der Scheide entfernt. Die möglichen Risiken, Komplikationen und Alternativen zum geplanten Eingriff werden in einem persönlichen Gespräch erklärt. Damit der weitere Ablauf des Urins gewährleistet ist, wird die Harnableitung über eine neu konstruierte Harnblase aus eigenen Darmanteilen (Neoblase) angestrebt.


    Ablauf des stationären Aufenthaltes:

    Nach der Operation verbringen Sie die erste Nacht auf der Wachstation und kommen am Folgetag in Ihr Zimmer zurück. In der Regel können Sie nach gut drei Wochen das Krankenhaus wieder verlassen. Während des stationären Aufenthaltes findet ein Gespräch über eine evtl. Kur (Anschlussheilbehandlung) statt.

    Drainagen:

    Während der Operation werden Drainagen eingelegt, damit eine Ergussbildung reduziert wird. Ihr Stationsarzt entscheidet, wann die Drainagen entfernt werden. In der Regel werden sämtliche Drainagen innerhalb von 4 Tagen nach der Operation entfernt.


    Harnröhrenkatheter:

    Es werden 2 Katheter in die Neoblase eingelegt. Einer verläuft durch die Harnröhre und der andere durch die Bauchdecke. In der Regel werden sie nach erfolgreicher Dichtigkeitsprüfung am 21. Tag nacheinander entfernt. Sie erhalten vom Pflegepersonal ein Protokoll, auf dem Sie dann Ihr Miktionsverhalten (Häufigkeit des Wasserlassens undUrinmenge) notieren.


    Hautnaht bzw. Klammern:

    Meistens wird die Haut mit einem Faden genäht, der sich selbst auflöst. Sollte eine Klammerung erfolgen, werden die Wundklammern in der Regel am 10. postoperativen Tag entfernt.


    Wundversorgung:

    Der Verband wird in der Regel alle 2 Tage gewechselt.


    Essen nach der Operation:

    In der Regel erhalten Sie am 2. Tag nach der Operation etwas zu trinken. Vertragen Sie dies gut, werden Tag für Tag Ihre Mahlzeiten größer . Man nennt dies Kostaufbau.


    Duschen:

    Sie dürfen ab dem 4. Tag nach der Operation bzw. wenn die Drainagen entfernt sind duschen (Absprache mit dem Pflegepersonal). Ausgiebiges Duschen sollte vermieden

    werden und nach dem Duschen wird Ihr Verband durch das Pflegepersonal gewechselt.


    Was dürfen Sie bzw. worauf sollten Sie nach Ihrer Entlassung achten?

    Achten Sie auf regelmäßigen weichen Stuhlgang.

    Sie dürfen spazieren gehen.

    Für 8 Monate sollten Sie nicht schwerer als 5 kg heben.

    Achten Sie darauf, dass Cystofix und Harnröhrenkatheter nicht abgeknickt oderverdreht sind.

    Sollten Sie feststellen, dass die Urinausscheidung abnimmt, konsultieren Sie IhrenUrologen.

    Was dürfen Sie nicht?

    Übermäßige körperliche Anstrengungen sollten Sie 4 bis 6 Monate vermeiden.

    Beim Stuhlgang nicht pressen.

    Übungen zum Schließmuskeltraining sollten nicht durchgeführt werden bis der Harnröhrenkatheter entfernt wird.


    Wann sollten Sie einen Arzt informieren bzw. aufsuchen?

    Wenn Sie Fieber, Schmerzen oder Schwellungen im Wundbereich feststellen.

    Wenn die Naht, mit der der Cystofix an der Haut befestigt ist, sich zu lösen droht oder der Cystofix „locker“ wird.

    Wenn der Cystofix oder der Harnröhrenkatheter herausgefallen ist.

    Wenn vermehrt Urin oder Blut neben dem Cystofix bzw . Harnröhrenkatheter herausläuft.

    Wenn der Urin andauernd trüb ist und stechend riecht.


    vegetables.jpgErnährung nach der Operation:

    Trinken Sie normal, d. h. ca. 2 bis 3 Liter Flüssigkeit pro Tag. Eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung zur Stuhlgangsregulation ist sinnvoll. Eine spezielle Diät müssen Sie in der Regel nicht einhalten.


    Thrombose:

    Zur Vermeidung von Thrombosen erhalten Sie während des stationären Aufenthaltes täglich eine Spritze und müssen Antithrombosestrümpfe tragen. Diese Spritzen müssen zu Hause weiter durchgeführt werden, genaue Informationen finden Sie im Entlassbrief.


    Bitte kontaktieren Sie Ihren niedergelassenen Urologen oder Hausarzt. Sollte dieser nicht erreichbar sein, können Sie selbstverständlich in jede erreichbare Urologische Klinik kommen. Nach der Operation kann es Wochen dauern, bis Sie sich mit der neuen Situation vollständig vertraut gemacht haben.



    Umgang mit der neuen Blase

    Nach Entfernung des Blasenkatheters können Sie beginnen, über die Harnröhre Wasser zu lassen. Dies tun Sie während des stationären Aufenthaltes unter Anleitung.


    Wie wird die Neoblase entleert?

    Am besten entleeren Sie die Neoblase im Sitzen. In dieser Position können Sie den Beckenboden mit dem Schließmuskel am besten entspannen. Die Neoblase zieht sich nicht durch eigene Muskelkraft zusammen wie Ihre ursprüngliche Harnblase. Sie wird vielmehr durch Pressen mit dem Bauch (Erhöhung des Druckes im Bauchinnenraum) gewissermaßen leergepresst.Entsprechend müssen Sie beim Wasserlassen mit dem Bauch leicht pressen oder zusätzlich mit der Hand auf den Unterbauch drücken und gleichzeitig den Beckenboden entspannen. Dievollständige Entleerung der Neoblase dauert länger

    als bei Ihrer ursprünglichen Harnblase. Sie sollten versuchen, die Neoblase möglichst vollständig zu entleeren. Zurückbleibender Urin begünstigt die Entstehung von Entzündungen und kann auf die Dauer zu einer Überdehnung führen.


    Urin_1.jpgDie Neoblase muss nach der Uhr entleert werden!

    Sie verspüren keinen Harndrang und merken nicht, wenn die Neoblase voll ist. Einige Patienten entwickeln allerdings mit der Zeit ein dumpfes Füllungsgefühl. Um eine Überdehnung und unwillkürlichen Urinverlust zu vermeiden, ist aber die Blasenentleerung nach der Uhr wichtig. In den ersten 3 Monaten nach der Operation muss die Neoblase alle 3 - 4 Stunden entleert werden. Dies muss auch nachts geschehen und Sie müssen sich anfangs alle 4 Stunden den Wecker stellen.

    Nach etwa 3 Monaten ist die Neoblase so erweitert, dass Sie die Abstände zwischen den Entleerungen auf 4 - 6 Stunden ausdehnen können. Sie sollten sich jedoch auch auf Dauer noch einmal nachts den Wecker stellen, um den Urin zu entleeren.


    Schwierigkeiten beim Wasserlassen

    Wenn Sie nur unter Schwierigkeiten oder überhaupt nicht mehr Wasserlassen können, müssen Sie sich an Ihren Urologen wenden. Ihr Urologe wird mittels Ultraschall untersuchen, ob Resturin in der Neoblase zurückbleibt. Es kann sich sonst eine gefährliche Überdehnung der Neoblase oder Entzündungen ausbilden. Manchmal ist beispielsweise eine narbige Verengung am Übergang zwischen Neolase und Harnröhre Grund der Schwierigkeiten. Dies ist genau die Stelle, an der die Neoblase an die Harnröhre angenäht wurde. In diesem Fall ist eine Schlitzung der Enge durch die Harnröhre möglich. Weitere Ursachen für Schwierigkeiten beim Wasserlassen können Schleimbildung, Blasensteine oder Wucherungen in der Harnröhre sein.

    Treten diese Beschwerden plötzlich und mit stärkerer Ausprägung auf, sollten Sie notfallmäßig einen Arzt – nach Möglichkeit einen Urologen - aufsuchen.


    Unwillkürlicher Urinverlust:

    Vor allem in den ersten Wochen nach der Operation kommt es zu unkontrollierten Urinverlusten. Der Grund hierfür ist, dass der Beckenbodenmuskel nun alleine den Neoblasenverschluss übernehmen muss. Der Schließmuskel im Beckenboden muss diese Aufgabe gewissermaßen neu erlernen und seine Muskelkraft muss trainiert werden. Sie können mit dem Schließmuskeltraining nach der Entfernung des Harnröhrenkatheters beginnen. Hierzu werden Sie auf der Station mit Hilfe der Physiotherapie und Informationsbroschüren zum Beckenbodentraining angeleitet. Bei einigen Patienten dauert es Wochen, manchmal auch einige Monate, bis sie den Urin wieder zur vollen Zufriedenheit halten können. Häufig zeigt sich jedoch bereits in den ersten Wochen eine durchgreifende Besserung. Durch anfängliche Probleme sollten Sie sich nicht entmutigen lassen.


    In der Übergangszeit sind einfache Vorlagen hilfreich. Nach einem Jahr sind über90 % aller Patienten tagsüber vollständig "trocken" und brauchen keine Vorlagen mehr. Nachts sollten Sie sich allerdings auf Dauer mindestens einmal den Wecker stellen und auf die Toilette gehen, um Urinverluste im Schlaf und eine Überdehnung der neuen Blase zu verhindern. Im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung oder Krankengymnastik werden Ihnen gezielt Übungen zum Training der Kontinenz gezeigt.


    Schleimbildung

    Der Darm, aus dem die Neoblase gebildet ist, behält seine natürliche Eigenschaft, Schleim zu produzieren, bei. Es ist also ganz normal, dass der Urin aus der Neoblase Schleimflöckchen enthält oder trübe ist. Auch nach dem Wasserlassen können einmal Schleimflöckchen aus der Harnröhre nachtropfen. Wird zuviel Schleim produziert, kann der Blasenabfluss in der Harnröhre verstopfen. Vor allem kurz nach der Operation besteht häufig eine erhöhte Schleimproduktion.


    Auch bei Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel kann die Schleimproduktion vorübergehend zunehmen. Sollten Sie plötzlich kein Wasser lassen können, so kann dies durch eine Verstopfung

    mit Schleim verursacht sein. Suchen Sie bitte in diesem Fall umgehend einen Arzt auf.


    Flüssigkeitszufuhr

    Die Neoblase sondert über ihre Darmwand Flüssigkeit in den Urin ab. Die tägliche Urinmenge ist dementsprechend bei einer Neoblase erhöht. Dieser Umstand kann leicht zur Austrocknung führen, wenn bei vermindertem Durstgefühl vor allem im Alter vergessen wird, die verlorene Flüssigkeit durch Trinken zu ersetzen. Erwachsene mit einer Neoblase sollten jeden Tag 2 - 3 Liter Flüssigkeit aufnehmen. Dies kann in Form von beliebigen Getränken oder Suppen geschehen. Auf keinen Fall sollten Sie abends dursten, um Urinverlust im Schlaf zu vermeiden. Dies ist nicht erfolgreich und führt zu gefährlichen

    Flüssigkeitsverlusten. Sie sollten abends normal trinken und vor dem Zubettgehen lediglich auf harntreibende Substanzen (Tee, Alkohol, Kaffee ...) verzichten.


    Blutübersäuerung

    Bei einem Teil der Patienten mit Neoblase kann es zu einer Übersäuerung des Blutes oder zu Veränderungen der Blutsalze (Elektrolyte) kommen. Der Grund hierfür ist, dass der Darm von der Niere ausgeschiedene Säuren wieder aus dem Urin zurückgewinnt und an das Blut abgibt. Bei geringer Ausprägung kann dies vom Körper gut ausgeglichen werden. Sie erhalten zusätzlich von Ihrem Urologen vorsorglich Medikamente, die einer Übersäuerung vorbeugen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen daher regelmäßig die Blutsäuerung und die Blutsalze bei Ihrem Arzt kontrolliert und die Medikamentendosis gegebenenfalls verändert werden.

    Anfängliche Symptome, die durch eine Übersäuerung entstehen können, sind Abgeschlagenheit und Müdigkeit.


    anatomy-160524_640.pngDurchfall:

    Bei einem kleinen Teil der Patienten kommt es nach der Operation zu vorübergehendem Durchfall. Der Grund hierfür sind körpereigene Gallensäuren, die jetzt in den Dickdarm gelangen können und

    diesen reizen. Die Ursache ist, dass zur Schaffung der Neoblase Anteile desjenigen Darmstückes verwendet werden mussten, die normalerweise die Gallensäuren aus dem Darm entfernen. Fast immer ist der Durchfall mit einfachen Mitteln zu beheben. Dazu gehören Medikamente, welche die Gallensäuren binden oder die Darmtätigkeit beruhigen. Günstig sind dann "stopfende" Nahrungsmittel wie Reis, Brot, Schokolade, Bananen schwarzer Tee usw..


    Vitaminmangel durch Darmausschaltung

    Durch die Operation kann es selten zu einer Aufnahmestörung für Vitamin B12 kommen. Grund hierfür ist, dass zur Schaffung der Neoblase Anteile desjenigen Darmstückes verwendet wurde, die für die Aufnahme dieses Vitamins aus der Nahrung zuständig sind. Die körpereigenen Reserven an diesem Vitamin reichen in der Regel für etwa 3 Jahre. Üblicherweise reicht es aus, wenn Ihr Arzt 1 bis 2 Jahre nach der Operation den Vitamin-B12-Spiegel im Blut bestimmt. Wenn dann in seltenen Fällen ein Mangel festgestellt wird, so kann man von einer Aufnahmestörung ausgehen und das Vitamin kann in Form von Spritzen

    ersetzt werden. Die Ernährung muss wegen der Neoblase nicht umgestellt werden. Im Prinzip dürfen Sie essen, was Ihnen schmeckt. Günstig ist aber eine fettarme Ernährung mit viel Gemüse und Vitaminen.


    Habe ich Einschränkungen im täglichen Leben?

    Die Neoblase bringt auch nach der Eingewöhnungszeit Änderungen in Ihrem täglichen Leben mit sich. Wichtig sind eine regelmäßige Entleerung, ärztliche Nachkontrollen und gegebenenfalls die Vorbeugung einer Schleimverstopfung. Wie bisher sind Schwimmbad- und Saunabesuche möglich.


    Welchen Einfluß hat die Operation auf mein Geschlechtsleben?

    In der Regel erfolgt die Anlage einer Neoblase, weil die radikale Operation eines bösartigenHarnblasentumors notwendig wird. Die Entfernung der ursprünglichen Harnblase und der Prostatabewirkt, dass beim Mann der Samenerguss und die Zeugungsfähigkeit verloren gehen. Es ist wahrscheinlich, dass die für die Potenz verantwortlichen Nerven entfernt werden müssen. Bei Männern bleibt das Gefühlsempfinden im Penis meist erhalten. Je nach Ausdehnung und Lokalisation des Tumors ist es möglich, eine potenz- bzw. sexualitätserhaltende Operationsmethode anzuwenden. Bei der Frau kann es durch die teilweise Entfernung der Scheide zu Schwierigkeiten bis hin zur Unmöglichkeit des Geschlechtsverkehrs kommen.


    Verengung am Übergang zwischen Harnleiter und Darmblase

    Es kann mit der Zeit zu einer Verengung an der Einpflanzungsstelle eines der Harnleiter in die Neoblase kommen. Dies kann dann zu einer Abflussbehinderung und Schädigung der Niere führen - ohne dass dies Schmerzen bereiten muss, da sich die Nierenstauung langsam entwickelt. Es muss dann überprüft werden, ob eine Behandlung notwendig ist. Diese bestünde beispielsweise in einer Schlitzung der Engstelle von innen oder einer Operation mit Neueinpflanzung des Harnleiters in die Neoblase. Da her sind regelmäßige Untersuchungen der Nieren mit Ultraschall bei Ihrem Urologen unbedingt empfohlen.


    Ärztliche Nachkontrollen

    Wichtig ist, dass Sie nach der Operation regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Urologen durchführen lassen. Er wird den Urin, die Nieren, die Blutsalze und Blutsäuerung prüfen sowie die Tumornachsorge durchführen. Die Kontrollen müssen zunächst in kürzeren und können später in längeren Abständen durchgeführt werden.

    Tumornachsorge

    War der Grund für die Operation ein bösartiger Harnblasentumor, wird Ihr Urologe regelmäßig die oberen Harnwege (Niere, Harnleiter) als auch die neue Blase untersuchen. Eventuell ist auch ein

    Kontrastmittelröntgen der Nieren erforderlich. Außerdem werden in regelmäßigen Zeitabständen eine Computertomografie (CT) und Röntgenbilder des Brustkorbes (Röntgen Thorax)durchgeführt.


    Am letzten Tag Ihres stationären Aufenthaltes verlässt man die Station mit einem Entlassbrief. Er enthält alle wichtigen Informationen für Ihren Urologen und/oder Hausarzt, bei denen Sie sich

    kurzfristig zur Kontrolle vorstellen und den Entlassbrief abgeben sollten, da der Arztbrief auch eine Empfehlung für die weitere Diagnostik bzw. Therapie enthält. Es ist möglich, dass Sie bei

    Entlassung einen vorläufigen Arztbrief erhalten, in dem einige Angaben noch fehlen (z. B. das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung). Sobald alle Angaben vorliegen, bekommen Ihr

    Urologe und/oder Hausarzt einen endgültigen Brief zugesendet.

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    Fragen0001.mp3




    Seit einigen Jahren gibt es für die Patienten, bei denen die Instillationstherapie mit z.B. Mitomycin oder BCG erfolglos war oder
    sich eine Unverträglichkeit zeigte eine Alternativ- Therapiemöglichkeit mit Immunocyanin.



    Leider ist dieses Medikament in Deutschland noch nicht zugelassen und deshalb auch nicht in der Roten Liste (Medikamentenliste Deutschlands)
    aufgeführt, obwohl die Therapie bei entsprechender Indikation in Einzelfällen durchaus verschreibungsfähig ist und bei einer
    entsprechenden Begründung des Urologen auch von den Krankenkassen
    übernommen wird (Wirtschaftlichkeitsgebot gem.§§ 12 Abs. 1,70 Abs. 1 SGB V).
    Insbesondere muss der Einsatz zweckmäßig und notwendig sein. Das liegt insbesondere dann vor, wenn andere Instillationstherapien
    erfolglos waren oder wegen Unverträglichkeit abgebrochen werden mussten und immer wieder Op’s wegen der Rezidivneubildungen erforderlich sind,
    bzw. die Gefahr besteht, dass ein Rezidivtumor in ein ungünstigeres Stadium eintritt.


    Die Therapie mit Immunocyanin (Produktname: Immucothel®), dauert insgesamt ein Jahr, ähnlich der Therapie mit BCG, hat aber weitaus
    weniger Nebenwirkungen. Das aus einer Schnecke gewonnene Immunocyanin reicht in etwa aus, um einen Patienten mit Harnblasenkarzinom ein Jahr zu behandeln.
    Die Schnecken werden dabei nicht getötet und kehren nach Entnahme des Serums lebend und unbeschadet ins Meer zurück.


    Schnecke.jpg


    Eine Große Kalifornische Schlüssellochschnecke (rechts), aus der das KLH gewonnen wird (links im Bild: eine Seegurke)



    Hier ein PDF zum Download (Therapievergleiche BCG, Mitomyzin, IMMUCOTHEL)



    Hier ein Vorschlag eines Begründungsschreibens für den behandelnden Urologen gegenüber der Krankenkasse:


    Begründung für den Nutzen von Immucothel® beim oberflächlichen Harnblasenkarzinom.


    Immucothel® enthält als wirksamen Bestandteil Immunocyanin, eine stabile Modifikation des Blutfarbstoffes Keyhole-Limpet Hemocyanin (KLH) der Meeresschnecke Megatura Crenulata.


    Präklinische Untersuchungen:
    Immucothel® führte in tierexperimentellen und präklinischen Untersuchungen nach Instillation in die Harnblase zu einer Aktivierung von Makrophagen und T-Lymphozyten sowie der humoralen Immunreaktion. In der obersten Schicht des Blasenepitels kommt es zu einem signifikanten Anstieg von T-Helferzellen, einem Anstieg des CD4/CD( Quotienten, einer vermehrten Ausschüttung von Interferon-α und anderen Zytokinen Die Zytokine Interleukin-1α und β werden nach Immucothel®-Instillation vermehrt im Urin ausgeschieden, was eine starke
    Makrophagenaktivierung anzeigt. (Kuppel 1984, Munder 1986, Recker etal.1989, Linn et al. 1997, Jurincic et al 1989. Jurincic-Winkler et al.
    1995). Das Glycoprotein KLH enthält Gal (β1-3) - Gal NAC-haltige Oligosaccharide. Diese Struktur entspricht dem
    Thomsen-Friedenreich-Antigen, das auf Blasenkarzinomzellen, nicht aber auf normalem Blasenepitel, vermehrt frei exprimiert. (Wirguin et al. 1995).
    So entsteht durch die Immunisierung der T-Lymphozyten mit KLH eine spezifische Immunantwort gegen Blasenkarzinomzellen.


    Klinische Untersuchungen:
    Oberflächliche Blasentumoren (pTa, pT1, G1-G2) haben nach transuretraler Resektion (TUR) eine hohe
    Rezidivrate von bis über 70%. Zur Reduktion der Rezidivrate werden Instillationen von Adriamycin oder Mitomycin C, Thiotepa oder BCG über
    einen Zeitraum von einem Jahr postoperativ durchgeführt.


    Die Intravesikale Chemotherapie wurde in insgesamt 17 Studien an 2.331 Patienten untersucht. Dabei ergab sich ein Vorteil für Adriamycin (16-83% Rezidive
    in 12-65 Monaten) Ethoglucid (30-61% Rezidive in 17-29 Monaten) Mytomycin C (7-81% Rezidive in 6-60 Monaten) und Thiotepa (24-65%
    Rezidive in 24-60 Monaten).


    Alle adjuvanten Therapien waren aber besser als die TUR allein (Lamm et al. 1992, Rübben et al. 1997, Rübben et al. 1990, Otero-Mauricio et al.
    1992).


    Nebenwirkungen der intravesikalen Chemotherapie sind schwere Chemozystitis bei 20-38% der Patienten (Rübben et al. 1990, Otero-Mauricio et al. 1992).


    Eine Verbesserung der Rezidivprophylaxe stellt dem gegenüber die Instillationsbehandlung mit BCG dar. Es kam zu einer Reduktion der Rezidive um 20-30 % gegenüber TUR
    und um 19-41% gegenüber Chemotherapie nach TUR. Nach BCG beträgt die Rezidivhäufigkeit 11-75% bei 6-67 Monaten nach Beobachtung (Rübben et
    al. 1997). Nebenwirkungen dieser Therapie sind in bis zu 91% Zystitis, häufig hochgradig, in 40% Fieber, 3% BCG Sepsis mit insgesamt bisher 8
    Todesfällen nach BCG-Instillation (Orihuela et al.1987, Izes et al. 1993, Lammetal. 1992).


    Instillationsbehandlung mit Immucothel®:
    Bereits 1974 (Olsson et al. 1974) wurde eine Wirksamkeit von subcutan verabreichten KLH auf Blasentumoren beschrieben.


    Die bisher durchgeführten prospektiv randomisierten Studien mit Immucothel® zeigen eine statistisch signifikante Überlegenheit gegenüber
    Mytomycin C (Jurincic et al. 1988), eine gleich gute Wirkung wie Ethoglucid (Flamm et al. 1990, Flamm et al. 1991, Flamm et al. 1994). Die Wirkung von Immucothel®
    ist vergleichbar mit der von BCG (Kälble et al. 1991).


    Die Nebenwirkungen von Immucothel® an 572 dokumentierten Patienten sind Grad I Fieber bei 3%, Zystitis bei 6% sowie vereinzelt (< 1%) Druckgefühl, Schmerzen,
    Harndrang sowie erhöhte -γGT und GPT.


    Zusammenfassung:
    Die Instillationsprophylaxe des oberflächlichen Hamblasenkarzinoms ist heute eine anerkannte adjuvante Methode mit dem Ziel der Verhinderung
    von Rezidiven nach TUR.
    In Anbetracht der etwa gleichen Wirkung sollte die Nebenwirkungsrate für den Ausschlag für den Einsatz von Immucothel® geben. Gerade die unter
    Chemotherapie und BCG regelmäßig auftretende, schwere Zystitis ist für die Patienten im höchsten Maße belastend, zumal die Behandlung insgesamt
    ein Jahr dauert. Außerdem sollte man bedenken, dass Zytostatika, die in die Blase instilliert werden, unverstoffwechselt in die Umgebung
    abgegeben werden.


    Immerhin sind Zytostatika mutagene und damit krebserregende Substanzen.BCG ist ein Lebend-Impfstoff, der potentiell infektiös ist. Immucothel®
    hat diese unerwünschten Eigenschaften nicht und sollte deshalb den Vorrang vor anderen Stoffen haben. In Holland ist Immucothel® seit 1998
    für die Indikation von oberflächlichen Blasenkarzinomen zugelassen, in Österreich seit 2002.



    Freundlichst zur Verfügung gestellt von:
    Prof. Dr. med. K. Schumacher
    Chefarzt a.D.
    Facharzt für Innere Medizin,
    Hämatologie und internistische Onkologie
    70839 Gerlingen
    Unterer Schloßberg 13
    Telefon: 07156-2 86 86
    Telefax: 07156-4 81 60



    Hinweis:
    Der Bezug des Medikamentes kann über jede Deutsche Apotheke legal (§73
    Abs.3 AMG) aus den Niederlanden und Österreich erfolgen, wo das
    Medikament seit einigen Jahren zugelassen ist.


    Copyright Hinweis Bild: Von Ed Bierman - originally posted to Flickr as Keyhole limpet and warty sea cucumber, CC BY 2.0, File:Megathura crenulata.jpg - Wikimedia Commons



    Wirkstoffe aus dem Meer: eine interessante Quelle neuer pharmazeutischer Wirkstoffe



    Der Fortschritt ist eine Schnecke
    Das Glykoprotein Keyhole limpet hemocyanin (KLH) wird aus der Hämolymphe der kalifornischen Meeresschnecke Megathura crenulata gewonnen. Dieser Wirkstoff hat ein hohes therapeutisches Potential. Zum einen senkt er die Rezidivrate (Rückfallrate) beim Harnblasenkarzinom und ist in Ländern wie Holland, Österreich, Argentinien, Südkorea auf dem Markt. Zum anderen dient dieses hochmolekulare Glykoprotein als Trägermolekül für verschiedene Antigene in neuen Impfstoff-Generationen.
    Der erste Erfolg eines solchen Impfstoffs wurde in einer Phase III Studie der Firma Biovest International, Inc. (Worcester, MA, eine Tochtergesellschaft der Accentia Biopharmaceuticals, Inc.) bei Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom gezeigt: Die mit dem KLH-haltigen Impfstoff behandelte Gruppe überlebte signifikant länger.
    Das Protein wird durch die (nicht tödliche) Punktion der Meeresschnecken in Kalifornien gewonnen, vorgereinigt und anschließend bei der biosyn Arzneimittel GmbH in Fellbach hochgereinigt. Inzwischen konnte die Gensequenz aufgeklärt und zum Patent angemeldet werden. Damit ist in Zukunft auch die gentechnische Herstellung des rekombinanten Proteins denkbar.


    Ökologisch, innovativ: das blaue Serum der Schnecke
    Bis zu 15 Jahre alt sind die Meeresschnecken – Megathura crenulata – wenn sie von Spezialtauchern vor der kalifornischen Küste aus dem immer kühlen Meer getaucht werden. Um diese Schnecken sammeln und ihr Serum durch Punktion gewinnen zu dürfen, ist die Genehmigung der kalifornischen Fischereibehörde Voraussetzung.
    Die etwa 500 Schlüssellochschnecken pro Produktionsgang sind 2 Wochen zu Gast bei der biosyn-Corporation in Carlsbad in Kalifornien. Dort leben sie in Spezialbecken (eigens entwickelte Aquarien-Anlage) zur Reinigung auf Diät, dann wird ihnen nach Kältenarkose über den geeisten Fuß, mit dem sie sich am Untergrund festsaugen und fortbewegen, Serum entnommen. Die fehlende Flüssigkeitsmenge wird wieder aufgefüllt, womit, ist ein Firmengeheimnis. Nach 2 Wochen kehren die Schnecken unbeschadet zurück ins Meer.
    Das aus einer Schnecke gewonnene Immunocyanin reicht in etwa aus, um einen Patienten mit Harnblasenkarzinom ein Jahr zu behandeln.
    Die blaue Farbe stammt von Cu-Atomen, die am aktiven Zentrum des Hämocyanins den Sauerstoff binden. Hämocyanin ist in der Meeresschnecke für den Sauerstofftransport in die Gewebe zuständig.

    Rezidivprophylaxe bei oberflächlichen Blasenkarzinomen

    In der Bundesrepublik Deutschland erkranken ca. 28.750 Menschen pro Jahr. Es tritt bei Männern häufiger auf. (Männer: Frauen= 2,5: 1) bei einer Risikozunahme mit dem Alter (7. Lebensdekade). Das Harnblasenkarzinom steht auf dem 4. Platz bei den Tumorlokalisationen des Mannes (nach Prostata, Lunge, kolorektalen Karzinomen).
    (Quelle: 'Krebs in Deutschland 2003 - 2004: Häufigkeiten und Trends' Arbeitsgemeinschaft bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland / RKI, 6. Aufl., Berlin 2008)
    Blasenkarzinome werden bei Routineuntersuchungen oder durch Blut im Harn des Patienten entdeckt und treten zu 95% als oberflächliche Urothelkarzinome auf. Der Standard der ersten therapeutischen Maßnahme besteht in der transurethralen Resektion (TURB) der oft papillomartig wachsenden malignen Tumore der Harnblase. 75-85% der Blasenkarzinome zeigen die postoperative Stadien pTa, pT1 oder CIS.
    Urothelkarzinome der Harnblase neigen häufig dazu, Rezidive zu bilden mit Verschlechterung im Stadium und im Grading. 70% der T1 Tumore der Harnblase rezidivieren innerhalb von drei Jahren nach TURB. Dem versucht man therapeutisch durch die intravesikale Instillation zytostatisch oder immunologisch wirksamer Substanzen entgegenzuwirken.


    Deutliche Verlängerung der rezidivfreien Zeit
    Die häufigste Variante des KLH besteht aus 20 Untereinheiten, bildet zwei verbundene Ringe (Didekamer) und hat ein Molekulargewicht von ca. 8 Mio. Dalton.
    Die dissoziierten Untereinheiten von KLH bilden das Immunocyanin mit einem Molekulargewicht von ca. 400 KiloDalton. Appliziert man Immunocyanin dem Patienten, so kommt es zu einer Konfrontation des Körpers mit Hunderten xenogenen Epitopen dieses Moleküls und dadurch zur Aktivierung des Immunsystems. Durch die Proteinstrukturen des Immunocyanins werden die T-Helfer-Zellen, die zytotoxischen T-Suppressor-Zellen, IFN-α, IFN-γ, IL-1a, IL-2 vermehrt aktiviert bzw. synthetisiert, Makrophagen und NK-Zellen werden stimuliert. Bei Patienten mit oberflächlichen Harnblasen-Karzinomen wird die rezidivfreie Zeit durch KLH deutlich (≥ 100%) verlängert.

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    Abbildung: Effektivität in Relation zur Nebenwirkungsrate von Arzneimittel zur Verhinderung von Rezidiven eines oberflächlichen Blasenkarzinoms

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    Es wird eine Behandlung im Rahmen von klinischen Studien angestrebt, damit jedem Patienten bei uns umgehend neue wissenschaftliche Erkenntnisse zugute kommen können. Innovative chirurgische Verfahren bis hin zur Organtransplantation werden in die komplexen Therapiepläne eingegliedert. Für eine schnelle Erholung der Patienten wenden wir schonende Operationstechniken (z.B. minimal-invasive Chirurgie) an.

    Das Spektrum umfasst schwerpunktmäßig Erkrankungen der Haut, der Muskulatur, des Skelettsystems, der Niere, der Lunge, der Augen, des Bindegewebes, des Knochenmarks oder der Gefäße, chronische Immundefekte aber auch Multiorgansyndrome. Das Konzept des Zentrums beinhaltet eine rege Wechselwirkung und enge Verknüpfung der klinischen Versorgung mit der wissenschaftlichen Forschung. Hohe ärztliche und pflegerische Kompetenz, innovative Spezialdiagnostik, modernste Behandlungsmethoden und fachübergreifende Zusammenarbeit werden mit international kompetitiver Forschung und mit klinischen Studien verbunden


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    Die Schwerpunkte der Klinik für Gastroenterologie, Onkologie und Endokrinologie liegen in der interventionellen Endoskopie, im endoskopischen und kontrastmittelverstärkten Ultraschall, der Diagnose und Behandlung der häufigen funktionellen Störungen des Magen-Darm-Traktes sowie die Behandlung endokrinologischer Erkrankungen, vor allem des Diabetes mellitus.


    Herzstück der Abteilung ist die leistungsfähige interdisziplinäre Endoskopieabteilung, die gemeinsam mit der Klinik für Pneumologie betrieben wird. Es werden endoskopische Untersuchungen des gesamten Magen-Darm-Traktes einschließlich des Dünndarmes mittels Push-und-Pull-Enteroskopie sowie des Gallengangs und der Bauchspeicheldrüse durchgeführt. Weiterhin werden endoskopische Therapiemaßnahmen wie die Einlage von Prothesen in die Speiseröhre, den Zwölffingerdarm, den Dickdarm, Pankreas und Gallenwege, die Verödung von Tumoren mittels Argonbeamer sowie die endoskopische Abtragung von Polypen einschließlich der Mucosaresektion angeboten.


    Raumforderungen im Magen-Darm-Trakt können ultraschallgesteuert transabdominell oder endoskopisch punktiert werden. Funktionelle Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes umfassen Manometrie und pH-Metrie der Speiseröhre, Untersuchungen bei Entleerungsstörungen des Magens sowie des sauren und galligen Refluxes. Durch Atemtests zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder bakteriellen Überwucherungen können vielfach belastende Untersuchungen vermieden werden.


    Onkologische Fragestellungen werden in gemeinsamen interdisziplinären Konferenzen mit der Klinik für Allgemeine Chirurgie/Viszeralchirurgie, dem Zentrum für diagnostische und interventionelle Radiologie, der Klinik für Onkologie und der Klinik für Nuklearmedizin besprochen. Endokrinologische Fragestellungen umfassen die Behandlung funktioneller Syndrome bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren sowie die Schilddrüsendiagnostik gemeinsam mit der Klinik für Nuklearmedizin und die Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus.


    Die gastroenterologischen und endokrinologischen Erkrankungen sind vielfältig und gehen mit individuellen Einschränkungen des Wohlbefindens einher. Daher sind die Fachkompetenz und das Leistungsspektrum unserer Abteilung die Leitschienen bei Diagnose und Therapie erkrankter Menschen. Die persönliche Betreuung unserer Patienten in Zusammenarbeit mit Hausärzten und zuweisenden Fachärzten steht bei uns jederzeit im Mittelpunkt.

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    Sie werden als »funktionelle« neuroendokrine Tumoren bezeichnet und von den »nicht-funktionellen« Tumoren abgegrenzt, die gleichwohl auch
    Hormone produzieren können, aber nicht in einem Ausmaß, welches zu Symptomen führt. NETs können überall im Körper
    vorkommen, werden aber vor allem im Magen-Darm-Trakt und in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gefunden
    (GEP-NETs, gastroenteropankreatische NETs).


    Neuroendokrine Tumoren wachsen oft langsam und verursachen über Jahre immer wieder Bauchschmerzen, Blähungen und
    Mißempfindungen, die »sich wieder geben« und deshalb oft lange Zeit nicht richtig gedeutet werden.

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    Ein großes Team an kompetenten und anerkannten Ärztinnen und Ärzten, professionellem Pflegefachpersonal und fachkompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Gesundheitsberufen steht dazu rund um die Uhr zur Verfügung. Die enge Kooperation mit den Schwerpunktkliniken der Kardiologie und der Nephrologie komplettiert die Behandlung.



    Wir freuen uns sehr, Sie umfassend über Krankenversorgung, Forschung und Lehre in unserer Klinik informieren zu dürfen.

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    Dabei richtet sich die Behandlung nach den aktuellen Empfehlungen und Leitlinien der Fachgesellschaften, insbesondere der ENETS (Europäische
    Neuroendocrine Tumor Society) und nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Deutschen Krebsgesellschaft, der
    Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Sektion Schilddrüse und Sektion Nebenniere) und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (CAEK).
    Darüber hinaus kommen bei der Diagnostik und Therapie von Patienten mit endokrinen und neuroendokrinen Tumoren auch die neusten innovativen
    Techniken zur Anwendung. Um einen optimalen Behandlungserfolg zu gewährleisten, steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit der
    verschiedenen Fachdisziplinen wie Endokrinologie, Endokrine Chirurgie, Nuklearmedizin, Gastroenterologie, Onkologie, Radiologie, Pathologie und
    Strahlentherapie im Vordergrund. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, werden die Therapiekonzepte und komplexen Krankheitsverläufe dieser
    Patienten seit dem Jahr 2005 in einem interdisziplinären Tumorboard wöchentlich besprochen, um fachübergreifend das nach dem derzeitigen
    Wissensstand für den jeweiligen Patienten optimale Behandlungskonzept zu erarbeiten.


    Das NET-Zentrum setzt sich aus den Kliniken und Instituten zusammen die als sogenannte Primärpartner direkt in die
    Behandlung von Patienten mit Endokrinen und Neuroendokrinen Tumoren involviert sind. Die Primärpartner begleiten und überprüfen die
    Organisation, das Erreichen der vordefinierten Ziele und die Aufgaben des NET Zentrums.
    Das IENET-Zentrum der Universitätsmedizin Mainz ist als eine von lediglich 4 weiteren deutschen Kliniken von der European
    Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) als Center of Excellence ausgezeichnet und zertifiziert worden

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    Was ist eine Seltene Erkrankung?
    Von einer Seltenen Erkrankung spricht man, wenn sie bei nicht mehr als einem Erkrankten pro 2.000 Personen auftritt. Allein in Deutschland geht man von etwa vier Millionen Betroffenen aus. Weltweit gibt es schätzungsweise bis zu 8.000 Seltene Erkrankungen. Dabei handelt es sich um sehr unterschiedliche Krankheitsbilder. Häufig sind Fehler im Erbgut die Ursache, die dann auch an Kinder weitergegeben werden können.


    Da Seltene Erkrankungen oft mehrere Organe gleichzeitig betreffen, brauchen die Betroffenen eine aufwändige Behandlung und Betreuung. Einige Erkrankungen führen schon im Kindes- und Jugendalter zum Tod. Das ist sowohl für die Patienten selbst als auch für deren Angehörige eine große Bürde. Das Problem sind in diesem Zusammenhang auch die Versorgungsstrukturen, da nicht an jedem Standort Experten zur Verfügung stehen. Meist wird die Diagnose spät gestellt, häufig erst im Verlauf vieler Jahre, im schlimmsten Fall gar nicht. Auch die interdisziplinären Therapieansätze können nur in wenigen Zentren geleistet werden.


    Weil es vergleichsweise wenige Patienten gibt – und entsprechend wenige Möglichkeiten, von bisherigen Erfahrungen zu profitieren – tauschen sich die behandelnden Ärzte intensiv untereinander aus. Über solche Strukturen gelingt es, den Patienten und ihren Bedürfnissen nach einer möglichst wohnortnahen Versorgung Rechnung zu tragen und gleichzeitig die Seltenen Erkrankungen intensiv zu erforschen, zuverlässig zu diagnostizieren und optimal zu behandeln. Die personellen und strukturellen Voraussetzungen für die Etablierung der dafür notwendigen Netzwerke bieten Universitätsklinika mit ihrer Trias aus Patientenversorgung, Forschung und Lehre.

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    Maximalversorgung bietet die chirurgische Universitätsklinik Würzburg ein breites Spektrum moderner Therapie-verfahren an.



    Das Zentrum für seltene Erkrankungen - Referenzzentrum Nordbayern (ZESE Nordbayern)
    Das ZESE Nordbayern stellt eine Kontaktstelle dar, um die mühevolle Suche nach einer geeigneten Anlaufstelle für Patienten mit seltenen Erkrankungen zu erleichtern.
    Die Schwerpunkte in der Behandlung seltener Erkrankungen im ZESE Nordbayern finden Sie in der Rubrik "Schwerpunktliste".
    Sollte bei Ihnen bzw. Ihrem Patienten die Erkrankung noch unklar sein oder Sie die Erkrankung nicht finden können, wenden Sie sich bitte an unser Sekretariat.


    Wer kann sich in unserem Zentrum vorstellen?
    Gerne können sich Betroffene, die an einer seltenen Erkrankung leiden oder bei denen eine solche vermutet wird bei uns vorstellen.

    Wenn die Diagnose bekannt ist, vermitteln wir Sie über unser Sekretariat gerne an das jeweilige Zentrum, in dem Ihre Erkrankung behandelt wird.


    Wenn die Erkrankung unklar ist, bzw. Sie diese nicht in unserer Liste der Behandlungsschwerpunkte finden können, möchten wir Sie bitten mit unserem Sekretariat Verbindung aufzunehmen.


    Wir benötigen in diesen Fällen:


    · Eine Überweisung von einem niedergelassenen Arzt
    · Eine ärztliche Epikrise
    · Einen vom Patienten ausgefüllten Fragebogen

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    Fragen0059.mp3


    Pouch Anlage | Die verschiedenen Techniken



    Erst 1972 gelang es dem schwedischen Chirurgen Nils G. Kock eine "künstliche" Ersatzblase zu schaffen. Die sogenannte Koch`sche Tasche. Dabei wurde aus einem Teil des Dünndarms eine "Tasche" geformt, die den Urin sicher sammeln konnte. Der Urin wurde über die Harnleiter direkt in die neu geschaffene Harnblase geleitet und dort gesammelt.


    Um die Nieren zu schützen, wurde die natürliche Verschlussfunktion der Harnleiter genutzt. So konnte kein Urin aus der Tasche in die Nieren zurücklaufen.


    Diese Tasche "sitzt" etwas unter dem Bauchnabel. Über eine Öffnung am Bauchnabel, wird der Urin mittels Einmalkatheter entleert. Der Betroffene ist somit kontinent und kann selbst bestimmen, wann er auf "Toilette" geht.


    Die Techniken wurden in den Jahren immer mehr verfeinert. Die häufigste Operationstechnik ist unter anderem der




    Der MAINZ-Pouch


    Eine der verbreitesten und sehr vorteilhaften Techniken ist der MAINZ-Pouch I.


    Der MAINZ-Pouch I besteht zu 1/3 aus Dickdarm und zu 2/3 aus Dünndarm. Das Urinvolumen kann so zwischen 300 - 600 ml betragen. Der MAINZ-Pouch I gehört zu den Niederdrucksystemen.


    Die so neu geschaffene Ersatzblase wird über ein Dünndarmstück oder dem Bilddarm (falls noch verhanden) mit dem Bauchnabel verbunden. Mittels eines Einmalkatheters kann der Urin über ein "Nabelstoma" entleert werden. Betroffene sind so in der Regel kontinent.


    Es gibt eine Vielzahl von modifizierten Techniken wie den sogenannten


    > MAINZ Pouch II
    > Indiana Pouch
    > Harnableitung nach Hautmann
    > Neoblase nach Studer


    Ihr Urologe wird die für Ihre Situation in Frage kommende Operationstrechnik ausführlich besprechen.


    Kontinente Harnableitung nach Mitrofanoff | Mitrofanoff Stoma
    Bereits 1980 beschrieb Mitrofanoff seine Technik der kontinenten Harnableitung durch ein Stoma.


    Dabei wird aus Teilen des Blinddarms (Appendix vermiformis) oder aus dem Dünndarm eine künstliche Harnblase gebildet. Diese kann über einen
    dünnen Kanal katheterisiert werden. Die "Stomakontinenz" wird über einen Klappenmechanismus gewährleitet (über den Bauchnabel).


    So kann der Betroffene seine neue künstliche Harnblase über das "Mitrofanoff Stoma" selbstständig mittels einem Einmalkatheter entleeren.


    Operationsvorbereitung | Vor der Behandlung


    Wichtiger Hinweis: Alle Angaben dienen zur groben Orientierung und sind nach dem aktuellen Wissensstand. Ihr behandelnder Arzt wird rechtzeitig vor der Operation mit Ihnen ein aufklärendes Gespräch zum geplanten Eingriff führen.


    Vor der Operation ist eine Reihe wichtiger Untersuchungen notwendig. Dabei wird, wie vor jeder Operation, die sichere Durchführung der Vollnarkose abgeklärt.


    Da der Pouch aus einem Teil des Darms gebildet wird, ist auch eine ausführliche Darmdiagnostik wichtig. Dabei wird Ihr Darm mittels einer Kontrastmitteluntersuchung oder Darmspiegelung beurteilt. Es wird festgestellt, ob Ihr Darm unversehrt und für eine Darmersatzblase geeignet ist.


    Auch die Untersuchung der Harnwege spielt eine zentrale Rolle. So wird bereits vor der Operation sichergestellt, dass keine weiteren Erkrankungen des Harntrakts den Erfolg der Operation gefährden.


    Ihr Arzt wird sich zudem Zeit nehmen und mit Ihnen ein ausführliches Gespräch zum geplanten Eingriff führen. Er wird Ihnen die Durchführung, die nächsten Schritte sowie eventuelle Risiken und vor allem die Chancen aufzeigen.


    Infektionen vorbeugen


    Um eine mögliche Infektion während und nach der Operation vorzubeugen, wird unmittelbar vor der Operation eine intensive und komplette Darmreinigung durchgeführt.


    Wie wird diese Darmreinigung durchgeführt?


    Der Darm wird von oben nach unten gereinigt. Hierzu wird Ihnen eine Trinklösung verabreicht. Die erforderlichen Mengen können von Patient zu Patient variieren. Durchschnittlich liegt die Menge der Trinklösung von 2 bis 4 Litern in einer Zeit von 3 bis 6 Stunden.


    Die salzhaltige Trinklösung reinigt so den Darm. Die Nahrungsaufnahme in fester Form wird mit Beginn der Darmreinigung ausgesetzt. Um den Flüssigkeitshaushalt im Körper nicht zu gefährden, sollte ausreichend Flüssigkeit (neben der Trinklösung) aufgenommen werden. Besonders geeignet sind stille Wasser (auch Leitungswasser) und Tees.


    Sollten Sie während der Darmreinigung Hunger verspüren, wird Ihnen eine klare Brühe gereicht.


    Die Operation | Während der Behandlung


    Die Operation bedeutet einen großen Eingriff und wird unter Vollnarkose durchgeführt.


    Direkt nach der Operation werden Sie intensivmedizinisch überwacht. Die intensivmedizinische Behandlung dient zu Ihrer Sicherheit und ist Standard nach einer derartigen Operation.


    Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie nach dem Aufwachen von einerVielzahl von Monitoren, Kabeln, Infusionspumpen, Drainagen und Kathetern umgeben sind.


    Wie wird meine neue Harnblase direkt nach der Operation versorgt?


    Ihre neue Harnblase muss direkt nach der Operation von Urin geschützt werden. So wird die Wundheilung nicht gefährdet.


    Aus dem Bauchnabel leitet ein Katheter alle ankommenden Flüssigkeiten ab. Über den sogenannten Pouchofix, der im rechten Unterbauch liegt, kann alternativ Flüssigkeit ablaufen bzw. als Zugang in die neue Harnblase gegebenenfalls Stubstanzen eingebracht werden.


    Sie werden auch zwei weitere dünne Katheter sehen. Dies sind die Harnleiterschienen. Die kleinen Schläuche werden über die Harnleiter direkt in die Nierenbecken gelegt. So kann der dort porduzierte Urin direkt aus dem Köper aus- und in einen Urinbeutel abgeleitet werden. Die Nahtstellen können ausheilen, da sie nicht mit dem aggressiven Urin in Berühung kommen.


    Zwei weitere Schläuche, die sogenannten Wunddrainagen, leiten Sekret und Blut aus der Wunde, das in einem angeschlossenen Beutel oder einer Flasche gesammelt wird.


    Nach der Pouch Operation | Die ersten Tage


    Nach so einem großen Eingriff wird der Patient direkt auf die Intensivstation verlegt. Das dient zur eigenen Sicherheit. So ist eine enge Überwachung der Genesung möglich.


    Tag 1 nach der OP
    Bereits am ersten Tag wird Ihr Körper wieder "aktiviert". Sie beginnen mit kleinen Übungen auf der Bettkante um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Ihre neue Ersatzblase wird anhand der Katheter und Drainagen kontrolliert.


    Leider gibt es am ersten Tag nach der OP noch keine feste Kost. Das Pflegepersonal reicht Ihnen maximal 50 ml Tee / Stunde. Alle weiteren Nährstoffe erhalten Sie über ein Infusionsprogramm.
    Die darauffolgenden Tage sind vor allem für Ihre Genesung und Mobilisierung da. Nach ca. 5 bis 8 Tagen, je nach Wundsekret, werden die Drainagen entfernt. Auch die Hautklammern und die Magensonden werden nach ca. 8 bis 10 Tagen entfernt.
    Die Harnleiterschienen werden in der Regel am 12. oder 13. Tag nach der Operation entfernt, der Urin fließt in den Pouch und wird über den noch gelegten Pouch-Katheter sofort ausgeleitet.


    Nach der Kontrolle der Dichtigkeit des Pouch wird am 21. Tag der Pouch-Katheter entfernt. Ab sofort können Sie Ihre Blase mittels Einmalkatheter selbstbestimmt entleeren.


    Die Zukunft selbstbestimmt gestalten | Die Pouch-Entleerung


    Jetzt ist es an der Zeit, Ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sobald der Pouch-Katheter entfernt wurde, müssen Sie lernen Ihre neue Blase selbstständig zu entleeren.


    Viele Betroffene denken über eine reduzierte Trinkmenge nach, um weniger oft den Pouch zu entleeren.


    LASSEN SIE DAS!


    Bei einer zu geringen Trinkmenge konzentriert sich der Urin. Dies kann zu Harnwegsinfektionen und im schlimmsten Fall zu einem Pouchstein führen.



    Daher unsere Empfehlung:


    Trinken Sie innerhalb von 24 Stunden 3 bis 4 Liter. Am Besten stilles Mineralwasser (oder Leitungswasser), Fruchtschorlen oder Tees.


    Ein Tipp: Machen Sie einen 1 Liter Krug voll mit Leitungswasser und legen darin ein Stück Ingwer und eine halbe Limette. Schmeckt frisch und ist gesund.


    Intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) über den Bauchnabel


    Um den Urin über den Bauchnabel zu entleeren, benötigen Sie einenEinmalkatheter. Diese Technik nennt man in der Fachsprache
    "intermittierenden Selbstkatheterismus" kurz ISK.


    Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?


    Ihr Arzt und das Pflegepersonal in der Klinik wird Sie aufklären. Erwird mit Ihnen die anatomischen Gegebenheiten, die Pouch-Konstruktion
    und Lage sowie die Positionierung des Eingangs besprechen. Das kannmögliche Komplikationen vorbeugen.


    Wie oft muss ich den Pouch entleeren?


    Der Pouch hat ein Urinfassungsvolumen von 300 bis 600 ml. Wichtig ist,dass der Pouch nicht überdehnt wird. Sonst kann es zu Komplikationen und
    Lageveränderungen kommen.


    Vor der Operation sind Sie in der Regel 4 bis 6 mal täglich auf die Toilette gegangen. Diesen Rhythmus sollten Sie auch bei der Pouch-Entleerung
    einhalten. Natürlich ist dies abhängig von der täglichen Trinkmenge.


    Ein Tipp: Notieren Sie anfangs die Trinkmengen und die anschließenden Urinmengen. So bekommen Sie ein Gefühl dafür.


    Einen Drang, auf Toilette zu müssen, werden Sie nach der OP nicht mehr verspüren.


    Welchen Einmalkatheter nehme ich für die Pouch-Entleerung?


    Es gibt verschiedene Systeme auf dem Markt. Neben Einmalkathetern ohneBeutel gibt es auch welche für unterwegs, die mit einem
    Urinauffangbeutel versehen sind. Der Urin fließt so direkt in den Beutel und kann später entsorgt werden.


    Darauf sollten Sie achten:
    > Katheterlänge: 40 cm
    > Atraumatische, sanfte Katheteraugen (Öffnungen)
    > Gebrauchsfertig verpackt | beschichtet oder mit Gleitgel
    > Hohe Gleitfähigkeit
    > Einfach in der Anwendung


    Die Katheter-Größe (Druchmesser in CH) wird Ihnen Ihr Arzt verraten.


    Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser | Die Nachuntersuchung


    Bereits bei der Entlassung wird Ihr Arzt das weitere Vorgehen und dieNachuntersuchung ansprechen. Halten Sie diese strikt ein - dann haben
    Sie alles unter Kontrolle.


    > Blutkontrolle
    Ihr Darmteil, der jetzt die Harnblase bildet, wird Substanzen aus dem Urinaufnehmen (resorbieren) und in die Blutbahn leiten. Dies kann zu einer
    Übersäuerung führen. Daher ist die Kontrolle des Säure-Basen-Haushalts sehr wichtig. Die Blutuntersuchung sollte einmal im Jahr durchgeführt werden. Wichtig ist dabei auch die Kontrolle des Vitamin-Spiegels, der Blutsalze, der harnpflichtigen Substanzen sowie die Leberwerte.


    > Ultraschallkontrolle Ihrer Nieren
    Der Schutz Ihrer Nieren hat höchste Priorität. Daher sollte in regelmäßigen Abständen ein Ultraschall Ihrer Nieren stattfinden. Urinaufstauungen
    können Nierenschäden verursachen. Dies muss unbedingt vermieden werden.


    Wichtiger Hinweis:


    Eine medizinische Beratung kann nur ein Arzt vornehmen. Bitte wenden Sie sich bei medizinischen Fragen ausschließlich an einen Facharzt. In
    akuten Fällen erreichen Sie den Notruf der nächsten Rettungsleitstelle unter


    Telefon: 19 222
    (aus dem deutschen Festnetz)
    Telefon: 112
    (aus dem Mobilfunknetz)

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    Fragen0023.mp3


    Was die NBI-Technologie Arzt und Patient bringt
    Mit Hilfe der NBI-Technologie kann der Arzt sehr kleine tumorverdächtige Stellen in der Blasenschleimhaut früher erkennen.


    Die NBI-Technologie1 lässt die oberflächlichen Blutgefäße der Blasenschleimhaut sowie Tumorgewebe für den Arzt besser sichtbar werden. Ein spezieller Filter entfernt dabei aus dem normalen Weißlicht bestimmte Farbanteile. Dadurch treten Blutgefäße und Tumorgefäße optisch deutlicher hervor2.
    Der Arzt hat mit Hilfe der NBI-Technologie die Möglichkeit, auch sehr kleine tumorverdächtige Stellen in der Blasenschleimhaut schon in einem frühen Stadium zu erkennen und mit einer kleinen Zange Gewebeproben (Biopsie) entnehmen. In den Händen eines erfahrenen Arztes kann die Blasenspiegelung mit Hilfe der NBI-Technologie deshalb eine sehr effektive Diagnosemethode für Blasenkrebs sein. Für den Patienten bedeutet das frühe Erkennen eines Blasentumors eine frühzeitig beginnende Therapie und eine größere Chance auf eine erfolgreiche Behandlung.


    1 NBI = Narrow Band Imaging, übersetzt: Hochauflösende Schmalband-Bildgebung


    2 Quelle: Puppo et al., A Randomized Prospective Trial to Assess the Impact of Transurethral Resection in Narrow Band Imaging Modality on Non–Muscle-Invasive Bladder Cancer Recurrence, European Urology 2012; 61:908–913


    Adressen von Urologen/ Ärzten die NBI einsetzen finden sie im angegebenen LINK


    rotgroß.jpg, grüngroß.jpg


    Hier die komplette Information anhand einer Broschüre E0492213_NBI_Patient_Brochure_DE_20140704_L2.pdf

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    Fragen0055.mp3


    Neoblasen werden aus dem Darm transplantiert, was bedeutet, ein Darmstück wird herausgeschnitten und für eine orthotope Neoblase, einen Mainz-Pouch oder ein Urostoma verwendet.
    Es werden unterschiedliche Darmteile dafür genommen, entweder aus dem Ileum, ( einem Teil des Dünndarmes, ca. 2 bis 3 m lang ), oder dem Colon, ( Dickdarm ).
    In manchen Fällen wird der Übergang vom Ileum und Colon verwendet.
    Bei einer orthotopen Neoblase kann es sich durchaus um ein Ileum-Darmstück von 70 bis 80 cm Länge handeln, beim Mainz-Pouch ca. 40 bis 50 cm Länge, beim Urostoma werden 15 bis 20 cm Länge selten überschritten.

    Die Problemstellung :
    Das Ileum, besonders am Ende hin zum Colon, hat folgende Hauptaufgaben :
    a ) die enzymatische Spaltung von Nährstoffen
    b ) die Resorption von Vitamin B12, ( mit Intrisic-Faktor des Magens ), Fetten, ( vor allem Fettsäuren und Glycerin ), und Gallensalzen
    c ) immunologische Funktionen, ( Aufnahme und Weiterleitung von Antigenen )

    Wenn man sich die Länge des Ileums, ( ca. 2 bis 3 m ), vor Augen hält und dann mit der Länge des für eine orthotope Neoblase, ( ca. 70 bis 80 cm ), vergleicht, dann ist man nicht sonderlich überrascht, wenn für die Neoblase genau dasjenige Darmstück verwendet wird, welches für b ) verantwortlich zeichnet, nämlich die Resorption von Vitamin B12, Fetten und Gallensalzen.
    Dies kann sein, muss aber nicht sein !

    Sollte es aber so sein, kann es zu einem Mangel an Vitamin B12 kommen.
    Vitamin B12 wird vom Körper nur in sehr geringen Mengen hergestellt, welche den Bedarf in keinem Fall decken.
    Dieses Vitamin muss also mit der Speise aufgenommen werden, wird im Magen mit dem Intrisic-Faktor “vermischt” und vom Ileum resorbiert.

    Fehlt jetzt der Ileumteil, welcher dafür verantwortlich zeichnet, kann der Körper kein Vitamin B12 mehr resorbieren bzw. speichern.
    Dieses Speichern geschieht in der Leber, aber auch nur in recht geringer Menge, welche ca. 1,5 bis 2 Jahre vorhält.
    Dann ist der Speicher erschöpft und die/der Betroffene beginnt unter einen Vitamin B12-Mangel zu leiden.
    Neues Vitamin B12 muss dem Körper zugeführt werden, meist in Form des Vitamines Cobalamin, welches vom menschlichen Organismus in das biologisch wirksame Coenzym B12 umgewandelt wird.
    Vitamin B12-Mangel kann zu sehr unangenehmen Beschwerden führen, welche einer Rheumaerkrankung ähneln.
    Anhaltender B12-Mangel schädigt die Nervenfasern, wodurch sich neurologische Beschwerden und Erkrankungen wie Demenz oder Senilität entwickeln können, die in ihrer Erscheinung Multipler Sklerose oder Parkinson ähneln.

    Es ist ergo unerlässlich, dass sich Neoblasenträger einmal jährlich auf ihren Vitamin B12-Status untersuchen lassen.

    Einen hochinteressanten Aufsatz fand ich hier :
    lichtstrahl-magazin.de/Artikel/Gesundheit/vitaminb12.html
    ( Auch wenn es sich beim “Lichtstrahl-Magazin” wohl um eine recht esotherisch angehauchte Postille handelt, dieser Beitrag ist lesenswert. )

    Jetzt zum Säure-Basen-Haushalt :

    Die Neoblase weiss nicht, dass sie jetzt eine Blase ist und kein Darm mehr.
    Also “arbeitet” sie genauso weiter wie vordem, nämlich, indem sie fleissig resorbiert, ( und auch den so ungeliebten Schleim produziert, aber dieser ist eigentlich nur sekundär....)

    Viel unangenehmer ist das Resorbieren.
    Im Harn befinden sich etliche Säuren, welche von der Neoblase resorbiert und dem Kreislauf zugeführt werden.
    Diese Säuren greifen den sich im Körper befindlichen Basenhaushalt an, welcher im Verhältnis von 20:1 zum Säurehaushalt steht.
    ( Es gibt also ca. 20 mal mehr Basenhaushalt als Säurehaushalt )
    Fällt dieses Verhältnis auf 17:1 oder gar auf 16:1, droht eine lebensgefährliche Azidose.

    Ergo ist es ebenfalls im Interesse der Betroffenen, jährlich einmal den Säure-Basen-Haushalt kontrollieren zu lassen.
    Nicht mittels des Urines, wie es manche Ärzte gern tun, sondern ausschliesslich über eine Blutanalyse !

    Quelle Bild oben links:
    „B12 methylcobalamin“ von Sbharris (Steven B. Harris) - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - File:B12 methylcobalamin.jpg - Wikimedia Commons

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    Fragen0054.mp3



    Eine Zusammenfassung aus einer Dissertation von Anja Hägele.
    Die komplette Doktorarbeit ist in unserem Info-Material / Broschüren Intern, dort Kategorie: Broschüren Blasenkrebs zu finden.


    Hier der Link


    Zusammenfassung:
    Zwischen April 1986 und September 2003 wurden an der Urologischen Universitätsklinik Ulm 754 Zystektomien mit Anlage einer Ileum-Neoblase durchgeführt. Insgesamt wurden 654 Männer (86,7 %) und 100 Frauen (13,3 %) mit dieser Form der Harnableitung behandelt. Das mittlere Follow-up der Patienten betrug 58,1 Monate. Der maximale Nachbeobachtungszeitraum betrug 208 Monate. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Operation lag bei 61 Jahren (17 – 82 Jahre).

    Die orthotope Ileum-Neoblase wurde bei 66,7 % aller Patienten mit Zystektomie (754 von 1131 Patienten) angelegt. Es handelt sich bei diesem Patientengut entsprechend um eine Selektion:
    Patienten mit weit fortgeschrittenen Tumoren,Harnröhrenbeteiligung, hohem Alter, eingeschränkter Nierenfunktion oder schweren Begleiterkrankungen erhielten eher andere Formen der Harnableitung.

    Bei 754 Patienten traten in 437 Fällen (58 %) Frühkomplikationen, das heißt Komplikationen innerhalb der ersten 90 Tagen postoperativ auf.
    In 351 Fällen (46,6 %) kam es zu Spätkomplikationen, das heißt Komplikationen nach mehr als 90 Tagen postoperativ.

    Diese umfassen alle Komplikationen, die ausschließlich auf die orthotope Ileum-Neoblase als Harnableitung, nicht aber auf die Zystektomie, Lymphadenektomie oder Ausschaltung eines Darmsegments zurückzuführen sind.

    Die hier jetzt aufgeführten Komplikationen sind nicht zu verallgemeinern. Faktoren wie die Art der Neoblase (Hautmann, Studer ect.), das Alter der Patienten und andere Gegebenheiten sind zu berücksichtigen, hier aber nicht detailiert aufgeführt und nicht bewertet.

    Frühkomplikationen können sein:

    • Leckage (Undichtigkeit der NeoblaseStenosen im HarnleiterLeckage Harnröhrenanastomosen (Verbind. Neoblase / Harnröhre)
    • Neoblasendünndarmfisteln
    • Schleimtamponaden (Feste Verschleimung in der Neoblase)
    • Nachblutung aus einem Gefäß der Neoblasenwandfieberhafte
    • Harnwegsinfekte mit und ohne Schleimtamponaden
    • Urosepsis (Infektionskrankheit mit Bakterien aus dem Urogenitaltrakt)
    • Anurie
    • Darmatonie (Darmlähmung), seltenparalytischen Ileus (Darmverschluss)
    • Kurzdarmsyndrom (Durchfall, Diarrhoen)
    • Mucosafalte (Falte des Dünndarmsegments vor die Harnröhre),
    • Blutungen
    • Wundheilstörungen
    • Verletzungen und Komplikationen an Nachbarorganen (Rektumläsion, Milzläsionen
    • Verletzungen und / oder Durchtrennung von Nerven
    • Lymphabfluss-Störungen
    • Thrombosen des Venensystems
    • Herzinfarkt
    • Pneumonische Komplikationen (Ateminsuffizienz)
    • Lagerungsschäden durch die Lagerung auf dem Operationstisch
    • gastrointestinale Komplikationen
    • postoperativ lebensbedrohliche septische Komplikationen


    Mortalitätsanalyse: 23 von 754 Patienten verstarben innerhalb der ersten 90 Tage postoperativ nach radikaler Zystektomie und Anlage einer orthotopen Ileum-Neoblase (3,1 %).

    Spätkomplikationen

    Insgesamt traten im späteren Verlauf nach radikaler Zystektomie und Anlage einer Ileum- Neoblase 299 Komplikationen (40 %) auf, die als neoblasenspezifisch zu werten sind.
    Mit insgesamt 109 Spätkomplikationen (14,5 %) machen die Komplikationen der ureteroneovesikalen Anastomose den größten Anteil der neoblasenspezifischen Komplikationen aus.

    • Stenose bzw. Harnstauungsniere
    • funktionelle Blasenentleerungsstörungen (auch Mukosafalte und Verwachsungen)
    • Neoblasendünndarmfistel
    • Neoblasensteine, wobei hier Nahtmaterial in der Neoblase als Kristallisationskern diente.
    • vorübergehenden oder dauerhaften Einschränkung der Nierenfunktion
    • dialysepflichtige terminale Niereninsuffizienz
    • entgleiste metabolische Azidose
    • Harninkontinenz
    • Hyperkontinenz
    • Komplikationen der Darmsegmentausschaltung wie Darmverschluss, Darmstenosen, chronisch rezidivierende Diarrhoen
    • therapiebedürftiger Vitamin-B-12-Mangel
    • Narbenhernie
    • Nervenschmerzen
    • Lokalrezidiv mit Infiltration der Neoblase
    • Fisteln zwischen Darmsegmenten und der Neoblase

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    Kurzfassung: Hintergrund: Die orthotope Neoblase hat sich in den vergangenen Jahren zur häufigsten
    Form der Harnableitung nach radikaler Zystektomie entwickelt. Sie offeriert dem Patienten einen weitestgehend
    normalen Alltag. Ein Rezidiv in der Neoblase kann aber nicht nur zu einem tumorspezifischen,
    sondern auch funktionellen Problem führen.

    in einer Klinik wurden über einen bestimmten Zeitraum 122 Zystektomien durchgeführt , bei 67 Patienten erfolgte dabei die Anlage einer orthotopen Ileumneoblase.
    In 2 Fällen kam es nach 5 bzw. 6 Monaten zu einem Rezidiv in der Ileumneoblase (1,3 %). Beim ersten Patienten handelte es sich um einen 71-jährigen
    Mann mit einem pT4 G4 N2 V1 R1 Urothelkarzinom der Harnblase und einem simultanen Gleason9-Prostatakarzinom. Nach primär unkompliziertem
    Verlauf nach Zystektomie und simultaner Rektosigmoidresektion stellte er sich 6 Monate später unter dem Bild einer Neoblasentamponade notfallmäßig
    vor. Intraoperativ zeigte sich eine große Raumforderung, die transurethral nicht komplett reseziert werden konnte. Noch vor Induktion einer palliativen
    Chemotherapie verstarb er innerhalb von 2 Wochen an seinem Tumorleiden. Der zweite Patient (71 Jahre) wurde ebenfalls wegen eines pT3 G3 N0 V0 R0
    Urothelkarzinoms der Harnblase zystektomiert. Nach protrahiertem Verlauf und mehreren stationären Aufenthalten wegen eines entgleisten Säure-Basenhaushaltes
    stellte er sich wegen eines Harnverhalts erneut vor. Nach erschwerter Kathetereinlage wurde auch in diesem Fall zystoskopisch ein intraneovesikales
    Rezidiv diagnostiziert. Bei beiden Patienten wurden computertomographisch Lymphknoten bzw. Organmetastasen ausgeschlossen.

    In der Literatur wird die Häufigkeit des Lokalrezidivs mit 1,7–7 % angegeben. In einem großen Teil der Fälle wird die Neoblasenfunktion
    nicht beeinträchtigt. Als Therapie werden palliative Chemotherapieansätze, transurethrale Resektionen bis hin zu Komplettresektionen beschrieben. Das
    lokale Rezidiv in der orthotopen Neoblase nach Zystektomie stellt ein eher seltenes Ereignis dar und geht wahrscheinlich von der verbliebenen
    Harnröhre aus. Es beeinträchtigt die Neoblasenfunktion selten und wird mittels Chemotherapie und Resektionen therapiert. Angesichts seines seltenen
    Auftretens sollte es kein Argument gegen einen orthotopen Blasenersatz darstellen.

    Zu den typischen Komplikationen nach Anlage einer Ileumneoblase gehören:


    • – die vordergründig nächtliche Inkontinenz,
    • – die Stenose der ileoureteralen Anastomose,
    • – der Harnverhalt durch eine Schleimtamponade,
    • – der Reflux in den oberen Harntrakt,
    • – die Störung des Säure-Basenhaushaltes sowie
    • – Malabsorptionsphänomene

    Unter Malabsorption versteht man eine gestörte Aufnahme und / oder einen gestörten Abtransport von zuvor
    aufgespaltenen Nahrungsbestandteilen durch Enterozyten.
    Ein Rezidiv des Urothelkarzinoms in der Ileumneoblase tritt unserer Erfahrung nach selten auf, wenn es auch laut Literatur in bis zu 7 % der Fälle beschrieben wird.

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    Bei der Operation werden beim Mann die Harnblase, die Prostata und Samenblasen entfernt. Bei Frauen werden in der Regel neben der Blasenentfernung die Gebärmutter, die Eileiter und
    Eierstöcke sowie der an den Muttermund angrenzende vordere Teil der Scheide entfernt. Die möglichen Risiken, Komplikationen und Alternativen zum geplanten Eingriff werden wir Ihnen
    in einem persönlichen Gespräch erklären und Ihr Einverständnis dokumentieren. Damit der weitere Ablauf des Urins gewährleistet ist, wird bei Ihnen die Harnableitung über eine
    neu konstruierte Harnblase aus eigenen Darmanteilen (Neoblase) angestrebt.

    • Ablauf des stationären Aufenthaltes:
      Nach der Operation verbringen Sie die erste Nacht auf der Wachstation und kommen am Folgetag in Ihr Zimmer zurück. In der Regel können Sie nach gut drei Wochen das Krankenhaus wieder verlassen. Während des stationären Aufenthaltes findet ein Gespräch über eine evtl. Kur (Anschlussheilbehandlung) statt.
    • Drainagen:
      Während der Operation werden Drainagen eingelegt, damit eine Ergussbildung reduziert wird. Ihr Stationsarzt entscheidet, wann die Drainagen entfernt werden. In der Regel werden sämtliche Drainagen innerhalb von 4 Tagen nach der Operation entfernt.
    • Harnröhrenkatheter:
      Es werden 2 Katheter in die Neoblase eingelegt. Einer verläuft durch die Harnröhre und der andere durch die Bauchdecke. In der Regel werden sie nach erfolgreicher Dichtigkeitsprüfung am 21. Tag nacheinander entfernt. Sie erhalten vom Pflegepersonal ein Protokoll, auf dem Sie dann Ihr Miktionsverhalten (Häufigkeit des Wasserlassens und Urinmenge) notieren.
    • Hautnaht bzw. Klammern:
      Meistens wird die Haut mit einem Faden genäht, der sich selbst auflöst. Sollte eine Klammerung erfolgen, werden die Wundklammern in der Regel am 10. postoperativen Tag entfernt.
    • Wundversorgung:
      Der Verband wird in der Regel alle 2 Tage gewechselt.
    • Essen nach der Operation:
      In der Regel erhalten Sie am 2. Tag nach der Operation etwas zu trinken. Vertragen Sie dies gut, werden Tag für Tag Ihre Mahlzeiten größer. Man nennt dies Kostaufbau.
    • Duschen:
      Sie dürfen ab dem 4. Tag nach der Operation bzw. wenn die Drainagen entfernt sind duschen (Absprache mit dem Pflegepersonal). Ausgiebiges Duschen sollte vermieden werden und nach dem Duschen wird Ihr Verband durch das Pflegepersonal gewechselt.
    • Was dürfen Sie bzw. worauf sollten Sie nach Ihrer Entlassung achten?
      · Achten Sie auf regelmäßigen weichen Stuhlgang. · Sie dürfen spazieren gehen. · Für 8 Wochen sollten Sie nicht schwerer als 5 kg heben. · Achten Sie darauf, dass Cystofix und Harnröhrenkatheter nicht abgeknickt oder verdreht sind. · Sollten Sie feststellen, dass die Urinausscheidung abnimmt, konsultieren Sie Ihren Urologen.
    • Was dürfen Sie nicht?
      · Übermäßige körperliche Anstrengungen sollten Sie 4 bis 6 Wochen vermeiden. · Beim Stuhlgang nicht pressen. · Übungen zum Schließmuskeltraining
    • Wann sollten Sie einen Arzt informieren bzw. aufsuchen?
      · Wenn Sie Fieber, Schmerzen oder Schwellungen im Wundbereich feststellen. · Wenn die Naht, mit der der Cystofix an der Haut befestigt ist, sich zu lösen droht oder der Cystofix „locker“ wird. · Wenn der Cystofix oder der Harnröhrenkatheter herausgefallen ist. · Wenn vermehrt Urin oder Blut neben dem Cystofix bzw. Harnröhrenkatheter herausläuft. · Wenn der Urin andauernd trüb ist und stechend riecht.
    • Ernährung nach der Operation:
      Trinken Sie normal, d. h. ca. 2 bis 3 Liter Flüssigkeit pro Tag. Eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung zur Stuhlgangsregulation ist sinnvoll. Eine spezielle Diät müssen Sie in der Regel nicht einhalten.
    • Thrombose:
      Zur Vermeidung von Thrombosen erhalten Sie während des stationären Aufenthaltes täglich eine Spritze und müssen Antithrombosestrümpfe tragen. Diese Spritzen müssen zu Hause weiter durchgeführt werden, genaue Informationen finden Sie im Entlassbrief.

    Bitte kontaktieren Sie Ihren niedergelassenen Urologen oder Hausarzt. Sollte dieser nicht erreichbar sein, können Sie selbstverständlich jederzeit auch in eine Urologische Klinik
    gehen. Nach der Operation kann es Wochen dauern, bis Sie sich mit der neuen Situation vollständig vertraut gemacht haben.


    Umgang mit der neuen Blase
    Nach Entfernung des Blasenkatheters können Sie beginnen, über die Harnröhre Wasser zu lassen. Dies tun Sie während des stationären Aufenthaltes unter unserer Anleitung.


    Wie wird die Neoblase entleert?
    Am besten entleeren Sie die Neoblase im Sitzen. In dieser Position können Sie den Beckenboden mit dem Schließmuskel am besten entspannen. Die Neoblase zieht sich nicht durch eigene
    Muskelkraft zusammen wie Ihre ursprüngliche Harnblase. Sie wird vielmehr durch Pressen mit dem Bauch (Erhöhung des Druckes im Bauchinnenraum) gewissermaßen leergepresst.
    Entsprechend müssen Sie beim Wasserlassen mit dem Bauch leicht pressen oder zusätzlich mit der Hand auf den Unterbauch drücken und gleichzeitig den Beckenboden entspannen. Die
    vollständige Entleerung der Neoblase dauert länger als bei Ihrer ursprünglichen Harnblase. Sie sollten versuchen, die Neoblase möglichst vollständig zu entleeren. Zurückbleibender Urin
    begünstigt die Entstehung von Entzündungen und kann auf die Dauer zu einer Überdehnung führen.


    Die Neoblase muss nach der Uhr entleert werden! Sie verspüren keinen Harndrang und merken nicht, wenn die Neoblase voll ist. Einige Patienten entwickeln allerdings mit der Zeit ein
    dumpfes Füllungsgefühl. Um eine Überdehnung und unwillkürlichen Urinverlust zu vermeiden, ist aber die Blasenentleerung nach der Uhr wichtig. In den ersten 3 Monaten nach der Operation
    muss die Neoblase alle 3 - 4 Stunden entleert werden. Dies muss auch nachts geschehen und Sie müssen sich anfangs alle 4 Stunden den Wecker stellen. Nach etwa 3 Monaten ist die
    Neoblase so erweitert, dass Sie die Abstände zwischen den Entleerungen auf 4 - 6 Stunden ausdehnen können. Sie sollten sich jedoch auch auf Dauer noch einmal nachts den Wecker
    stellen, um den Urin zu entleeren.


    Schwierigkeiten beim Wasserlassen
    Wenn Sie nur unter Schwierigkeiten oder überhaupt nicht mehr Wasserlassen können, müssen Sie sich an Ihren Urologen wenden. Ihr Urologe wird mittels Ultraschall untersuchen, ob Resturin
    in der Neoblase zurückbleibt. Es kann sich sonst eine gefährliche Überdehnung der Neoblase oder Entzündungen ausbilden. Manchmal ist beispielsweise eine narbige Verengung am Übergang
    zwischen Neolase und Harnröhre Grund der Schwierigkeiten. Dies ist genau die Stelle, an der die Neoblase an die Harnröhre angenäht wurde. In diesem Fall ist eine Schlitzung der Enge durch die
    Harnröhre möglich. Weitere Ursachen für Schwierigkeiten beim Wasserlassen können Schleimbildung, Blasensteine oder Wucherungen in der Harnröhre sein. Treten diese
    Beschwerden plötzlich und mit stärkerer Ausprägung auf, sollten Sie notfallmäßig einen Arzt – nach Möglichkeit einen Urologen - aufsuchen. In unserer Klinik ist 24 Stunden am
    Tag ein Urologe vor Ort.


    Unwillkürlicher Urinverlust
    Vor allem in den ersten Wochen nach der Operation kommt es zu unkontrollierten Urinverlusten. Der Grund hierfür ist, dass der Beckenbodenmuskel nun alleine den Neoblasenverschluss
    übernehmen muss. Der Schließmuskel im Beckenboden muss diese Aufgabe gewissermaßen neu erlernen und seine Muskelkraft muss trainiert werden. Sie können mit dem Schließmuskeltraining
    nach der Entfernung des Harnröhrenkatheters beginnen. Hierzu werden Sie auf der Station mit Hilfe der Physiotherapie und Informationsbroschüren zum Beckenbodentraining angeleitet. Bei
    einigen Patienten dauert es Wochen, manchmal auch einige Monate, bis sie den Urin wieder zur vollen Zufriedenheit halten können. Häufig zeigt sich jedoch bereits in den ersten Wochen eine
    durchgreifende Besserung. Durch anfängliche Probleme sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. In der Übergangszeit sind einfache Vorlagen hilfreich. Nach einem Jahr sind über
    90 % aller Patienten tagsüber vollständig "trocken" und brauchen keine Vorlagen mehr. Nachts sollten Sie sich allerdings auf Dauer mindestens einmal den Wecker stellen und auf die Toilette
    gehen, um Urinverluste im Schlaf und eine Überdehnung der neuen Blase zu verhindern. Im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung oder Krankengymnastik werden Ihnen gezielt
    Übungen zum Training der Kontinenz gezeigt.


    Schleimbildung
    Der Darm, aus dem die Neoblase gebildet ist, behält seine natürliche Eigenschaft, Schleim zu produzieren, bei. Es ist also ganz normal, dass der Urin aus der Neoblase Schleimflöckchen
    enthält oder trübe ist. Auch nach dem Wasserlassen können einmal Schleimflöckchen aus der Harnröhre nachtropfen. Wird zuviel Schleim produziert, kann der Blasenabfluss in der Harnröhre
    verstopfen. Vor allem kurz nach der Operation besteht häufig eine erhöhte Schleimproduktion. Auch bei Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel kann die Schleimproduktion vorübergehend
    zunehmen. Sollten Sie plötzlich kein Wasser lassen können, so kann dies durch eine Verstopfung mit Schleim verursacht sein. Suchen Sie bitte in diesem Fall umgehend einen Arzt auf.


    Flüssigkeitszufuhr
    Die Neoblase sondert über ihre Darmwand Flüssigkeit in den Urin ab. Die tägliche Urinmenge ist dementsprechend bei einer Neoblase erhöht. Dieser Umstand kann leicht zur Austrocknung
    führen, wenn bei vermindertem Durstgefühl vor allem im Alter vergessen wird, die verlorene Flüssigkeit durch Trinken zu ersetzen. Erwachsene mit einer Neoblase sollten jeden Tag 2 - 3 Liter
    Flüssigkeit aufnehmen. Dies kann in Form von beliebigen Getränken oder Suppen geschehen. Auf keinen Fall sollten Sie abends dursten, um Urinverlust im Schlaf zu vermeiden. Dies ist nicht
    erfolgreich und führt zu gefährlichen Flüssigkeitsverlusten. Sie sollten abends normal trinken und vor dem Zubettgehen lediglich auf harntreibende Substanzen (Tee, Alkohol, Kaffee ...) verzichten.


    Blutübersäuerung
    Bei einem Teil der Patienten mit Neoblase kann es zu einer Übersäuerung des Blutes oder zu Veränderungen der Blutsalze (Elektrolyte) kommen. Der Grund hierfür ist, dass der Darm von der
    Niere ausgeschiedene Säuren wieder aus dem Urin zurückgewinnt und an das Blut abgibt. Bei geringer Ausprägung kann dies vom Körper gut ausgeglichen werden. Sie erhalten zusätzlich von
    uns vorsorglich Medikamente, die einer Übersäuerung vorbeugen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen daher regelmäßig die Blutsäuerung und die Blutsalze bei Ihrem Arzt
    kontrolliert und die Medikamentendosis gegebenenfalls verändert werden. Anfängliche Symptome, die durch eine Übersäuerung entstehen können, sind Abgeschlagenheit und Müdigkeit.


    Durchfall
    Bei einem kleinen Teil der Patienten kommt es nach der Operation zu vorübergehendem Durchfall. Der Grund hierfür sind körpereigene Gallensäuren, die jetzt in den Dickdarm gelangen können und diesen reizen. Die Ursache ist, dass zur Schaffung der Neoblase Anteile desjenigen Darmstückes verwendet werden mussten, die normalerweise die Gallensäuren aus dem Darm entfernen. Fast
    immer ist der Durchfall mit einfachen Mitteln zu beheben. Dazu gehören Medikamente, welche die Gallensäuren binden oder die Darmtätigkeit beruhigen. Günstig sind dann "stopfende"
    Nahrungsmittel wie Reis, Brot, Schokolade, Bananen, schwarzer Tee usw..


    Vitaminmangel durch Darmausschaltung
    Durch die Operation kann es selten zu einer Aufnahmestörung für Vitamin B12 kommen. Grund hierfür ist, dass zur Schaffung der Neoblase Anteile desjenigen Darmstückes verwendet wurde,
    die für die Aufnahme dieses Vitamins aus der Nahrung zuständig sind. Die körpereigenen Reserven an diesem Vitamin reichen in der Regel für etwa 3 Jahre. Üblicherweise reicht es aus,
    wenn Ihr Arzt 1 bis 2 Jahre nach der Operation den Vitamin-B12-Spiegel im Blut bestimmt. Wenn dann in seltenen Fällen ein Mangel festgestellt wird, so kann man von einer Aufnahmestörung
    ausgehen und das Vitamin kann in Form von Spritzen ersetzt werden. Die Ernährung muss wegen der Neoblase nicht umgestellt werden. Im Prinzip dürfen Sie essen, was Ihnen schmeckt. Günstig
    ist aber eine fettarme Ernährung mit viel Gemüse und Vitaminen.


    Habe ich Einschränkungen im täglichen Leben?
    Die Neoblase bringt auch nach der Eingewöhnungszeit Änderungen in Ihrem täglichen Leben mit sich. Wichtig sind eine regelmäßige Entleerung, ärztliche Nachkontrollen und gegebenenfalls die
    Vorbeugung einer Schleimverstopfung. Wie bisher sind Schwimmbad- und Saunabesuche möglich.


    Welchen Einfluß hat die Operation auf mein Geschlechtsleben?
    In der Regel erfolgt die Anlage einer Neoblase, weil die radikale Operation eines bösartigen Harnblasentumors notwendig wird. Die Entfernung der ursprünglichen Harnblase und der Prostata
    bewirkt, dass beim Mann der Samenerguss und die Zeugungsfähigkeit verloren gehen. Es ist wahrscheinlich, dass die für die Potenz verantwortlichen Nerven entfernt werden müssen. Bei
    Männern bleibt das Gefühlsempfinden im Penis meist erhalten. Je nach Ausdehnung und Lokalisation des Tumors ist es möglich, eine potenz- bzw. sexualitätserhaltende
    Operationsmethode anzuwenden. Bei der Frau kann es durch die teilweise Entfernung der Scheide zu Schwierigkeiten bis hin zur Unmöglichkeit des Geschlechtsverkehrs kommen.
    Verengung am Übergang zwischen Harnleiter und Darmblase Es kann mit der Zeit zu einer Verengung an der Einpflanzungsstelle eines der Harnleiter in die
    Neoblase kommen. Dies kann dann zu einer Abflussbehinderung und Schädigung der Niere führen - ohne dass dies Schmerzen bereiten muss, da sich die Nierenstauung langsam entwickelt.
    Es muss dann überprüft werden, ob eine Behandlung notwendig ist. Diese bestünde beispielsweise in einer Schlitzung der Engstelle von innen oder einer Operation mit
    Neueinpflanzung des Harnleiters in die Neoblase. Daher sind regelmäßige Untersuchungen der Nieren mit Ultraschall bei Ihrem Urologen unbedingt empfohlen.


    Ärztliche Nachkontrollen
    Wichtig ist, dass Sie nach der Operation regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Urologen durchführen lassen. Er wird den Urin, die Nieren, die Blutsalze und Blutsäuerung prüfen sowie die
    Tumornachsorge durchführen. Die Kontrollen müssen zunächst in kürzeren und können später in längeren Abständen durchgeführt werden.
    Tumornachsorge War der Grund für die Operation ein bösartiger Harnblasentumor, wird Ihr Urologe regelmäßig die oberen Harnwege (Niere, Harnleiter) als auch die neue Blase untersuchen. Eventuell ist auch ein Kontrastmittelröntgen der Nieren erforderlich. Außerdem werden in regelmäßigen Zeitabständen eine Computertomografie (CT) und Röntgenbilder des Brustkorbes (Röntgen Thorax) durchgeführt.


    Am letzten Tag Ihres stationären Aufenthaltes verlassen Sie die Station mit einem Entlassbrief. Er enthält alle wichtigen Informationen für Ihren Urologen und/oder Hausarzt, bei denen Sie sich
    kurzfristig zur Kontrolle vorstellen und den Entlassbrief abgeben sollten, da der Arztbrief auch eine Empfehlung für die weitere Diagnostik bzw. Therapie enthält. Es ist möglich, dass Sie bei
    Entlassung einen vorläufigen Arztbrief erhalten, in dem einige Angaben noch fehlen (z. B. das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung). Sobald alle Angaben vorliegen, bekommen Ihr
    Urologe und/oder Hausarzt einen endgültigen Brief zugesendet.
    Bei akuten Problemen wenden Sie sich bitte an Ihren niedergelassenen Arzt oder einer urologische Poliklinik