Ich bin jetzt seit einiger Zeit hier im Forum angemeldet und habe mich auch schon kräftig eingelesen, leider habe ich das Forum erst vor ca. 6 Wochen entdeckt, da war schon fast alles geschafft. Einige gute Tipps und Hilfen hätte ich gerne schon früher gelesen. Aber eigentlich ist auch so alles den Umständen entsprechend super verlaufen.
Ich möchte euch hier meine Krankengeschichte kurz vorstellen. Bin gespannt auf eure Expertenmeinung.
Das ganze Dilemma fing vor circa 4 Jahren an. Ich (männlich zu dem Zeitpunkt 42 Jahre ) hatte schon 2-3 mal eine Blasenentzündung die mit Antibiotika behandelt wurde. Dann kam so langsam häufiger Harndrang mit leichten Schmerzen beim Wasserlassen dazu, also ging ich das 1.Mal in meinem Leben zum Urologen. Der untersuchte mich mit Ultraschall und sagte mir dann ich müsse einfach nur üben länger aufzuhalten und dann wäre wieder alles ok!
Es wurde aber nicht besser sodass ich dann den Urologen wechselte der bei mir eine Reizblase diagnostizierte und mir Medikamente verschrieb. Erst das eine Medikament dann das andere usw. aber leider hat nix geholfen. Dann wurde eine Blasendruckmessung durchgeführt (vor etwa 2 Jahren) bei der wurde festgestellt das nur 180 ml hineinpassen! Der Harndrang wurde immer häufiger und Schmerzhafter sodass die 1.Blasenspiegelung gemacht wurde. Ergebnis: Alles etwas gerötet aber sonst nix auffälliges.
Mittlerweile meinte der Urologe es könne auch an der Prostata liegen, und wieder gab es andere Medikamente, Besserung gleich null im Gegenteil, im Juli 2014 bemerkte ich dann Blut im Urin und bin wieder zum Doc. Der röntgte mich mit Kontrastmittel und meine das mit meiner rechten Niere was nicht stimmt, sie wäre gestaut. Also wieder eine Blasenspiegelung (September 2014). Die Blase sah sehr Merkwürdig aus(so seine Aussage!) Auf Berührung mit dem Endoskop fing es an zu bluten am Blaseneingang. Er fragte mich dann ob wir noch abwarten wollen !!! oder ob ich mir eine Zweitmeinung im Krankenhaus einholen möchte.
Natürlich wollte ich. Denn mittlerweile war ich jede Stunde auf dem Klo (auch Nachts), immer Blut dabei immer Schmerzen. Die Urinmenge die kam war lächerlich, vielleicht im Schnitt 50ml.
2 Wochen später war ich dann im Braunschweig im Städtischen Klinikum beim Chefarzt der Urologie Prof.Dr.Hammerer. Der schaute sich die Unterlagen an und meine sofort das wir da mal genauer nachschauen sollten und zwar schnell. Also bekam ich für den 2.Dezember einen Termin zur Tur-B mit Hexfix.
Ergebnis: Ein muskelinvasiver Tumor mit der Folge das die Blase sofort raus muss. Das war natürlich ein riesiger Schock in dem Alter (45), der Prof meinte auch das ich eigentlich mindestens 20 Jahre zu früh hier bin.
In langen Gesprächen mit den Oberärzten entschied ich mich recht spontan und schnell gegen eine Neoblase und für das Conduit. Für mich hörte sich das einfach sicherer und einfacher an. (Hab es bis heute auch noch keine Sekunde bereut). Also bekam ich einen OP Termin für den 15.Dezember. Mit der Aussage das ich mit 14 Tagen Krankenhaus rechnen muss :(Also Weihnachten im KH, tolle Aussichten…
Die OP verlief ohne Komplikationen und auch die Tage danach ging es immer besser sodass ich nach 5 ! Tagen am 20. Dezember das KH verlassen konnte. Der Prof. meinte das ist Rekord und ich wäre sein Vorzeigepatient
Der histologische Befund war dann so: pT4a, L1, V0, pN1(1/13) R0, G3.
Durch den einen befallenen Lymphknoten hatte ich somit noch 4 Zyklen Chemo mit Cisplatin und Gemcitabin „gewonnen“.
Die Chemo habe ich am 23.Mai abgeschlossen und bis auf ein paar kleine Nebenwirkungen (Zeitweise Schluckauf, metallischer Geschmack auf der Zunge und Pickelchen am Oberkörper) sehr gut überstanden.
Seit Anfang März arbeite ich wieder und habe das auch wärend der gesamten Chemo getan (bis auf die Tage an denen die Therapie war natürlich nicht).
Vor 2 Wochen hatte ich nun meine erste Nachsorgeuntersuchung mit CT (Abdomen, Thorax und Becken).
Zum Glück alles unauffällig und gut. Hoffe das bleibt auch alles so…
Möchte mich auf diesem Wege auch nochmal beim hervorragenden Team der Urologie im KH Braunschweig bedanken, die wohl zu Recht als eine der besten Kliniken auf diesem Gebiet in ganz Deutschland gelten. (die Flure der Abteilung hängen auch voll mit Auszeichnungen von unabhängigen Tests). Alle haben sich jederzeit die Zeit genommen alles ausführlich und verständlich zu erklären. Sie haben mir und meiner Familie sehr geholfen durch diese schwere Zeit zu kommen. Kann diese Abteilung nur wärmstens weiterempfehlen! Die Stoma Schwestern waren auch TOP. Wir haben verschiedene Systeme und Beutel ausprobiert bis es optimal für mich gepasst hat. Benutze seitdem das einteilige System SenSuro Mio von Coloplast. Hatte noch nie Probleme damit.
Ist doch mehr Text geworden wie ich eigentlich dachte
Auch wenn alles so gut verlaufen ist stellen meine Frau und ich uns immer wieder die Frage ob das alles nicht viel früher hätte entdeckt werden können oder gar müssen??? Der Tumor war ja wirklich schon sehr weit fortgeschritten und in die Prostata eingewachsen. Mehr als regelmässig zum Arzt gehen kann man ja wohl nicht oder ? Im Nachhinein ist man ja immer schlauer aber ich finde rückblickend 4 Jahre Schmerzen und andere Symtome waren eine zu lange Zeit bis wirklich wirksame Untersuchungen gemacht wurden. Zumal der Urologe ja eigentlich auch da immer noch „abwarten“ wollte.
Aber wir blicken jetzt sehr zuversichtlich in die Zukunft. Sieht ja im Moment auch alles sehr gut aus, auch wenn ich weiss das sich das jederzeit ändern kann.