Blasenentfernung nicht möglich

  • Hallo zusammen,

    ich habe eine ganze Weile unter immer wiederkehrenden Blasenentzündungen gelitten. Als ich dann Blut im Urin entdeckte, habe ich mich von meinem Urologen endlich breitschlagen lassen, eine Blasenspiegelung machen zu lassen.

    Die wurde am 03.01.2024 im HELIOS-Klinikum Wuppertal von Prof. Roth gemacht (mit TUR-Bereitschaft), und es wurde ein Tumor am Blasenhals/-dach entdeckt. Der Pathologe sagte dann: TNM pT2a, high grade. (Die G1, G2, G3-Klassifizierung, die hier im Forum benutzt wird, tauchte nirgends auf.) Mein behandelnder Arzt, Prof. von Rundstedt, sagte mir dann: "Bei dem Befund müsste ich Ihnen eigentlich die Blase rausnehmen. Aber Sie sind über 70 und stark übergewichtig. Unter diesen Umständen ist so eine Operation für den Operateur sehr schwierig und für den Patienten mit erheblichen Risiken behaftet. Ich denke daher, dass wir Sie noch einmal nachresezieren sollten, anschließend Chemo und Bestrahlung."

    Die Nachresektion wurde dann am 08.02.2024 gemacht - pathologischer Befund steht noch aus.

    Am 14.02. wurde ich schon zum Vorgespräch in die Strahlenklinik bestellt. Der Oberarzt teilte mir mit, eine Chemotherapie mit Cisplatin komme nicht in Frage (meine Nierenwerte seien dafür zu schlecht). Statt dessen denke man an eine Chemotherapie mit Mitomycin "plus 5FU". Aber ob ich dafür in Frage komme, hänge davon ab, ob ich das verstoffwechseln kann. Er nahm eine Blutprobe - das Ergebnis würde ich binnen ca. zehn Tagen bekommen.

    Am 20.02. soll ich für ein "Planungs-CT" kommen. Die Erklärung dazu habe ich so verstanden, dass man meinen Körper haargenau vermessen will, um später garantieren zu können, dass die Bestrahlung wirklich nur das beabsichtigte "Zielgebiet" trifft und möglichst nichts sonst.

    Am 23.02. soll ich für ein Aufklärungsgespräch wegen "Port" kommen. Was das ist, habe ich mir erklären lassen: In eine geeignete Vene im oberen Brustraum wird ein dünner Schlauch eingeführt. Durch diesen Schlauch wird das Chemo-Mittel in den Blutkreislauf eingebracht. Das andere Ende dieses Schlauchs ist mit einer "Kammer" versehen. Die wird irgendwo zwischen Schlüsselbein und Brustwarze ins Unterhautfettgewebe eingepflanzt. In diesen "Port" wird dann bei der Chemo eine Nadel eingestochen, über die das Mittel von außen zugeführt werden kann. Das geschieht entweder stationär (es dauert lange) oder über eine Apparatur, die sicher irgendwie anders heißt, die ich für mich aber "Pumpe zum Mitnehmen" getauft habe. Letztere hat den Vorteil, dass man nicht im Krankenhaus sein muss.

    Die Chemotherapie soll in der ersten und fünften Behandlungswoche stattfinden. Die Bestrahlung geschieht fünf Mal pro Woche und beginnt am 04. März. Angepeilt sind zwischen 25 und 33 Bestrahlungen. Und zwar sei das "nichts Radioaktives", sondern "harte Röntgenstrahlen".


    Was für mich noch nicht ganz klar ist: Wie die Chemo stattfinden soll, stationär oder nicht, und auf was für Nebenwirkungen der Chemo ich mich einstellen soll. Der Oberarzt der Strahlenklinik hat mir vorerst nur beschrieben, was als Nebenfolge der Bestrahlung auftreten kann. Ich nehme an, das andere hat er deswegen noch nicht erklärt, weil ja noch offen ist, ob "Mitomycin plus 5FU" bei mir überhaupt angewendet werden wird.


    Mein Urologe, der mich zu HELIOS geschickt hatte, sagte: Resektion per TUR plus Chemo und Bestrahlung ist gegenüber der radikalen OP nicht zweitranging, sondern gleichwertig, was die Chancen angeht. Das selbe sagte auch der Oberarzt der Strahlenklinik.


    Jetzt, acht Tage nach der zweiten Resektion, habe ich immer noch leichte Schmerzen beim Wasserlassen, und ein bisschen rot ist es auch noch. Und ich kann nie so richtig unterscheiden, ob der "Drang", der mich aufs WC ruft, nun eigentlich von der Blase oder vom Darm ausgeht.


    Ich bin dankbar für jeden Rat oder Zuspruch, den mir jemand geben kann, und werde natürlich von mir aus weiter berichten.

  • Hallo @ Historiker,

    herzlich willkommen im Forum, hier antworten dir Betroffene und Angehörige.

    Schade das du nicht OP fähig bist, den Fall hatten wir bisher kaum.

    Die Radiochemotherapie wird in diesem Forum insgesamt recht selten erwähnt und in der Kombination wie du sie beschreibst wohl noch gar nicht.

    Fakt ist aber dass die Urologische Gesellschaft kürzlich verkündet hat mit man der RC Therapie bei einem pT2 mittlerweile genau so gute Ergebnisse zu erzielt wie bei einer Zystektomie. Hier im Forum wird das kritisch beäugt. Die Entwicklung geht weiter und die Onkologen/ innen haben da entsprechendes Fachwissen welches ins im Detail hier wohl nicht immer zur Verfügung steht.

    Lese dich ein, stelle Frage hier in deinem Thema damit der Zusammenhang erhalten bleibt, eröffne möglichst selten bis gar nicht neue Themen.

    Gruß Dirk

    19.1.21 TURB pT1G3, 60% kleinzellig

    8.2.21 TURB pTaG2

    14.4.21 Zystektomie, Blase o. Befund, k. Chemo

  • Ein wenig lese ich es wie einen unterschwelligen Vorwurf wenn hier die Radio-/Chemotherapie mit Vorbehalten betrachtet wird. Ich denke, dass nicht ein Forum darüber befindet welches der richtige und/oder sinnvolle Weg ist sondern vielmehr der erfolgreiche und zahlenmäßig fundiert messbare Einsatz dieser Variante zur Bekämpfung des muskelinvasiven Blasentumors mit dem Erhalt der Harnblase.


    Es wäre doch ein Quantensprung wenn diese Variante alle bisher in großer Zahl durchgeführten Operationen ersetzen könnte.


    Gruß wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Guten Tag Historiker und herzlich willkommen im Forum! Danke für die ausführliche Schilderung deiner Lage. Ich kann zwar wenig dazu beisteuern, finde es aber ebenso wie Dirk EZTU999 interessant, neue Entwicklungen und Erkenntnisse kennenzulernen. Dein Fall interessiert mich auch deshalb, weil mein Vater gerade in der Situation ist, dass eine Zystektomie angeraten wäre, aber nicht möglich ist (bei ihm aus Altersgründen und wegen mangelnder körperlicher Fitness). Daher interessieren mich mögliche alternative Wege und ich wäre dir dankbar, wenn du weiter berichtest. Nur einen kleinen Beitrag kann ich zu dem von dir Gesagten leisten. Ich habe selbst einen Port und kann nur dazu raten! Das Setzen ist einfach, und die Chemotherapie läuft darüber problemlos und schmerzlos. Ich habe eine Chemotherapie und eine Immuntherapie über den Port bekommen und habe ihn heute immer noch. Er ist sehr praktisch auch zum Blutabnehmen. Also sehr gute Entscheidung von dir!

    Die Chemotherapie findet nur dann stationär statt, wenn dies nötig ist (also für nächtliche Beobachtung etc.). Gewöhnlich kann sie ambulant gemacht werden. Ich war dafür in einer Tagesklinik, wo ich mich sehr wohlgefühlt habe. Die Nebenwirkungen können unterschiedlich sein, man kann ihnen aber mit heutigen Mitteln sehr gut entgegenwirken. Oft tritt Übelkeit auf, gegen die man Medikamente mit nach Hause bekommt.

    Dir weiterhin alles Gute

    Claudia

    Zystektomie 22.3.21. pT3b pN2 (4/23) L1 V0 Pn0 R0 G3.4 ZyklenCis/Gem. Zufriedenes Beuteltier.

  • Hallo Historiker ,

    bzgl. Port kann ich Claudia nur beipflichten; das ist eine enorme Erleichterung für die Chemo.

    Meine Chemo (2014) habe ich ebenfalls mit einem Platin/5FU-Schema bekommen, wobei ein Teil ambulant beim Onkologen

    gemacht wurde (einige Std.) und der zweite Teil tatsächlich über Nacht durch die "Pumpe zum Mitnehmen" verabreicht wurde.

    Alles Gute

    Harald

    Zystektomie 05/2013 pT3a pN0 (0/25) G3 R0 L1 V0 mit Anlage Ileum-conduit. 09/2013 Einlage beidseits Schienen. Rezidiv 01/2014. 3 Zyklen Chemo. Seither rechts Schiene

  • Hallo zusammen,

    ich berichte, was es Neues gibt:


    In meinem Entlassbrief nach der 2. TURB habe ich entdeckt, dass da unter Diagnosen steht: "Papilläre Tumore distaler Ureter rechts". (Im Entlassbrief nach der 1. TURB stand allerdings noch: "unauffälliger oberer Harntrakt bds." (Haben die da bei der 2. OP etwas entdeckt, was bei der 1. noch nicht gefunden wurde? obwohl sie auch bei der 1. OP schon lt. OP-Bericht eine "Ureterbougierung bds." durchgeführt haben? Und heißt "distal" nicht, dass das, was immer sie gefunden haben, nicht am Blasen-Ende des Harnleiters, sondern am Nierenbecken-Ende sitzt?)


    Heute war ich für ein Planungs-CT in der Strahlenklinik (ich habe das für mich übersetzt als "zur Probe liegen".) Es wurde ein CT angefertigt, das die Grundlage für die notwendige Körperposition bei der Bestrahlung abgibt. (Der Arzt sagte so ganz nebenbei, dass 20.000 Bildpunkte übereinstimmen müssen, bis man zufrieden ist.)

    Bei dieser Gelegenheit habe ich den histologischen Befund der 2. TURB bekommen; darin wird die Erstdiagnose bestätigt: pT2a high grade. Als begutachtetes Material werden nur Späne von Blasenboden, Blasendach und Tumorgrund erwähnt - nicht vom Ureter.


    Heißt das, die haben "papilläre Turmore" irgendwo gefunden, aber keine Probe davon genommen und nicht begutachten lassen? Ich bin beunruhigt.


    Der Termin für die Port-OP steht jetzt fest: 27.02. Was noch nicht feststeht: Der Termin für die Planung der Chemo. Ich weiß immer noch nicht, was für eine ich bekommen soll.

    Datum und Uhrzeit für den Bestrahlungsbeginn habe ich jetzt auch.


    Irgend jemand hat mir gesagt, dass es ratsam sein kann, vor der Radiochemotherapie eine professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen. Grund: Dabei werden Beläge entfernt, auf denen sich Bakterienbesiedlungen befinden. Damit verringert sich das Risiko von Zahnfleisch- und sonstigen Mundinfektionen, die sonst bei der herabgesetzten Immunabwehr auftreten könnten. Glücklicherweise spielt mein Zahnarzt mit und hat mir einen kurzfristigen Termin gegeben.


    Bis auf weiteres...

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